Annette von Droste-Hülshoff - 1844- Kapitel 89 lyrics

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Annette von Droste-Hülshoff - 1844- Kapitel 89 lyrics

Der Strandwächter am deutschen Meere und sein Neffe vom Lande »Sieben Nächte stand ich am Riff Und hörte die Woge zerschellen, Taucht kein Segel, kein irres Schiff? Schon dunkelt's über den Wellen. Nimm das Nachtrohr, Neffe vom Land'! Ich will in die Matte mich strecken, Dröhnt ein Schuß oder flackert ein Brand, Dann zieh an der Schnur, mich zu wecken.« »Schöner Platz, an der Luke hier, Für einen unschuld'gen Privaten! Drunten die See, das wüste Getier, Das Haie speit und Piraten. Von der Seeschlang' wütigem Kampf Auch hat man Neues vernommen, Weiß der Himmel, ob nicht per Dampf Ins deutsche Meer sie gekommen? »Ist's doch jetzt eine Wunderzeit, Wo Gletscher brennen wie Essen, Weiber turnieren im Männerkleid Und Knaben die Rute vergessen. Jeder Wurm entfaltet sein Licht Und jeder Narr seine Kappe, Also, Seele, wundre dich nicht, Wenn heute du stehst an der Klappe. »Vetter! ein Segel, ein Segel fürwahr, Ein Boot mit flatternden Streifen, Lichterchen dann, eine schwimmende Schar, Die unter den Flanken ihm schweifen! Schau, nun schleichen sie alle seitab, Nun wechseln sie hüben und drüben « »'S ist eine Fischerflotte, mein Knab', Sind nur Leute, die fischen im Trüben.« »Wie das Wa**er kräuselt und rennt, Und wie die Kämme ihm flittern! Vetter, ob wohl die Düne brennt? Ich höre das Seegras knittern. « »Dünste, mein Junge, nur Phosphorlicht, Vermoderte Quallen und Schnecken, Laß sie leuchten, sie zünden nicht, Und morgen sind's grünliche Flecken.« »Dort kein Räuber? kein Feuer hier? Ich hätt' es für beides genommen. Wetter! ist doch die Welle mir Schier über den Tubus geschwommen. Welch ein Leben, so angerannt Auf nackter Düne zu wohnen! Und die schnarchenden Robben am Strand, Man meint, es seien Kanonen! »Schläft der Alte in gutem Mut Und läßt mich allein mit dem Spuke, Und mir ist, als steige die Flut Und bäume sich gegen die Luke. Wahrlich, Vetter, es schäumt und schwemmt, Es brüllt um der Klippe Zinken!« »Ruhig, mein Junge, die Springflut kömmt, Laß sie steigen, sie wird schon sinken.« »Gut dann, gut, Ihr wißt es aufs Best', Ihr müßt die Sache verstehen. Hab' ich doch nie solch bedenkliches Nest Wie diese Baracke gesehen Und die Wolken schleifen so schwer, Als schleppten sie Stürme in Säcken, Jene dort mit dem fackelnden Speer, Scheint gar 'ne Posaune zu strecken.« »Was! sie dröhnt? welch greulicher Schall! Die Welle bäumt sich entgegen, Tosend und schwarz der ringelnde Wall Will an den Trichter sich legen; Ha, es knallt es flattert und streut Wo war's? wo ist es gewesen? Wind und Schaum! was hab' ich doch heut Von der Wa**erhose gelesen?« »Aber dort ein Segel in See, Ist's aus der Welle gestiegen? Grad' entgegen der sausenden Bö Scheint's über die Brandung zu fliegen. Vetter, schnell von der Matte herab! Ein Schiff gegen Winde und Wellen!« »Gib das Nachtrohr, Knabe seitab! Ich will an die Luke mich stellen.« »Gnad' uns Gott, am Deck zerstreut, Umhuscht von gespenstigen Lichtern, Welche Augen, so hohl und weit, In den fahlen, verlebten Gesichtern! Hörtest vom Geisterschiffe du nicht, Von den westlichen Todesladem? Modernde Larve ihr Angesicht, Und Schwefel statt Blut in den Adern.« »Mag die ehrliche deutsche See Vom Schleim der Molluske sich röten, Springflut brausen, zischen die Bö Und die Wa**erhose trompeten, Drunten, drunten ist's klar und licht, Wie droben die Wellen gebahren. Mögen wir nur vor dem fremden Gezücht, Vor dem Geisterjanhagel uns wahren!«