Walter Mossmann - Schahmatt, oder Das Ende der Romanze des Sängers lyrics

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Walter Mossmann - Schahmatt, oder Das Ende der Romanze des Sängers lyrics

Wo sie auch immer stand und ging Ob eine Grauwolke über ihr hing - Immer lag Sonne auf ihrem Kastanienhaar! Wann immer ich sie angeschaut Schimmerte bronzen ihre Haut - Sie war die Tochter vom Leihbibliothekar! Wenn sie sich streckte, den Kriminalroman Für mich von den höchsten Regalen nahm War sie leibhaftig so schön wie Loreley! Ich starrte die Himmelsleiter hinauf Da schlingert mein Boot, ich denk' ich ersauf' - Da regt sich so mancherlei! Doch meine Regung ging ihr nicht nah - Sie liebte den persischen Schah! Wenn ich allmorgens zu ihr kam Mit meinem Kriminalroman Edel geschwellt vom Siege des Gerechten Zeigte sie mir das Foto gleich - Da saß er behaart, potent und reich In dem Parfum aus tausend und mehr Nächten! Ich schäumte und schrie: "Der üble Despot! Dem tät' ein bisschen Bastillesturm not Dem Playboy von Polizeignaden!" Sie lächelte süchtig und sah schon ganz fern Beschwärmte den goldgefa**ten Herrn - Ich konnte dem Wahnbild nicht schaden! Wenn es auch nur ein Märchen war - Sie liebte den persischen Schah! Als dann die Zeitung mit Schwarzpulver schoss: "Allah ist winzig - sein Schah riesengroß!" Da standen wir beide am Straßenrand - In den Karossen aus schwarzem Blech Saßen sie aristokratisch und frech Lächelten Trinkgeld für uns, den Vierten Stand! Ich schwang die Gitarre, lachte und pfiff Und spürte am Hals den genormten Griff Und den Stoß der Lakaienfaust! Ich kenne den Stiefel auf meinem Fuß Die Knüppel, die Schreie und einen Schuss Ich weiß, warum uns so graust Im Morgenland graust Im Abendland graust Und morgens und abends Und mittags und nachts Immerzu graust! Da war das Märchen allzu nah - Da lächelte, lächelte, lächelte nicht nur der Schah! Mancher verschloss dem Flüchtling die Tür Dahinter hockt feist die Bürgergier Nach Herrscherwollust und dem Ritt auf einem Pfau! Einer hält über der Menschenjagd Wacht Der lobet und preist, was die Jagdmeute macht - Alles zu Ehren des Gottkaisers fruchtbarer Frau! Mich trifft eine Stichflamme, heiße Wut - So ist es, wie es ist - für wen ist es gut? Die Wut läuft Amok - der Rücken übt Kotau! Wo sollten die Machtlosen anderwärts flieh'n Aus Barcelona, aus Boston, Berlin? Seht, an der Grenze hängt einer im Drahtverhau! Wo sie auch immer stand und ging Ob eine Grauwolke über ihr hing - Immer lag Sonne auf ihrem Kastanienhaar! Wann immer ich sie angeschaut Schimmerte bronzen ihre Haut - Sie war die Tochter vom Leihbibliothekar! Sie hat mir - im Traum - meine Wunden geküsst Sie hat mich - im Traum - geliebt, gewiss In tausend und mehr Nächten! Ich wach' morgens auf im bewachten Exil Lese die Zeitung und red' nicht mehr viel! Später einmal - wenn Gott will - werd' ich singen vom Sieg der Gerechten!