Eine Katze hat auch immer eine Besitzerin, es ist meistens eine alte Oma mit schneeweißem Haar. Ein schwarzes Kleid mit weißen Punkten gehört dazu. Leileileileileilei. Die Oma wirkt sympathisch durch aufgeplatzte Äderchen im Gesicht. Rote Bäckchen zeugen von guter Laune, die ewig anwährt. Erdbeernase, kleine Brille zum Lesen. Strumpf aus Gummi. Die Oma, die Oma, sie steckt ihre ganze Rente in die Katze rein. Achtundsechzig Mark im Monat, mehr kam nicht raus bei der letzten Debatte. Spiel' nicht mit der Schmuddeloma, trag nicht ihren Mieder! Die Oma, die Oma, füttert die Katze dick und fett, füttert sie dick und fett. Die Katze kommt mit ihren Füßchen nicht mehr auf die Erde. Sie schrabbt mit dem Bauch im Flur über den Sisal-Teppich. Eine breite Spur von Blut, doch die Katze findet's gut. Sie hat keine Schmerzen durch das im Katzenfutter... Durch die vielen im Katzenfutter enthaltenen Anabolistiken. Leileileileileilei. Spiel' nicht mit der Katzenoma, durchsuch' nicht ihren Mülleimer! Eines Tages schaut die Oma in den Schrank und was muss sie sehen? Das Katzenfutter ist alle! Sie muss neues kaufen gehen. Auf der anderen Straßenseite ist 'Schlecker', der alte Monopolist! Die Oma zieht sich ihren hellen Popelin-Mantel an, den sie von ihrer Tochter geerbt hat. Und sie geht los. Die Straße hat acht Spuren. Traaaaalalalalalala. Doch die Oma geht forsch, ihr verstorbener Mann war Forscher. Spiel' nicht mit der Schmuddeloma, trag' nicht ihren Mantel auf. Sie geht los: Erste Spur geschafft, zweite Spur geschafft, dritte Spur - rüber! Und die vierte Spur geschafft. Dann kommt eine Betonbarriere ein Meter achtzig hoch, mit Blumen bepflanzt - Cotoneaster skoxolmenjürgeli. Die Oma, sie hüpft sportlich über die Barriere, es ist keine Anstrengung für diese etwas außergewöhnliche alte Frau. Dann kommt die fünfte Spur - rüber! Sechste Spur - geschafft! Dann kommt die siebte Spur und da kommt ein LKW und "platsch"! Er hat sie ja nicht gesehen, ihm kann man keine Schuld zuweisen. Sie hat sehr hoch gespritzt. Ihr Mantel ist ganz schmutzig. Und die Oma schimpft, denn ihr Mantel ist wirklich schmutzig von der Pfütze, wo der LKW durchgefahren ist. Doch es hätte ja sie selbst auch sein können! Neeeein, es ist noch einmal gut gegangen. Leeeeiheeeeider... Für die Rentenanstalt. Endlich ist die Oma in ihrem Glück. Auf der anderen Straßenseite öffnet 'Schlecker' seine Schenkel. Mit einem tollen Portal. Wo jeder rein geht, der etwas kaufen will oder auch nicht. Achtundneunzig Pfennig heute Katzenfutter - billig, billig! Sonderangebot des Jahrzehnts. Die Oma liest es mit brechendem Auge, dann geht sie ins Geschäft hinein. Ihre Hacken schieben sich etwas später hinter ihr her. Sie kommt ans Katzenfutter-Regal hinan, doch was muss sie sehen? Drei Mark und neunzig kostet eine Dose! Das ist nicht sehr schön! Der Mann im Kontor, es ist der 'Schlecker' selbst persönlich, 'Schlecker', der alte Monopolist ist schlau! Er hat die billigen Dosen nach oben ins Regal gestellt, wo die Oma niemals hinkommt, denn sie ist eine sehr kleine Frau. Ein Meter zehn, das kann nicht gehen. Und der 'Schlecker' im Kontor reibt sich die Hände, der alte Monopolist! Die Oma ist nur die Randfigur! Doch der 'Schlecker' hat nicht mit unserer spirituellen Kraft gerechneeehet. Flieg, flieg, kleine Oma flieg nach oben ins Regal hinein, wo die billigen Dosen sind. Flieg hinein ins Regal! Und aus ihren Haaren wird ein Propeller, und aus ihrem Körper wird ein Sikorsky. Ihre Füße sind die Flugzeugträger. Und dann fliegt sie hoch, sie fliegt nach oben ins Regal hinein und nimmt mit knöcheriger, faltiger Peter-Hand eine Dose in die selbe, fliegt mit ihr nach unten. Und vergleicht sie mit den anderen teuren. Sie stellt fest, es sind die selben Enzyme enthalten. Und sie liest vor: "Ingredienzen: fünf Gramm Fußnägel von ihrem verstorbenen Mann, sechs Gramm Ha**o - der Hund von nebenan. Zweihundert Liter Spucke aus dem nahe gelegenen Krankenhaus. Und die gefälschte Rabattmarkensammlung von Franz Josef Strauss." Da, plötzlich, ein Schatten an der Wand! Es ist die Katze, sie ist mutiert zu einem riesigen Geschöpf! Ihre Haare stehen borstig wie die Parka-Kapuze von Uwe Dubinski, wenn er reiten geht! Sie hat die Ausmaße eines mittleren Wohngebäudes erreicht! Aus ihrem Antlitz speit sie Feuer, ein Unhold! Das Untier. Die Katze verlangt ihre Erzeugerin zu fressen. Die Katze frisst die Oma mit Haut und Haar und mit Schirm, und hochhackigen Pumps, auf. Am Stück. Doch die Oma macht im Magen Rabatz. Sie stochert mit den Füßen im Magen rum und mit dem Schirm im Gallenblasengang. Wer schon einmal Gallensteine hatte, weiß wie schmerzvoll es ist. Dann legt sie so nebenbei im Bauchspeicheldrüsengang ein Ei. Die Katze, sie kann nicht mehr, sie speit die Oma aus. Die Oma lebt! Nur sieht sie ein bisschen aus, wie ein gerade geborener Vogel. Happy End!