Dieter Süverkrüp - Wie man in Düsseldorf eine Kunstausstellung eröffnet lyrics

Published

0 461 0

Dieter Süverkrüp - Wie man in Düsseldorf eine Kunstausstellung eröffnet lyrics

Wie man in Düsseldorf eine Kunstausstellung eröffnet. Wer Sorgen hat, hat auch Likör Wer Haare hat, muss zum Friseur Wer christlich denkt, ist auch gekämmt Noch wenn die ganze Welt verbrennt Und alles, was da kreucht und tritt Mit! Beispielsweise: Gelbe Tulpen und Neurosen Uniformen, Herbstzeitlosen Zarte Birken und Napalmen Säufer an schwa*kenden Halmen Elektronengehirne Die Nachbargestirne - Jetzt auch in Dosen Nebst anderen Chosen - Cogito, ergo consum - Heimat, wie bist du so dumm! Aber la**en wir Fleischsalat und Streusalkuchen weit hinter uns Werfen wir einen zeitgenießerischen Blick auf die Kunst - auf die ganz moderne! Neonbeleuchtung wie bu*tercrèmetorte Rheinische Spätavantgarde! Stirnseite des Saales ein zentrales Werk Ganz in Zartweiß gehalten, uni - Die Wirkung des reinen Lichtes! Ein erlesenes Publikum, bereit, sich dahinter führen zu la**en - ebenfalls uni! Wir leben ja nicht in der sogenannten ... Wir alle zahlen Freiheitsungskosten ... Der Herr trägt in dieser Saison 'Mercedes-Benzyniker', 'Wandaktionährstand', Die Dame gibt sich interessiert, aber nicht zu sehr - sie weiß, was die Andere nicht wissen: In jedem Fremdwort lauern Gefahren! Seriosität seriell - das muss man einfach wissen! Verwechslungen mit 'sehr reell' oder gar 'Sellerie' sind erst ab 40% Marktanteil verzeihlich! Ein gegenstandsloser Intellektueller behält den Mantel an Im Gesicht sektierischer Ernst, im Glas Obstschaumwein - Aber sonst monomanikürtes Betragen! Unvermittelt fragt er seine Nachbarin, Op-Art Pop-Art sei! Die Dame scheint verwirrt und errötet - Übrigens eine ungemein zobelaussehende, schwer bestoladene Dame, ganz in Zartblond gehalten - uni! Der Künstler ist noch nicht erschienen - Der immense Auftragsbestand! Die gesellschaftlichen Verpflichtungen! An besonders harten Tagen lässt er einen streichen, einen Lohn-Schüler - Das Engagement in der Kunst! Aber jetzt erscheint er doch! Waschbärtig, abgegriffen, askesebleich Ein offenes Gespräch wird inszeniert Ein Monoloquium in freiheitlicher Assoziationstechnik: Kremserweißheiten! Zur gleichen Zeit wird auf der südlichen Hemisphäre ein Vietnamese von amerikanischem 'Tränengas' getroffen - Und verbrennt! Darauf spielt der Künstler an: "Angesichts solcher Zufälligkeiten in der modernen Welt Darf ich als Künstler einfach nicht ins Gegenständliche abrutschen! Ich male, was ich fühle! Ich konfrontiere das Publikum mit dem reinen Nichts - Das möchte ich als Protest verstanden wissen Gegen die pluralistische Gesellschaft Gegen die politischen Fragen - wenn Sie so wollen!" Verschlissene Traurigkeit senkt sich über die Anwesenden - Aber irgendwie gemütlich! Anschließend gehts in die 'Neurotica' Kleine Feier mit der Presse, ein wenig rustikalauern, Substanzvergnügen! Der Meister und seine Klemptomanschaft mitten im Ikonoklastenkampf! "Gerade in der Asche finden sich Formen, die es sonst nirgendwo ..." "Alles Dekorativstapler! Eben is er aus dem Kitschen raus, gleich fängt er wieder an ..." Gemeinsames Schlußkommuniqué: Der Marx unbewohnbar, fuisse dicitur! Wer Staaten lenkt, der hat es schwer Wer Sorgen hat, braucht Militär Gesetzt den Verteidigungsfall - Wer nicht gern stirbt, wird General! Und alle gehen ohne Tritt Mit! Beispielsweise: Schnapsvertreter, blaue Bohnen Feldhaubitzen, Diakonen Oberförster und Faschisten Informelle und Tachisten! Und wenn er fällt, dann beißt er Die halbgroßen Geister - Jetzt auch in Tüten Mit eisernen Hüten! Subito, ergo bummbumm! Heimat, wie liegst du so krumm!