Sophokles - Antigone. Dritter Akt. Erste Szene. lyrics

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Sophokles - Antigone. Dritter Akt. Erste Szene. lyrics

Kreon. Hamon. Der Chor. Kreon Bald haben wohl, o Sohn, mehr als die Seher Wir endliche Entscheidung. Schließest du dein Ohr mir, Der jungen Frau zulieb, und kommst mit Wut zum Vater? Sag, oder bleibst du mir in allem meinem Handeln? Hämon Vater, dein bin ich. Milde Denkart hast du, Richtest mir recht. Da mag ich gern dir folgen. Denn so viel schätz ich keine Hochzeit nicht, Daß sie mir lieber als dein Glück im Herrschen. Kreon Wohl, Sohn. So auch muß in der Brust es sein, Daß väterlicher Meinung alles nachgeht. Darum auch wünschete zuerst der Mann Ein fromm Geschlecht und häuslich zu gewohnen, Daß es mit Schaden fernhält einen Feind, Den Freund hingegen ehrt, so wie den Vater. Wenn aber untaugliche Kinder einer zeugt, Von dem sprichst du auch wohl nichts anderes, Als daß er Mühe nur sich selbst und viel Gelächter für die Feinde sich gezeuget. Wirf darum jetzt, o Sohn, des Weibes wegen nicht Aus Lust die Sinne weg, und denke, daß Das eine frostige Umarmung wird, Ein böses Weib beiwohnend in den Häusern. Auf Erden, was schlägt mißlichere Beulen Als schlimme Freund'? Acht' aber du das gleich Gottlosen! laß das Mädchen einen frein Beim Höllengott! denn offenbar hab ich Getroffen sie, daß von der ganzen Stadt Sie untreu war allein; und darf jetzt nicht als Lügner Bestehen vor der Stadt und muß sie töten. Mag dann sie das wegsingen bei dem Bruder. Verdirbt das Eingeborne, nähr ich fremd Geschlecht. Denn wer im Angehörigen nur gut ist, Erscheint auch in der Stadt als ein Gerechter. Wer aber übertretend den Gesetzen Gewalt will antun oder Herrscher meistern, Von mir kann dem nicht wohl ein Lob zufallen. Wen aber eine Stadt hat eingesetzt, Dem soll man Kleines, Rechtes, Ungereimtes hören. Und dieser Mann, ich glaube das, er wird Wohl herrschen, wird auch gute Herrschaft wollen, Und in der Speere Stürmen angestellt, Wird ein gerechter Helfer der und trefflich bleiben. Denn herrnlos sein, kein größer Übel gibt es. Denn das verderbet Städte, das empört Die Häuser, das reißt Lücken im Speergefecht. Die aber recht gerichtet sind, bei denen Erhält die Obrigkeit die vielen Körper. So sichre du, die eine Welt dir bilden, Und weiche nie dem Weib, in keinem Dinge. Denn mehr gilt's, muß es sein, mit einem Mann zu fallen, Daß nimmer wir genannt sei'n hinter Weibern! Chor Uns, wenn uns nicht im Finstern hält die Zeit, Scheint das mit Sinn gesagt, wovon du redest. Hämon Als wie von Gott, himmlisch kommt die Besinnung, Mein Vater, die auch ist von allem Gut das beste. Mein eigen Leben aber kann es nicht, Weiß auch nicht, ob du recht geredt, zu sagen. Mag andern zu das Schöne ziehn von nun an, Für dich war ich am Leben, zu beschauen, Was einer sagt und tut und tadelt, alles. Von dir das Auge wäre für das Volk, Für Worte, die du gern nicht hörst, zu furchtbar. Mir aber ward, zu hören das Vertrauen, Und wie die Stadt voll ist von Trauer um die Jungfrau: "Die soll, die Unschuldigste von den Weibern, So schlecht vergehn ob dem, was sehr ruhmvoll getan war? Die ihren Bruder, der in Mord gefallen, Vom unbarmherz'gen Hunde grablos wollte Nicht fressen la**en, noch der Vögel einem, Soll eine solche goldnen Ruhms nicht wert sein?" So finster ingeheim kommt das Gerücht uns. Wenn dir es aber wohl vonstatten geht, Mein Vater, drüber geht kein Eigentum mir. Wenn ja der Vater blüht, was steht dann Kindern Von gutem Rufe gottesähnlicher, Als kindliches Betragen vor dem Vater? Und hege nur in dir jetzt keine eigne Sitte, Und sage nicht, du habest recht, kein andrer. Denn wer allein hält von sich selbst, er habe Gedanken nicht und Sprach und Seele wie ein andrer, Wenn aufgeschlossen würd