Manfred Krug - Epistel Nr. 14 - Seht Ihr, Vater lyrics

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Manfred Krug - Epistel Nr. 14 - Seht Ihr, Vater lyrics

Seht ihr, Vater Movitz hat Unser Leben gründlich satt Er will malen Drum entfloh er aus der Stadt! Seine Farben flimmern hell In die Kruken füllt er schnell In die Schalen Öl und Stifte von Pastell! Prächtig muss dem Gast die Staffel sich erheben Erst spannt er die übergroße Leinwand, dann Sitzt er stolz davor und gibt dem Viereck Leben Bildet eine Hirtin, süß wie wie Marzipan! Ihre Lippen vorne an Ob er die auch küssen kann? Seht dem hübschen Alten zu Ach, er findet keine Ruh' Denn er kleckert Sich auf Rock und Hemd und Schuh! Seine Weste hat er schlau Abgedeckt, er weiß genau Da** sie meckert Seine neuer Wäschefrau! Seht, schon wird das Auge müde! Er ist tüchtig Doch gesteht, da** ihm das Trinken auch gefällt Und so will er Beides, doch er sieht nicht richtig Denn er hat die Leinwand auf den Kopf gestellt! Movitz, deine Kunst gefällt Trink und nimm verdientes Geld! Leer die Flasche, sei gescheit Lässt du deinem Genius Zeit Sich zu wärmen Reicht er noch einmal so weit! Trink bei jedem Pinscelschlag Hänge deiner Sehnsucht nach Du sollst schwärmen So, als wär's dein Hochzeitstag! Bald wir Freia um dein schönes Bildnis schweben Bald hat Amor deine wunde Brust zerstört Und mal wirst du lächeln und dann wieder beben Wenn dein Pinsel in den weißen Schleier fährt! Movitz, du malst ungestört Was nicht mehr dazugehört! Seht die Hirtin, prall geschnürt Und von Amors Hand geführt So vollendet Sitzt sie strahlend und gekürt! Locken in das Haar gelegt Wo sie Perlenketten trägt Ach, sie blendet Bis das kühlste Blut sich regt! Höher schwillt die Brust und atmet sie ein Weilchen Blitzt ein Kreuz hervor, ein Halskreuz aus Rubin Vor der Brust vermengen Schleier sich und und Veilchen Und darunter blinkt das Kleid in Karmesin! Solche Schönheit nachzuzieh'n Ward dem Movitz nun verlieh'n! Movitz stirbt vor Andacht fast Denn er malt auf hellen Glast Das Paar Beeren Die der Busen zärtlich fa**t! Ach, nun fühlt auch seine Glut Was dort unterm Schleier ruht Statt zu wehren Trinkt er kräftig und schöpft Mut! Leise lacht die Hirtin, lässt das Köpfchen wiegen Löst das Perlenband und lässt das Mieder seh'n Fächelt mit dem Fächer, lockt dann mit Intrigen Unser'n Alten, von dem Bilde aufzusteh'n! Unter Blüten bla** und schön Lässt sie ihren Körper seh'n!