Dritter Auftritt
(Szene: ein Zimmer im Palaste des Saladin, in welches von Sklaven eine Menge Beutel getragen, und auf dem Boden nebeneinandergestellt werden.)
Saladin und bald darauf Sittah.
Saladin (der dazukömmt).
Nun wahrlich! das hat noch kein Ende. – Ist
Des Dings noch viel zurück?
Ein Sklave.
Wohl noch die Hälfte.
Saladin.
So tragt das übrige zu Sittah. – Und
Wo bleibt Al-Hafi? Das hier soll sogleich
Al-Hafi zu sich nehmen. – Oder ob
Ich's nicht vielmehr dem Vater schicke? Hier
Fällt mir es doch nur durch die Finger. – Zwar
Man wird wohl endlich hart; und nun gewiß
Soll's Künste kosten, mir viel abzuzwacken.
Bis wenigstens die Gelder aus Ägypten
Zur Stelle kommen, mag das Armut sehn,
Wie's fertig wird! – Die Spenden bei dem Grabe,
Wenn die nur fortgehn! Wenn die Christenpilger
Mit leeren Händen nur nicht abziehn dürfen!
Wenn nur –
Sittah.
Was soll nun das? Was soll das Geld
Bei mir?
Saladin.
Mach dich davon bezahlt; und leg
Auf Vorrat, wenn was übrigbleibt.
Sittah.
Ist Nathan
Noch mit dem Tempelherrn nicht da?
Saladin.
Er sucht
Ihn aller Orten.
Sittah.
Sieh doch, was ich hier,
Indem mir so mein alt Geschmeide durch
Die Hände geht, gefunden.
(Ihm ein klein Gemälde zeigend.)
Saladin.
Ha! mein Bruder!
Das ist er, ist er! – War er! war er! ah! –
Ah wackrer lieber Junge, daß ich dich
So früh verlor! Was hätt' ich erst mit dir,
An deiner Seit' erst unternommen! – Sittah,
Laß mir das Bild. Auch kenn ich's schon: er gab
Es deiner ältern Schwester, seiner Lilla,
Die eines Morgens ihn so ganz und gar
Nicht aus den Armen la**en wollt'. Es war
Der letzte, den er ausritt. – Ah, ich ließ
Ihn reiten, und allein! – Ah, Lilla starb
Vor Gram, und hat mir's nie vergeben, daß
Ich so allein ihn reiten la**en. – Er
Blieb weg!
Sittah.
Der arme Bruder!
Saladin.
Laß nur gut
Sein! – Einmal bleiben wir doch alle weg! –
Zudem, – wer weiß? Der Tod ist's nicht allein,
Der einem Jüngling seiner Art das Ziel
Verrückt. Er hat der Feinde mehr; und oft
Erliegt der Stärkste gleich dem Schwächsten. – Nun,
Sei wie ihm sei! – Ich muß das Bild doch mit
Dem jungen Tempelherrn vergleichen; muß
Doch sehn, wieviel mich meine Phantasie
Getäuscht.
Sittah.
Nur darum bring ich's. Aber gib
Doch, gib! Ich will dir das wohl sagen; das
Versteht ein weiblich Aug' am besten.
Saladin (zu einem Türsteher, der hereintritt).
Wer
Ist da? – der Tempelherr? – Er komm'!
Sittah.
Euch nicht
Zu stören: ihn mit meiner Neugier nicht
Zu irren –
(Sie setzt sich seitwärts auf einen Sofa und läßt den Schleier fallen.)
Saladin.
Gut so! gut! – (Und nun sein Ton!
Wie der wohl sein wird! – Assads Ton
Schläft auch wohl wo in meiner Seele noch!)