ERZÄHLER: Erwache, Held, in deinem Vaterlande Muß, wer es liebt, der Freude nun entsagen, Ein fremdes Heer bringt Ketten, schmiedet Bande, Dein edles Volk soll ferner Fesseln tragen. Das Richtschwert zuckt; die Fackel glüht zum Brande, Nun gilts für alles treu dein Alles wagen! Für heimisch Recht, im Streite stark, zu siegen, Und ists verwehrt, doch streitend zu erliegen! Dein Herzblut opfernd sollst du dich erheben Zu bittrem Haß aus süßen Minneträumen! Der Feind ist nah! Es harret mit Erbeben Dein Volk des Retters. Kann sein Egmont säumen? – Ihn ruft der Ruhm – die Pflicht – auf Tod und Leben[237] Zum Kampf hinaus, der Freiheit Bahn zu räumen. In Brüssels Mauern führt mit kaltem Spotte Der düstre Alba schon der Schergen Rotte! Marchia. Vivace [Fortführung von Zwischenakt III] ERZÄHLER: Umgarnt vom Netz des schlauen Jägers, steht Nun Egmont, ahnungslos des nahen Falles, Vor Philipps Todesboten ... für das Recht Erhebt er laut das Wort; für Recht und Pflicht! Denn nicht der Pflicht will er sein Volk entziehen, Ihm aber steht ein eisumzogner Fels Entgegen. Alba kennt nur Sklavenwert. Des fernen Herrschers schadenfroher Diener, Verbirgt er, was sein Herr von Huld gebot, Und lässt die Strenge nur, die Härte walten. Des Geistes ewig freiem Eigentum, Dem Glauben, will er enge Fesseln legen, Und Egmont ruft, im Innersten ergrimmt: »So fordre unsre Häupter! Ist es dann Auf einmal doch getan! Ob unter Schmach, Ob unters Beil des Niederländers Nacken Sich beugen soll – es gilt dem Edlen gleich! Umsonst, umsonst hab ich so viel gesprochen! – Die Luft erschüttert – weiter nichts gewonnen!« Und als der Edle jetzt mit stolzem Mut Sich ab von jenem Häscherführer wendet; Da bricht hervor die schwerverhaltne Wut. Nun hat der Held die schöne Bahn vollendet! – Es füllen fremde Söldner das Gemach. Zu ewgem Ruhm – dem Feind zu ewger Schmach – Muss Egmont, übermannt, den treusten Degen, Der Edle, zu des Knechtes Füßen legen. »Oranien!« ruft er aus. Des Freundes Mahnung, Achtlos verschmäht, nun wird sie Schreckensahnung! Des Kerkers Riegel klirrt .... O mildert, sanfte Saiten, Den grässlich herben Laut, der uns verletzt! Da** mildes Mitgefühl das Auge netzt, Da** mit dem Leidenden wir willig leiden! – Wenn in des Meisters schmelzendem Akkord Der Schmerz uns naht, verstummt das raue Wort. Zwischenakt IV Poco sostenuto e risoluto