Die Golems Hätt' ich dich nicht als süßes Kind gekannt, Mit deinem Seraph in den klaren Blicken, Dich nicht leitend in der Märchen Zauberland, Gefühlt der kleinen Hände zitternd Drücken: Ich möchte wohl dich mit Behagen sehen, Du wärst mir eine brave, hübsche Frau, Doch ach, jetzt muß ich unter deiner Brau', Muß stets nach dem entflohnen Engel spähen. Und du, mit deinem Wort, bedacht und breit, Dem klugen Lächeln und der Stirne Falten, Spricht dir kein armer Traum von jener Zeit, Wo deine Glut die Felsen wollte spalten? Ein braver Bürger bist du, hoch zu ehren, Ein wahrer Heros auf der Mittelbahn; Allein mein Flammenwirbel, mein Vulkan – Ach, daß die Berge Mäuse nur gebären! Weh ihm, der lebt in des Vergangnen Schau, Um bleiche Bilder wirbt, verschwommne Töne! Nicht was gebrochen, macht das Haar ihm grau, Was Tod geknickt in seiner süßen Schöne, Doch sie, die Monumente ohne Toten, Die wandernden Gebilde ohne Blut, Die leeren Tempel ohne Opferglut Die gelben Haine ohne Frühlingsboten! 's gibt eine Sage aus dem Orient Von Weisen, toter Scholle Formen gebend, Geliebte Formen, die die Sehnsucht kennt, Und mit dem Zauberworte sie belebend; Der Golem wandelt mit bekanntem Schritte, Er spricht, er lächelt mit bekanntem Hauch, Allein es ist kein Strahl in seinem Aug', Es schlägt kein Herz in seines Busens Mitte. Und wie sich alte Treu ihm unterjocht, Er haucht sie an mit der Verwesung Schrecken, Wie angstvoll die Erinnrung ruft und pocht, Es ist in ihm kein Träumender zu wecken –; Und tief gebrochen sieht die Treue schwinden, Was sie so lang und heilig hat bewahrt, Was jetzt nicht Lebens, nicht des Todes Art, Nicht hier und nicht im Himmel ist zu finden. O kniee still an deiner Toten Gruft, Dort magst du milde, fromme Tränen weinen, Mit ihrem Odem säuselt dir die Luft, Mit ihrem Antlitz wird der Mond dir scheinen. Dein sind sie, dein, wie mit gebrochnen Augen, Wie dein sie waren mit dem letzten Blick; Doch fliehe, von den Golem flieh zurück, Die deine Tränen nur wie Gletscher saugen.