Red Pill - Mixtape des Monats, Episode 2: Red Pill – Learning To Punch lyrics

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Red Pill - Mixtape des Monats, Episode 2: Red Pill – Learning To Punch lyrics

Vorweg eine traurige Nachricht: Der von mir hoch geschätzte und gern gelesene Tom Breihan stellt nach dreieinhalb Jahren sein Feature Mixtape Of The Week bei stereogum.com ein. Man muss kein kleiner Sherlock Holmes sein, um zu erkennen, da** diese wöchentliche Kolumne bei der Themenwahl und der Namensgebung meiner Reihe hier eindeutig als Vorbild diente. Und die gute Nachricht gleich hinterher: Tom schreibt auch weiterhin jede Woche über Rap – nur eben jetzt mit etwas anderem Fokus in seiner neuen Kolumne The Week In Rap. Nun aber zu meinem schamlosen Abklatsch und damit der zweiten Ausgabe von Mixtape des Monats. Als ich Noel Gallaghers Aussagen zu deutschem Rap in der aktuellen Spex gelesen („Das ist mit Abstand das Absurdeste, was ich in den letzten Jahren gehört habe. Rap mit deutschen Texten? Heilige Scheiße!”) und die nicht minder kindische Reaktion der HipHop-Community daraufhin verfolgt habe, wollte ich zunächst quasi aus Trotz über Nino El Dinos Kreise mit den Münchner MCs Edgar Wa**er, LUX, Brian Damage und vielen weiteren schreiben, aber so richtig hat mich das Projekt dann doch nicht gepackt. Ganz anders sieht es bei Futures neuem Mixtape Beast Mode aus, das ich seit Wochen rauf und runter höre und das wirklich großartig ist – aber da gibt es mittlerweile so viele gute Texte zu, da** auch dieses Tape ein recht langweiliges Thema wäre. Stattdessen also Red Pills Learning To Punch EP. Red Pill, den man vor allem als Teil des Trios Ugly Heroes mit Apollo Brown und Verbal Kent kennt, hat gerade einen Vertrag über mehrere Alben mit der Mello Music Group unterzeichnet und stellt sich mit dieser EP nun als neues Mitglied der MMG-Familie vor. Mit drei Songs und gerade einmal rund 11 Minuten Laufzeit ist Learning To Punch – ähnlich wie das Pistol P Project in der letzten Folge – vor allem ein Appetitanreger, der Lust auf die kommenden Projekte des MCs aus Detroit machen soll. Wie es sich für einen gut erzogenen Jungen gehört, stellt sich Chris Orrick im Opener Smile über einem souligen Instrumental von seinem neuen Labelkollegen Oddisee erst einmal vor, erzählt von seiner Kindheit, seiner alkoholkranken Mutter, dem Umzug von Detroit ins verschlafene Howell und schafft es, trotz aller Probleme einen optimistischen Ton anzuschlagen und tatsächlich mit dem titelgebenden Lächeln zurückzublicken. Im folgenden All Of Us prangert Red Pill dagegen weniger versöhnlich den Ra**ismus im US-amerikanischen Polizei- und Rechtssystem an und fa**t den Fall des Afroamerikaners Eric Garner, der im Juli 2014 bei seiner Festnahme durch mehrere Polizisten erwürgt wurde und dessen Mörder trotz belastender Videoaufnahmen freigesprochen wurden, in wenigen deprimierenden Worten zusammen: „If Eric Garner looked like me, he would've never been k**ed.“ In der zweiten Strophe nennt er weitere berühmt-berüchtigte Fälle und klagt vor allem die schweigende Mehrheit seiner weißen Mitmenschen an, die sich durch ihre Tatenlosigkeit mitschuldig macht: Cops k**ing children, murderers making millions How dare us feeling that Darren Wilson's a villain? They made a villain of Michael Brown and he died for it Wilson k**ed an unarmed kid and he wasn't tried for it I gotta ask, what if it happened to you? What if that was your son what do you imagine you'd do? I think the sickest sh** about it is White people see a Black mother crying and it doesn't make them think about their kids All people want in life is to be allowed to live America just told black people that their lives' amount to sh** And I'm sick of hearing people trying to justify it Shut your f**ing mouth, the cops and prosecutor lying. This system was designed for drawing lines Black and white, cops and robbers, rich and poor, you can't see it then you're blind Being silent is complicit, violence is a sickness Put yourself in someone else's f**ing shoes just for a minute. Auch bei dem von Duke Westlake produzierten letzten Song One Day behält Chris Orrick diesen sozialkritischen Ton bei, stellt allerdings abstraktere Fragen nach Glauben, Gier, Antrieb und Zielen im Leben und der alles entscheidenden Frage, wann man eigentlich endlich damit beginnen will, seine Pläne auch in die Tat umzusetzen. Zumindest für Red Pill selbst scheint die Learning To Punch EP ein weiterer kleiner Schritt in die richtige Richtung.