Wortfront - Dezember 95 (Eine wahre Geschichte) lyrics

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Wortfront - Dezember 95 (Eine wahre Geschichte) lyrics

Ich kannte sie ganz gut noch von der Schule hier Ich glaube sie war damals eine Kla**e unter mir Ihre Eltern Börsenadel – reich, aber richtig! Mille plus oder minus war für die doch gar nicht wichtig Hatten alles, wirklich alles, was ein Kind begehrt Riesen Villa mit Teich, 'nen Hund und ein Pferd Sie hat nie was entbehrt Hat sich um nie was geschert Für sie war jeder Luxus locker nur ein Lächeln wert! Sie war beliebt und frech und ziemlich durchgeknallt Hat ein bisschen gekifft – so wie jeder halt Wir haben's spät geschnallt und der Herbst war schon um Und sie hing nur noch mit diesen bla**en Typen rum Dabei schien sie auf einmal erwachsen und alt Ihre Blicke, ihre Augen wurden katzig und kalt Es war klar, was sie braucht Und da** sie nicht bloß nur raucht Und bald ist sie auch nicht mehr in der Schule aufgetaucht Manchmal im Dezember, wenn ich fern die bunten Lichter seh' – Manchmal im Dezember, schreib' ich heimlich ihren Namen in den Schnee! Die Nachbarn meinten: "Früher war sie freundlich und so smart drauf!" Im Dezember '95 war sie dann schon richtig hart drauf Das volle Programm, die ganze Palette Das Ende jeder Nadel in der Nahrungskette Manche Menschen schaffen's ja, wieder aufzusteh'n Doch ich glaub', es war ihr Wunsch, dabei draufzugeh'n! Vielleicht wollte sie auch nur, da** ihre Eltern mal kapier'n Man kann nicht alle Seelenschäden mit Kohle kompensier'n Ist ja schon witzig, wie das Leben so spielt Während der Vater an der Börse mit Derivaten dealt Und nur hundert Meter von seinem Bonzen-Büro Verreckt sein einziges Kind auf'm Bahnhofsklo Die Sanitäter blieben locker, cooler Spruch sowieso Und irgendwo "Last Christmas" im Radio Diagnose eins, zwo, - aber sonst gute Miene Rapport: "Überdosis – reine Routine" Manchmal im Dezember, wenn ich fern die bunten Lichter seh' – Manchmal im Dezember, schreib' ich heimlich ihren Namen in den Schnee! Schreib' ich heimlich ihren Namen in den Schnee! In der Zeitung gab es dann ein kleines Abschiedsinserat Und der Pfarrer hatte Worte aus Papier parat "In tiefer Trauer" und so weiter, mit dem üblichen Blabla – Man wusste, da** es ihren Eltern ziemlich peinlich war! Kaum ein Jahr danach, so als wäre nichts pa**iert Haben die sich dann zwei Kinder aus Brasilien adoptiert Man muss die Taschentücher nicht mit zuviel Tränen netzen Und wenn das eig'ne Kind kaputt geht, kann man's ja ersetzen! Manchmal im Dezember, wenn ich fern die bunten Lichter seh' – Manchmal im Dezember, schreib' ich heimlich ihren Namen in den Schnee! Schreib' ich heimlich ihren Namen in den Schnee!