Bisschen still war er immer
Aber sonst 'n netter Kerl
Er war auch nich' so ganz drauf
Auf dem Feeling, was man so hatte
In der Szene, irgendwie
Er war auch immer so adrett gekleidet
Für 'nen Studenten
Aber sonst 'n netter Kerl
So stand er vor seinem Gummibier
Meist war er knapp bei Ka**e
Das kannte er schon sein Leben lang
Denn er kam aus der Arbeiterkla**e
Arbeiterkla**e, das klingt so herb
Gerne hörte ers nicht
Also: er kam aus dem oberen Drittel
Der mittleren Unterschicht
Manchmal schlief er schlecht in der Nacht
Ihn quälte die Angst vorm Versagen
Doch darüber sprach er mit niemandem
Und niemand hörte ihn klagen
Manches Mal vernahm er im Traum
Den Chor der Professoren
Von gesunder Auslese sangen sie
Dann schien ihm alles verloren
Und er rannte schwitzend durch lange Gänge
Und füllte Anträge aus
Ein Dicker fragte: "Na, was können Sie denn"
Da sprudelte es aus ihm raus
Von Walther, dem von der Vogelweide
Und von den komischen Kriegen
Von Gliederfüßern und von Tangenten
Die an Elipsen liegen
Der Mann vom Amt war entzückt und sprach
"Kein Grund, die Haare zu raufen"
Im Schnellzug Köln-München suchen sie Leute
Die Bier und Brause verkaufen
An dieser Stelle wachte er immer auf
Und es dauerte eine ganze Weile, bis er wieder eingeschlafen war
Zu Pfingsten hat er seine Tante besucht
"Du siehst schlecht aus, Junge", hat sie gesagt
"Isst Du zu wenig Obst?"
Bei seinen Eltern ist er lange nicht mehr gewesen
Es tat ihm weh, wie sie ihn jedes Mal ansahen
Wenn die Frau aus dem Fenster rief: "Na, kann man gratulieren"
Gestern übrigens
Hat ers geschafft
Er hat das Examen bestanden
Weshalb zwei Bullen ihn bei Nacht
Besoffen im Rinnstein fanden
Sein Anzug war vollgekotzt
Und er träumte
Wie er trotz Aufstieg und Geld
Mit heißem Herzen und unbeugsam
Zu den Untengebliebenen hält
Und im Traume rief er: "Das will ich tun"
Und er war davon ganz besessen
Vielleicht kam es auch nur vom vielen Schnaps
Und morgen hat ers vergessen