Das erste, was ich sehe, als ich aus dem Bahnhof trete, auf den großen Platz davor, ist keine Frau. Stattdessen fällt mein Blick direkt auf einen wunderschönen, großen und auch äußerst luxuriösen Bau. Er wirkt auf mich wie ein Palast, nein, wie ein Tempel einer längst vergess'nen Gottheit, wie er da so steht. Ich seh mich selbst als Automaten, der wie ferngesteuert ganz mechanisch auf ein Heiligtum zugeht. Ein Wagenmeister steht am Eingang, der mit wohlgeübter Geste Pagen mit Gepäck ins Innere schickt. Die Menschen um mich nehme ich nun kaum noch wahr, ich bin von dieser Szenerie verzaubert und entzückt. Chauffeure halten Türen auf an den Automobilen, Gäste reisen an und andere Gäste ab. Die fein herausgeputzten Damen steigen ein und aus, und noble Herren nicken freundlich, aber knapp. Ich fühl mich wie ein Gläubiger, der beim Betrachten eines Doms beseelt auf seinen Knien dem Schöpfer dankt. Ich hör mich selbst den Namen kosten, der geschmackvoll und in großen Lettern über mir am Eingang prankt. In meiner Brust, da wächst ein tiefes Sehnen, und schlagartig wird mir klar: An diesen Ort gehör ich hin. Ich finde einen Weg, ich will und muss hinein. Ich weiß, sonst hat mein ganzes Leben nie mehr einen Sinn. Ich spüre ganz genau, heut ist mein Glückstag, und mit mir wird etwas Großes und Besonderes pa**ieren. Ich prüfe, wie mein Anzug sitzt, und gehe um den Block herum, es muss ein zweiter Eingang existieren. Da ist die Tür, hier strömen die Bediensteten und Lieferanten ständig wie Insekten ein und aus. Die Schwelle lädt mich ein, und so betrete ich zum allerersten Mal das große, wunderbare Haus. Ich fühle mich nicht mal eine Sekunde lang als Eindringling, was mich in meinem Wissen nur bestärkt. Ich bin da angekommen, wo ich hingehör. Ich bleib in dem geschäftigen Betrieb fast unbemerkt. Es werde händeringend ein Ersatz gesucht, die Stelle eines Hausmeisters ist erst seit kurzem frei. Der Vorgänger, so sagt man mir, sei unglücklich gefallen, und er brach sich leider das Genick dabei. Nur wenige Gespräche und ganz viele Flunkereien später bin ich im Hotel fest angestellt. Auf Probe nur, fürs erste, dennoch fühle ich mich wie der größte Glückspilz auf der ganzen weiten Welt. Ich denke, welch ein wundervoller Zufall, laut bemerke ich jedoch: "Welch ein bedauernswerter Tropf!" Ich arbeite ab jetzt im Paradies und hab zum ersten Mal seit langem auch ein Dach über dem Kopf. Vergessen ist die Somme, vergessen ist Versailles, vergessen ist die Not, das alles liegt weit hinter mir. Ab morgen bin ich ein ganz neuer Mensch, hab Perspektiven, und ich wünsche mir, ich blieb für immer hier.