ein solcher Mensch, Erschien' er leer. An einem Manne aber, Wenn irgendwo ein Weiser ist, ist's keine Schande, Viel lernen und nichts gar zu weit zu treiben. Sieh, wie am Regenbache, der vorbeistürzt, Die Bäume all ausweichen; alle denen Erwärmet ihr Gezweig; die aber gegenstreben, Sind gleich hin; sonst auch, wenn ein habhaft Schiff Sich breitmacht und nicht weichen will in etwas, Rücklings hinunter von den Ruderbänken Muß das zuletzt den Weg und gehet scheitern. Gib nach, da wo der Geist ist, schenk uns Ändrung, Und wenn im Wort hier aus mir selber auch Dabei ist eine jugendliche Meinung, Ist alten Geists ein Mann, voll in vollkommnem Wissen; Ist dieser nicht dabei, denn selten will es so gehn, So ist von Worten auch, die gut sind, gut zu lernen. Chor Mein König, billig ist es, wenn er an der Zeit spricht, Zu lernen, aber du von dem auch. Denn Mit zweien Stimmen wurde recht gesprochen. Kreon Da ich so alt bin, will ich meinetwegen Auch lernen denken in der Art von dem hier. Hämon Niemals beleidigen. Bin ich ein junger Mensch, Muß man nicht auf die Zeit mehr als die Tat sehn. Kreon Ist's Tat, dem huldigen, was gegen eine Welt ist? Hämon Mein Rat ist's nicht, an Bösen Frömmigkeit zu üben. Kreon Ist nicht die hier in solcher Krankheit troffen? Hämon So nicht spricht dies genachbarte Volk Thebes. Kreon Der Ort sagt mir wohl, was ich ordnen muß. Hämon O sieh nun auf, allda, wie das verwegen jung klingt. Kreon Und wohl ein anderer soll Herr sein in dem Lande? Hämon Es ist kein rechter Ort nicht auch, der eines Manns ist. Kreon Wird nicht gesagt, es sei die Stadt des Herrschers? Hämon Ein rechter Herrscher wärst allein du in der Wildnis. Kreon Der, scheint's, ist von dem Weib ein Waffenbruder. Hämon Wenn du das Weib bist. Deinetwillen sorg ich. Kreon O schlecht! schlecht! ins Gericht gehn mit dem Vater. Hämon Weil ich nicht seh, wie du das Recht anlügest. Kreon Wenn meinem Uranfang ich treu beistehe, lüg ich? Hämon Das bist du nicht, hältst du nicht heilig Gottes Namen. Kreon O schamlos Wesen, schlechter als das Weib. Hämon Nicht wirst du wohl mich finden hinter Schlechtem. Kreon Und so bis hieher setzest du dich ihr zulieb aus? Hämon Ihr, dir und mir zulieb, und Todesgöttern. Kreon Schon ist es nicht mehr Zeit, daß du sie nehmest lebend. Hämon So sterbe sie, verderbe sterbend einen. Kreon Ist es heraus? wie frech noch nach der Zornlust! Hämon Das ist für einen leeren Sinn sie freilich. Kreon Wein und besinne dich; leersinnig kannst auch du sein. Hämon Wärst du es selbst nicht, hielt ich dich für treulos. Kreon Schöntun, des Weibes Werk, betöre mich nicht! Hämon Du möchtest etwas sagen, hören nichts. Kreon So ist es. Doch beim Himmel meiner Väter! So nach Gelust sollst du nicht kränken mich mit Tadel. Schafft weg die Brut, vor Augen soll sie, gleich, In Gegenwart, hart an dem Bräutigam, sterben. Hämon Nicht wahrlich mir. Das la**e nie dir dünken. Nicht untergehn wird diese, nahe mir. Und nimmer sollst du sehn mein Haupt vor Augen, Damit du ungestört mit denen bleibst, die dein sind. Hämon geht ab. Chor Der Mann, mein König, ging im Zorne schnell, Ein solch Gemüt ist aber schwer im Leiden. Kreon Er tu es! denke größer als ein Mann! Doch rettet er vom Tode nicht die Mädchen. Chor Denkst du sogar zu töten diese beiden? Kreon Nicht die, die's nicht berührt; da hast du recht. Chor Und denkst du über jene nach; wie willst du töten? Kreon Sie führen, wo einsam der Menschen Spur ist, Lebendig in dem Felsengrunde wahren, So viele Nahrung reichen, als sich schickt, Daß nicht die Stadt zuschanden werde vollends. Dort wird sie wohl zum Todesgotte beten, Den sie allein von allen Göttern ehrt, Und werden kann ihr's, daß sie nimmer stirbt. So wird sie einsehn, aber geisterweise: Es sei doch Überfluß, Totes ehren. Kreon gehet hinein.