Brennende Liebe Und willst du wissen, warum So sinnend ich manche Zeit, Mitunter so töricht und dumm, So unverzeihlich zerstreut, Willst wissen auch ohne Gnade, Was denn so Liebes enthält Die heimlich verschlossene Lade, An die ich mich öfters gestellt? Zwei Augen hab' ich gesehn, Wie der Strahl im Gewässer sich bricht, Und wo zwei Augen nur stehn, Da denke ich an ihr Licht. Ja, als du neulich entwandtest Die Blume vom blühenden Rain Und »Oculus Christi« sie nanntest, Da fielen die Augen mir ein. Auch gibt's einer Stimme Ton, Tief, zitternd, wie Hornes Hall, Die tut's mir völlig zum Hohn, Sie folget mir überall. Als jüngst im flimmernden Saale Mich quälte der Geigen Gegell, Da hört' ich mit einem Male Die Stimme im Violoncell. Auch weiß ich eine Gestalt, So leicht und kräftig zugleich, Die schreitet vor mir im Wald Und gleitet über den Teich; Ja, als ich eben in Sinnen Sah über des Mondes Aug' Einen Wolkenstreifen zerrinnen, Da war ihre Form, wie ein Rauch. Und höre, höre zuletzt, Dort liegt, da drinnen im Schrein, Ein Tuch mit Blute genetzt, Das legte ich heimlich hinein. Er ritzte sich nur an der Schneide, Als Beeren vom Strauch er mir hieb, Nun hab' ich sie alle beide, Sein Blut und meine brennende Lieb'.