Friedrich Hölderlin - Diotima (Zweite Fa**ung) lyrics

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Friedrich Hölderlin - Diotima (Zweite Fa**ung) lyrics

Lange tot und tiefverschlossen, Grüßt mein Herz die schöne Welt; Seine Zweige blühn und sprossen, Neu von Lebenskraft geschwellt; O! ich kehre noch ins Leben, Wie heraus in Luft und Licht Meiner Blumen selig Streben Aus der dürren Hülse bricht. Wie so anders ists geworden! Alles, was ich haßt und mied, Stimmt in freundlichen Akkorden Nun in meines Lebens Lied, Und mit jedem Stundenschlage Werd' ich wunderbar gemahnt An der Kindheit goldne Tage, Seit ich dieses Eine fand. Diotima! selig Wesen! Herrliche, durch die mein Geist, Von des Lebens Angst genesen, Götterjugend sich verheißt! Unser Himmel wird bestehen, Unergründlich sich verwandt, Hat sich, eh wir uns gesehen, Unser Innerstes gekannt. Da ich noch in Kinderträumen, Friedlich, wie der blaue Tag, Unter meines Gartens Bäumen Auf der warmen Erde lag, Und in leiser Lust und Schöne Meines Herzens Mai begann, Säuselte, wie Zephirstöne, Diotimas Geist mich an. Ach! und da, wie eine Sage, Mir des Lebens Schöne schwand, Da ich vor des Himmels Tage Darbend, wie ein Blinder, stand, Da die Last der Zeit mich beugte, Und mein Leben, kalt und bleich, Sehnend schon hinab sich neigte In der Schatten stummes Reich; Da, da kam vom Ideale, Wie vom Himmel, Mut und Macht, Du erscheinst mit deinem Strahle, Götterbild! in meiner Nacht; Dich zu finden, warf ich wieder, Warf ich den entschlafnen Kahn Von dem toten Porte nieder In den blauen Ozean. - Nun! ich habe dich gefunden, Schöner, als ich ahndend sah In der Liebe Feierstunden, Hohe! Gute! bist du da; O der armen Phantasien! Dieses Eine bildest nur Du, in ew'gen Harmonien Frohvollendete Natur! Wie die Seligen dort oben, Wo hinauf die Freude flieht, Wo, des Daseins überhoben, Wandellose Schöne blüht, Wie melodisch bei des alten Chaos Zwist Urania, Steht sie, göttlich rein erhalten, Im Ruin der Zeiten da. Unter tausend Huldigungen Hat mein Geist, beschämt, besiegt, Sie zu fa**en schon gerungen, Die sein Kühnstes überfliegt. Sonnenglut und Frühlingsmilde, Streit und Frieden wechselt hier Vor dem schönen Engelsbilde In des Busens Tiefe mir. Viel der heilgen Herzenstränen Hab' ich schon vor ihr geweint, Hab' in allen Lebenstönen Mit der Holden mich vereint, Hab', ins tiefste Herz getroffen, Oft um Schonung sie gefleht, Wenn so klar und heilig offen Mir ihr eigner Himmel steht; Habe, wenn in reicher Stille, Wenn in einem Blick und Laut Seine Ruhe, seine Fülle Mir ihr Genius vertraut, Wenn der Gott, der mich begeistert, Mir an ihrer Stirne tagt, Von Bewundrung übermeistert, Zürnend ihr mein Nichts geklagt; Dann umfängt ihr himmlisch Wesen Süß im Kinderspiele mich, Und in ihrem Zauber lösen Freudig meine Bande sich; Hin ist dann mein dürftig Streben, Hin des Kampfes letzte Spur, Und ins volle Götterleben Tritt die sterbliche Natur. Ha! wo keine Macht auf Erden, Keines Gottes Wink uns trennt, Wo wir Eins und Alles werden, Das ist nur mein Element; Wo wir Not und Zeit vergessen, Und den kärglichen Gewinn Nimmer mit der Spanne messen, Da, da sag' ich, daß ich bin. Wie der Stern der Tyndariden, Der in leichter Majestät Seine Bahn, wie wir, zufrieden Dort in dunkler Höhe geht, Nun in heitre Meereswogen, Wo die schöne Ruhe winkt, Von des Himmels steilem Bogen Klar und groß hinuntersinkt; O Begeisterung! so finden Wir in dir ein selig Grab, Tief in deine Woge schwinden, Still frohlockend, wir hinab, Bis der Hore Ruf wir hören, Und mit neuem Stolz erwacht, Wie die Sterne, wiederkehren In des Lebens kurze Nacht.