Annette von Droste-Hülshoff - Gemüt und Leben - Kapitel 32 lyrics

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Annette von Droste-Hülshoff - Gemüt und Leben - Kapitel 32 lyrics

An Elise Zum Geburtstage am 7. März 1845 Das war gewiß ein andrer März, Ein Mond, den Blütenkränz' umhegten, Als Engel dich, geliebtes Herz, In deine erste Wiege legten; Das war gewiß ein Tag so frei, So frisch vom Sonnenstrahl umglommen! Doch auch im Wintermantel sei Er, wie der schönste, mir willkommen. Mir ward ein schlimmrer Mond zuteil, Um den kein Vogel je gesungen, Nur Eiseszapfen blank und steil Das kalte Diadem geschlungen; Ach, anders wirken Schnee und Eis, Und anders wohl der Sonnen Güte! ich steh', ein düstres Tannenreis, Du eine zarte Veilchenblüte. Doch fest zusammen, fest im Raum, Gehalten in des Winters Stürmen, Du schmücke mich zum Weihnachtsbaum, Und ich will deine Blüte schirmen; Dann muß uns, willig oder nicht, Das Leben reiche Gaben zählen, Und niemals wird das Himmelslicht, Der Poesie Beleuchtung, fehlen.