Sie war nicht schön und nicht gescheit und auch das Haus aus dem sie kam War alles and're als Mama es gerne hätte Sie war nicht reich und nicht berühmt und weder fromm noch arbeitsam Und auch gewiss schon früh entjungfert – jede Wette! Sie trank gern Bier und rauchte viel und fluchte oft und war auch laut Und ihre Achselhaare hat sie nie rasiert Sie stank nach Schweiß und altem Fett und zeigte jedem ihre Haut Und kratzte sich auch tief im Schritt sehr ungeniert Man sah sie sehr oft in der Nacht in jener Stra**e vor dem Haus In dem die Männer aus dem Dorf so gerne zechten Dort stand sie manchmal beinah nackt und kotzte alles aus sich raus In jenen überlauten, seelenlosen Nächten Woher sie kam war nie geklärt, man wusste nur von einem Mann Und einem Sohn – der Mann hieß Josef oder so Man hat die Beiden nie geseh'n – der Sohn, so flüsterte man dann Sei längst gestorben, irgendwie und irgendwo Marie, in deiner Haut will niemand stecken – Marie, du hast wohl sehr viel mitgemacht! Marie, auch du wirst eines Tag's verrecken – Marie, la** mich dich vögeln, heute Nacht! Man sah sie sehr oft in der Kirche, still versunken Tief in sich und immer vor derselben alten Pietà Dann hörte man sie manchmal kichern, und das klang so widerlich – Warum der Pfarrer das nur immer übersah? Marie stiehlt grade eine Zeitung als ich um die Ecke biege Und auf einmal ziert ein Lächeln ihr Gesicht
Und es geht die Sonne auf, derweil ich ihr zu Füssen liege Und ich bete – nur warum, das weiss ich nicht! Ihre Hüften duften herrlich, ihre Brüste hängen tief Ein paar Leute bleiben steh'n und müssen lachen Und ich bitte sie um Gnade, und ihr Lächeln wird lasziv Und sie sagt: "Was machst du dumme Kuh für Sachen?" Und wir geh'n in ihre Stube und wir sprechen keinen Ton Bis sie sagt: "Jetzt zieh dich aus, und dann genieß!" Meine Augen stellen Fragen, und sie sagt: "Ich bin der Klon Von jener Jungfer, die einst auch Maria hieß!" Marie, in deiner Haut möcht ich gern stecken – Marie, was hast du nur mit mir gemacht? Marie, auch ich werd' eines Tag's verrecken – Marie, la** mich dich vögeln, heute Nacht! Als wir erwachten, war es Sommer und ich kannte ihren Schmerz Und jenen Geist, der sie so trieb, der sie so drängte Und es kam ein langer Winter und es traf mich tief in's Herz Als ich zu ihr kam, kurz nachdem sie sich erhängte! Sie konnte es nicht mehr ertragen, Klon zu sein von jener Frau Mit deren Mythos alle Welt soviel bezweckt Marie versuchte zu entkommen, denn sie spürte sehr genau SIE wollte leben – und zwar möglichst sehr befleckt! Marie, in deinem Sarg will niemand stecken – Marie, du hast es hinter dich gebracht! Marie, wir werden alle bald verrecken – Marie, ich liebe dich seit jener Nacht!