Norbert Jan Mayer - Spieglein, Spieglein an der Wand (Deutsche Schizophrenie) lyrics

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Norbert Jan Mayer - Spieglein, Spieglein an der Wand (Deutsche Schizophrenie) lyrics

Ich Deutscher bin ein Phänomen Der Meinung nach leicht schizophren Und anzusiedeln zwischen den Extremen! Verjüngt von einem Reinheitstrieb Ist mein Gedächtnis wie ein Sieb – Hier steh' ich, doch ich bin's nicht, bin mein Schemen! Es will ja stets das Beste nur Mit Nietzschens Peitsche macht es Kur – Versucht die ganze Menschheit mitzuadeln! Gebt acht, gleich wird er radikal: Der Deutsche sucht ein Ideal! Wer möcht' mit Fäusten die Gesinnung tadeln? Spieglein, Spieglein an der Wand Der vor mir steht, der ist mir unbekannt – Und zeigst du mir auch mein Gesicht: Ich schwöre dir, das bin ich – ich nicht! Wir pflanzen nicht Vergiss-mein-nicht Sind rechnerisch Genies auch nicht Und ziehen aus dem Chaos keine Summe! Wir lieben leider lieber gleich Romantik, Eichenlaub und Reich Und suchen eine and're blaue Blume – Zitier'n aus der Vergangenheit Statt Adolf lieber Goethezeit! Und ausserdem erscheint es uns viel wicht'ger! Weil wir nun einmal schizophren Uns anders als die Anderen zu seh'n – Addier'n statt uns'rer Morde uns're Dichter! Spieglein, Spieglein an der Wand Der vor mir steht, der ist mir unbekannt – Und zeigst du mir auch mein Gesicht: Ich schwöre dir, das bin ich – ich nicht! Nun hatten wir doch tausend Jahr' Die Zeit zu seh'n, wie's wirklich war – Doch nur den Toten war es eine Lehre! Und haben, über Nacht geweckt Die Liebe für den Rest entdeckt – Unarisch mit Rabatt bezahlt die Ehre! O macht euch nicht ins eig'ne Nest – Am Besten ist es, ihr vergesst Was gratis bei Endlösung tot geworden! Sind wir ein Volk von Henkern nicht – Von Dichtern oder Denkern nicht? Die dachten, die sind leider schon gestorben! Spieglein, Spieglein an der Wand Der vor mir steht, der ist mir unbekannt – Und zeigst du mir auch mein Gesicht: Ich schwöre dir, das bin ich – ich nicht! Kein Dreißigjähr'ger Krieg, kein Heer Und höchstens noch die Feuerwehr – So dachten wir seit langem uns zu schonen! Kartoffelkeller, aus Verseh'n Wird Bunker, deutsch, im Handumdreh'n – Aus unserm Spielzeug Panzer und Kanonen! Und selbst der deutsche Kirchenchor Im Gleichschritt geht durchs Kirchentor: Befehl – Beamter – altgewohnte Schritte! Mit Impfschein, Eid und Größenwahn Bin ich bis Ende Untertan – Zurechnungsfähig, drum, vermindert, bitte! Spieglein, Spieglein an der Wand Der vor mir steht, der ist mir unbekannt – Und zeigst du mir auch mein Gesicht: Ich schwöre dir, das bin ich – ich nicht! Die Andern haben uns studiert Und mathematisch sezessiert – Uns selber einzuseh'n war nie von Dauer! Zwei Seelen wohnen, ach, sagt' schon Der Allergrößte der Nation – So zogen wir vor Luther schon die Mauer! Tun jammernd in die Zukunft fort – Die Angst, uns heil zu seh'n, schafft Mord – Und spielen mit der Trennung süße Leiden! Wir wollen, da** ein Teil sich fügt – Wer für Vereinigung ist, lügt! Wir schießen um im Andern uns zu meiden! Spieglein, Spieglein an der Wand Der vor mir steht, der ist mir unbekannt – Und zeigst du mir auch mein Gesicht: Ich schwöre dir, das bin ich – ich nicht!