Ich bin aus Hamburg Blankenese
Und wir sind keine Stadt, wir sind ein Staat –
Mein Gatte handelt mit Kaffee und Käse
Und ist noch nebenbei Senator im Senat!
Wir wohnen, wo die Senatoren hausen
Wo Linie 18 fährt, da sind die Leute fein
Denn was ein kleines bißchen besser ist, wohnt draußen
Und s-tolpert s-tets und s-tändig übern s-pitzen S-tein!
Wir sind so vornehm unmodern in manchen Stücken –
Man ist ja schließlich an der Elbchaussee gebor'n!
Ich hatt' als Kind schon einen Ladestock im Rücken
Und saß auf echten alten Möbeln rum wie angefrohr'n –
Ich hab 'nen eig'nen Psychotherapeuten
Der findet jede Krankheit interessant
Er kann allein mein Seelenleben deuten
Er kann auch sonst noch Allerhand!
Ja, und einmal im Jahr fahr' ich nach Norderney
Da steig' ich dann von meinem Postament
Da mach' ich mich von allen Vorurteilen frei –
Ich habe nämlich auch mein Temperament!
Wenn ich dann lache über leicht frivole Witze
Und Rock'n'Roll wie Elvis Presley sing'
Dann denk' ich, wenn ich auf dem Barstuhl sitze:
"Mein Gott, was bin ich für'n verdorb'nes Ding!"
Ich bin aus Hamburg Blankenese
Und manchmal les' ich nachts Boccaccio –
Wenn ich dann richtig sowas Wildes lese
Dann denk ich: "Schade, uns're Männer sind nicht so!"
Die halten immer Maß in diesen Dingen
Bei uns kommt solche Sinnlichkeit nicht auf
Und drohen wir auch manchmal zu zerspringen –
Wir bremsen ab und essen Sauerkraut!
Ich hab' zwar'n Hausfreund, aber nur platonisch
Der ist Beamter bei der Bundesbahn
Und auch mit ihm verkehre ich nur telefonisch
Denn seine Küsse schmeckten mir wie Lebertran!
Ja, und einmal im Jahr fahr' ich nach Norderney
Da la**' ich meinen Ehering zuhaus'
Da mach' ich mich von allen Vorurteilen frei
Und gehe bis zum Morgengrauen aus –
Und dann lackier' ich mir die Fingernägel blutig
Und stürz' mich stürmisch in das Badeleben rein!
Tja, wir aus Hamburg sind zwar stolz, doch mutig –
Man will ja auch mal wie normale Menschen sein!
Ahoi!