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ERZÄHLER: Die Eiche stürzt im Wetterstrahl zusammen; Da sinket auch die Rebe, deren Ranken Den Stamm umgrünten, sterbend in den Flammen. – O Clärchen! Treues Herz! Wie kannst du leben, Wo blutge Henker deinen Freund verdammen? – Noch sucht sie Hilfe; – will den Ruf erheben Mit Manneskraft! Die Zarte will es wagen, Des Aufruhrs Fahne selbst voranzutragen! Umsonst ihr heißes Flehn! Ein starres Schrecken Lähmt Arm und Herz der Bürger. Nur Bedauern Kann der Verzweiflung Schreckensruf sich wecken; Und unersteiglich sind des Kerkers Mauern. Auf wird der Morgen nun die Bühne decken, Wo Egmonts Mörder schon am Richtblock lauern! – Still wird das Herz und bricht der Lebensmüden. Aus ist die Zeit! – Sie sucht den ewgen Frieden. – Musik: Clärchens Tod bezeichnend Larghetto ERZÄHLER (unter dem Larghetto): Süße Blume! Bald gesunken, Welkst du nicht am Freundesbusen! Einsam bluten deine Wunden. Müde, müde Glimmt das Lämpchen. – Nun wirds stille! – Friede, Friede, Mit dem Geiste, mit der Hülle! – ERZÄHLER: Hinweg aus diesem Todesdunkel strebt Der bange Blick und suchet Trost und Licht. Ach! wird er Licht und Trost im Kerker finden, Wo Clärchens Freund der letzten Stunde harrt? – Gesprochen ist das Urteil: »Wenn der Morgen Den Himmel rötet, soll sein edles Blut Den Boden seines Vaterslandes röten.« Doch seht den Helden in der Todesnacht! Dort muss, wer zagt, zu festem Mut erstarken. Ist diese Wange bleich? Dies Auge starr? Hat die Verzweiflung dieses Herz ergriffen? Deckt diese hohe Stirne kalter Schweiß? – Der recht gelebt – er weiß auch recht zu sterben. Er sinnet ungebeugt den Wegen nach, Die ihn des Schicksals ernste Hand geführt, Bis aus der Nacht ein goldner Morgen dämmert. Er denkt der Freunde – auch des letzten Freunds, Den ihm noch jetzt ein wunderbar Geschick In Albas Sohn geschenkt! – Der Jüngling kann Den Großen, der als Muster ihm geleuchtet, Nicht retten zwar – doch sich ihm ewig weihn, Und dann den letzten Wunsch vom Herzen nehmen. Er ist erfüllt! – des Lebens Rechnung schließet Sich freundlich ab. Ein männlich festes Hoffen, Da** nicht umsonst sein Blut er nun vergießet, Zeigt ihm des Paradieses Pforten offen. Ein süßer Traum zu frohem Trost entsprießet Dem letzten Schlummer. – Himmlisch übertroffen Ist irdisches Verlangen in den Tönen, Die ihn zum Sieg mit ewgem Lorbeer krönen. Und Clärchen reicht den Kranz! – Vorangegangen, Frei von der Erde Fesseln, darf die Treue Im Sternenkleid der Freiheit strahlend prangen – Da** sich der Bund auf ewig nun erneue, Winkt ihm des Engels sehnendes Verlangen. Süß wird der Tod, denn selig war die Weihe! – O hört ihn selbst, wie er den Sieg errungen! Blickt hin, wie sich der Held zum Licht erschwungen! Melodram Poco sustenuto EGMONT (unter der Musik): Süßer Schlaf, du kommst wie ein reines Glück, ungebeten, unerfleht, am willigsten, du lösest die Knoten der strengen Gedanken, vermischest alle Bilder der Freude und des Schmerzes; ungehindert fließt der Kreis innrer Harmonie, und, eingehüllt in gefälligen Wahnsinn, versinken wir und hören auf zu sein. [EGMONT entschläft, die Musik begleitet seinen Schlummer] Poco sustenuto [Am Anfange dieses Stücks erblickt man die Erscheinung, welche nach und nach aus den Wolken hervordringt.] Poco vivace Andante con moto Allegro ma non troppo Più Allegro EGMONT: Verschwunden ist der Kranz! – Du schönes Bild; das Licht des Tages hat dich verscheucht! Ja, sie warens, sie waren vereint, die beiden süßesten Freuden meines Herzens. Der himmlische Friede, von meiner Geliebten borgte er die Gestalt; das reizende Mädchen kleidet sich in des Freundes himmlisches Gewand. In einem ernsten Augenblick erschienen sie vereinigt, ernster als lieblich. Mit blutbefleckten Sohlen trat das Gebilde, für das ich wirkte und lebte, vor mir auf, die wehenden Falten des Saumes mit Blut befleckt. Es war mein Blut und vieler Edlen Blut. Nein, es war nicht umsonst vergossen! Schreitet durch! – die Siegesgöttin führt euch an! Und wie das Meer durch eure Dämme bricht, so brecht, so reißt den Wall zusammen und schwemmt ersäufend vom Grunde hinweg, was sich entgegenstemmte. Trommeln Horch, horch! Wie oft rief mich dieser Schall zum freien Schritt nach dem Felde des Streits und des Siegs. Wie munter traten die Gefährten auf der gefährlichen rühmlichen Bahn! – Auch ich schreite einem ehrenvollen Tode aus diesem Kerker entgegen; ich sterbe für das Höchste, für das ich lebte und focht, und dem ich mich jetzt leidend opfere. Trommeln lauter Ja, führt sie nur zusammen! Schließt eure Reihen, ihr schreckt mich nicht! Ich bin gewohnt, vor Speeren, gegen Speere zu stehen, und ringsumgeben von dem drohenden Tod das mutige Leben nun doppelt rasch zu fühlen. Dich schließt der Feind von allen Seiten ein! – Es blinken Schwerter; – Freunde, höhern Mut! – Im Rücken habt ihr Eltern, Weiber, Kinder! – Schützt eure Güter! Und euer Liebstes zu erretten, fallt freudig, wie ich euch ein Beispiel gebe. Siegessymphonie Allegro con brio