Genetikk habe die Pfade von D.N.A. und Voodoozirkus eingestampft und einen neuen, unbekannten Weg eingeschlagen – oder pendelt nun sogar zwischen zwei grundverschiedenen Richtungen hin und her… So in etwa ist der Tenor der Kritik zu Genetikks viertem Album Achter Tag, das sie pa**enderweise an Tag Acht im Mai 2015 veröffentlicht haben. Zugegeben, am Rande der Kluft zwischen den dominierenden Themengebieten ist schon ein tiefer Abgrund zu sehen, aber die Jungs aus Zazabrooklyn waren immer schon radikal und auch ein gewisses Maß an Ambivalenz kann man ihnen nicht absprechen. Achter Tag begrüßt mit dem Titelsong, der mit Wu-Tang'scher Anmutung von einem asiatischen Movie-Sample eingeleitet und von einem Beat abgelöst wird, der ebensogut frisch von der West Coast eingeflogen sein könnte. Karuzos unverkennbare, raue Stimme und perfekt gesetztem Flow im Migos-Style machen aus diesem Intro ein Brett. “Rap Superstar” und “Überüberstyle” schaffen es die eingangs erzeugte Kopfnicker-Stimmung weiterzutragen. Zum einen geht es um gesellschaftskritische Themen, wie im tadelnden “Wünsch dir was”, dessen Desillusionierung durch dezent eingesetzte Elemente aus der Märchenwelt aufgelockert wird, andererseits ist der unbedingte Wunsch nach Erfolg, ihr Streben danach, Reichtum und dem uneingeschränkten Frönen des Konsums Gegenstand der Lyrics. Diese Thematik gipfelt mit “22MMM” in einer Huldigung von Nike, Adidas & Co. SSIO liefert auf “Jungs ausm Barrio” einen überragenden Gastpart ab, dem es höchstens an einem “Nuttööö!” fehlt. Abschließend gibt sich Genetikk in “Sterne” und “Outta This World” spirituellen Fragen hin. Wodurch ein Album aber erst zu einem Genetikk-Album wird ist, wenn Karuzo Einblicke in seine innere Welt gewährt. Im Laufe seiner Entwicklung hat Karuzo mit jedem Album näher zu sich selbst gefunden und sich vom zerstörerischen Wahnsinn entfernt, was auch die Darstellung seiner Welt verändert hat. Bekam man bisher nur die im Chaos versinkende, verzerrte Wirklichkeitswahrnehmung des “Clown” Karuzo detailliert umschrieben, wird seine Innenwelt im Track "Caput Mundis" nun durch Bezugnahme auf die antike Mythologie und nicht zuletzt natürlich dank der Videoauskopplung deutlicher beschrieben als je zuvor und aus einer abstrakten Vorstellung wird ein klares Bild von Karuzos Zufluchtsort.