Schau, dort spaziert Herr Biedermeier
Und seine Frau, den Sohn am Arm
Sein Tritt ist sachte, wie auf Eier
Sein Wahlspruch: 'Weder kalt noch warm!'
Das ist ein Bürger hochgeachtet
Der geistlich spricht und weltlich trachtet
Er wohnt in jenem schönen Haus
Und - leiht sein Geld auf Wucher aus!
Gemäßigt stimmt er bei den Wahlen
Denn er missbilligt allen Streit
Obwohl kein Freund vom Steuerzahlen
Verehrt er sehr die Obrigkeit!
Aufs Rathaus und vor Amt gerufen
Zieht er den Hut schon auf den Stufen
Dann aber geht er stolz nach Haus
Und - leiht sein Geld auf Wucher aus!
Am Sonntag in der Kirche fehlen
Das wäre gegen Christenpflicht
Da holt er Labung seiner Seelen -
Und schlummert, wenn der Pfarrer spricht!
Das führt ihn lieblich bis zum Segen
Den nimmt der Wackre fromm entgegen
Dann geht er ganz erbaut nach Haus
Und - leiht sein Geld auf Wucher aus!
Den einz'gen, hoffnungsvollem Sprossen -
Denn nicht mehr, das wäre Überfluss -
Den hält er klösterlich verschlossen
Die Sünde stammt ja vom Genuss!
Die Mutter führt ihr Küchlein sittig
Wie eine Henne unterm Fittich
Sie sorgt für strenge Zucht im Haus
Und - leiht ihr Geld auf Wucher aus!
O edles Haus, o feine Sitten
Wo jedes Gift im Keim erstickt
Wo nur gepflegt wird und gelitten
Was gern sich duckt und wohl sich schickt!
O wahre Bildung ohne Spitzen
Nur der Besitz kann dich besitzen -
Anstand muss sein in Staat und Haus
Sonst - geht dem Geld der Wucher aus!