Horst Koch - Das Handtäschchen lyrics

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Horst Koch - Das Handtäschchen lyrics

Vor den bekannten Schranken des hohen Gerichts Da stand dieser Tage ernsten Gesichts Ein Herr – recht anständig und sehr elegant Folgendes war nun der Tatbestand: Der Herr hatte, woll'n Sie das nicht vergessen In der Straßenbahn ganz friedlich gesessen Und hatte dann plötzlich, ich weiß selbst nicht wie Einer bejahrteren Jungfrau, seinem Vis-a-vis – Das Publikum wollte seinen Ohren nicht trauen – Glatt eine Ohrfeige runtergehauen! Der Richter, wie er den Sachverhalt hört Der ist natürlich nicht wenig empört "Wie kann sich ein anständiger Mensch so vergessen! Nun erzählen Sie mal, wie ist das gewesen? Wie kamen Sie dazu, das sagen Sie uns bloß – Es ist nicht zu begreifen – nun schießen Sie mal los!" "Ja, ich weiß es selbst nicht", so fing der nun an "Ich sitze da in meiner Straßenbahn Und les' die Zeitung, was es gibt in der Welt Und wie der Wagen nun wieder mal hält Kommt eine Dame in den Wagen herüber Und setzt sich mir gerade gegenüber Der Schaffner kommt schon nach kurzer Frist Fragt, wer da noch ohne Fahrschein ist Und die Dame in den vorgerückten Jahren Die sagt, sie wollte zum Bahnhof fahren Macht ihr Handtäschchen auf dann in aller Ruh' Nimmt's Portmonnaie raus und macht's Handtäschchen zu Macht's Portmonnaie auf, nimmt zehn Pfennige raus Macht's Portmonnaie zu und macht's Handtäschchen auf Tut's Portmonnaie rein, schließt's Handtäschchen fein Und händigt dem Schaffner das Geldstück dann ein Der Schaffner zuckt mit den Schultern und spricht: "Für zehn Pfennige, das machen wir nicht – Zum Bahnhof, das kostet zwei Groschen mehr!" Die Dame nimmt wieder ihr Handtäschchen her Sie macht's wieder auf in seliger Ruh' Nimmt's Portmonnaie raus und macht's Handtäschchen zu Macht's Portmonnaie auf, holt raus eine Mark Macht's Portmonnaie zu, es klemmte schon stark Macht's Handtäschchen auf, tut's Portmonnaie rein Macht's Handtäschchen zu, und sie kriegt dann den Schein Und wohin mit dem Schein, da** man den nicht verliert? So denkt sich die Dame und nimmt unbeirrt Das Handtäschchen wieder in aller Ruh' Nimmt's Portmonnaie raus und macht's Handtäschchen zu Macht's Portmonnaie auf, um den Schein rein zu tun Macht's Portmonnaie zu und macht's Handtäschchen nun Von neuem wieder auf, tut's Portmonnaie wieder rein Macht's Handtäschchen zu, als müsst' das so sein Ein paar Minuten ereignet sich nichts mehr Doch bald darauf kommt der Herr Kontrolleur Der kommt nun bis in des Wagens Mitte Und sagt zu der Dame: "Den Fahrschein bitte!" Die macht's Handtäschchen auf nun in aller Ruh' Nimmt's Portmonnaie raus und macht's Handtäschchen zu Macht's Portmonnaie auf, nimmt den Fahrschein heraus Macht's Portmonnaie zu und macht's Handtäschchen auf Tut's Portmonnaie rein und schließt das Handtäschchen wieder Und mit süßem Blick ihrer Augenlider Überreicht sie den Fahrschein dem Kontrolleur Der nimmt ihn in Empfang und sagt: "Danke sehr!" Sie nimmt's Handtäschchen wieder auf ihren Schoß Und die alte Geschichte ging wieder los: Sie macht's Handtäschchen auf wieder in aller Ruh' Nimmt's Portmonnaie raus und macht's Handtäschchen zu Macht's Portmonnaie auf, tut den Schein wieder rein Macht's Portmonnaie zu und macht dann wieder fein Das Handtäschchen auf, tut's Portmonnaie wieder rin Macht's Handtäschchen zu – doch da kommt ihr in den Sinn: Sie könnte vielleicht schon heute für morgen Auf dem Wege zum Bahnhof noch etwas besorgen Und sie fragt ihren Nachbarn, der halbwegs schon pennt Ob sie mit ihrem Schein auch umsteigen könnt' "Das kommt auf den Schein an", so sagt ihr der "Den muss ich erst sehen, den zeigen Sie mal her!" Und sie nimmt ihr Handtäschchen nun in aller Ruh' Macht's auf, Portmonnaie raus und Handtäschchen zu Macht's . . ." "Halt", schrie der Richter und wurde ganz munter "Noch ein Wort, und ich hau' Ihnen eine runter! Man wird ja verrückt!" "Ja", sagte da der Mann "Ja, seh'n Sie, Herr Richter, so fing's bei mir an: Ich hab's nicht länger mehr können anschau'n Und hab' ihr glatt eine runtergehau'n!"