Nach fünfzehn Jahren Wie hab' ich doch so manche Sommernacht, Du düstrer Saal, in deinem Raum verwacht! Und du, Balkon, auf dich bin ich getreten, Um leise für ein teures Haupt zu beten, Wenn hinter mir aus des Gemaches Tiefen, Wie Hilfewimmern bange Seufzer riefen, Die Odemzüge aus geliebtem Mund; Ja, bitter weint' ich o Erinnerung! Doch trug ich mutig es, denn ich war jung, War jung noch und gesund. Du Bett mit seidnem Fransenhang geziert, Wie oft hab' deine Falten ich berührt, Mit leiser, leiser Hand gehemmt ihr Rauschen, Wenn ich mich beugte durch den Spalt zu lauschen, Mein Haupt so müde, daß es schwamm wie trunken, So matt mein Knie, daß es zum Grund gesunken! Mechanisch löste ich der Zöpfe Bund Und sucht' im frischen Trunk Erleichterung; Ach, Alles trägt man leicht, ist man nur jung, Nur jung noch und gesund! Und als die Rose, die am Stock erblich, Sich wieder auf die kranke Wange schlich, Wie hab' ich an dem Pfeilertische drüben Dem Töchterchen geringelt seine lieben Goldbraunen Löckchen! Wie ich mich beflissen, Eh ich es führte an der Mutter Kissen! Und gute Sitte flüstert' ich ihm ein, Gelobte ihm die Fabel von dem Schaf Und sieben Zicklein, wenn es wolle brav, Recht brav und sittig sein. Und dort die Hütte in der Tannenschlucht, Da naschten sie und ich der Rebe Frucht, Da fühlten wir das Blut so keimend treiben, Als müss' es immer frisch und schäumend bleiben; Des Überstandnen lachten wir im Hafen: Wie ich geschwa*kt, wie stehend ich geschlafen; Und wandelten am Rasenstreifen fort, Und musterten der Stämmchen schlanke Reihn, Und schwärmten, wie es müsse reizend sein Nach fünfzehn Jahren dort! O fünfzehn Jahre, lange öde Zeit! Wie sind die Bäume jetzt so starr und breit! Der Hütte Tür vermocht' ich kaum zu regen, Da schoß mir Staub und wüst Gerüll entgegen, Und an dem blanken Gartensaale drüben, Da steht 'ne schlanke Maid mit ihrem Lieben, Die schaun sich lächelnd in der Seele Grund, In ihren braunen Locken rollt der Wind: Gott segne dich, du bist geliebt, mein Kind, Bist fröhlich und gesund! Sie aber, die vor Lustern dich gebar, Wie du so schön, so frisch und jugendklar, Sie steht mit Einer an des Parkes Ende Und drückt zum Scheiden ihr die bleichen Hände, Mit Einer, wie du nimmer möchtest denken, So könne deiner Jugend Flut sich senken; Sie schaun sich an, du nennst vielleicht es kalt, Zwei starre Stämme, aber sonder wa*k Und sonder Tränenquell, denn sie sind krank, Ach, Beide krank und alt!