Bei schönem Wetter lehne ich oft über dem Brückengeländer am Fluss Ich war auch da, als die alte Frau beim Entenfüttern mit einem Fuß An der glitschigen Uferwand Ins Rutschen geriet und im Wa**er verschwand! Schnell riss ich Hemd und Hose herunter, rannte eilig am Ufer entlang Um zur Stelle zu sein noch ehe die Alte hilflos vor meinen Augen ertrank! Schon standen viele Leute herum und lobten meine Entschlossenheit! Trotzdem meinten sie, heutzutage sei so 'ne Rettung doch eine Kleinigkeit Denn durch Beatmung von Mund zu Mund Würden selbst Halbtote wieder gesund! Längst war ich getaucht und hatte die Frau bei den Harren gepackt und mit Mühe geborgen Und dachte, was jetzt noch getan werden muss, können auch And're besorgen! Doch so sind die Leute, nicht einer wollte der Alten den Lebenskuss geben Aus Furcht, jemand würde Klage wegen Mumienschändung erheben! Sie meinten, bei mir käm' es nicht so drauf an Und ich sei für so was der richtige Mann! Ich weigerte mich, da drohte man mir die Alte wieder ins Wa**er zu schmeißen – Da gab ich nach, kniff die Augen zu und beschloss, mich zusammenzureißen Es war mal ein Prinz, der konnte aus Kröten Jungfrauen machen mit einem Kuss Doch nach meinem Kuss, lag dort unverändert, die hässliche Alte aus dem Fluss Als ich sah, da** sie wieder zu atmen begann Trat ich beruhigt den Heimweg an – In der Zeitung las ich am andern Tag, die alte Dame sei aufgewacht Und habe für mich, ihren Retter, gleich ein besonderes Testament gemacht! In meiner Freude hab' ich zu früh meinen Beruf aufgegeben So zäh wie sie ist, wird mich die Alte am Ende noch überleben! Sie wird immer jünger, denn dann und wann Lädt sie mich ein und malt sich an – Dem mach ich ein Ende, ich weiß auch schon wo – ich kenn einen tiefen einsamen See An dem ich manchmal bei schönem Wetter mir ihr zum Entenfüttern geh' . . .