Dieter Süverkrüp - Nachtgebet eines Untertanen lyrics

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Dieter Süverkrüp - Nachtgebet eines Untertanen lyrics

Wir danken Dir, Herr Bonn, im Namen von Sitte und Anstand Für dies Gesetz Wir danken Dir, Herr Bonn, da** Du uns gnädig zurückführest In die Völkergemeinschaft der urgemütlichen Polizeistaaten Durch dies Gesetz Wir danken Dir, Herr Bonn Da** wir nunmehr werden bewahrt sein vor allerlei widriger Unbill Sturmflut, Gewitter Pest und Studenten Und anderem Höllenkram Vor Lustseuch, Lohnkampf und dergleichen Notständ' Vor übermäßigem Regen Vor Schluckauf, sowie vor der IG Metall Herrlich preisen wir Deinen Namen, Herr Bonn Etwas Großes wird kommen Durch dies Gesetz Fröhlich woll'n wir erfüllen dereinst Deine heilige Zivilpflicht In der Fabrik, für dümmliches Kleingeld, mit grollendem Magen Den Tod Im Genick Espedemütig treten wir vor Dein Angesicht Herr Bonn, und jubeln Dir zu Dankbar wollen wir uns bei politischen Streiks zerknüppeln la**en, zusammenschießen Denn wir wissen, wie viel Unsicherheiten Eine freiheitliche Ordnung mit sich bringt Für Dich, Herr Bonn Aufruhr und Umtrieb, demokratischer Eifer Und and're neumodische Wahngebild' Zum Beispiel die dreiste Hoffnung der Menschen auf Frieden Ihre weltfremde Sehnsucht nach besserem Leben Die doch nur ein Schädling ist An den Profiten der Erwählten Deiner Gnade All' das wirst Du - allmächtiger Herr Bonn Jetzt eisern in den Griff bekommen können In den Polizeigriff In den Übergriff Wir danken Dir - wie gesagt, Herr Bonn, für dies Gesetz Im Namen von Sitte und Anstand Im Namen der Industrie Im Namen der alten und neuen Nazis Im Namen der tatendurstigen Polizeioffiziere Im Namen der Bundeswehr Im Namen der Deutschen Misere Im Namen des "Thielen von Thadden" Im Namen des Deutschen Ritterordens Im Namen des Alleinvertretungsanspruchs Im Namen einer freien Abwicklung unternehmerischer Initiative Im Namen der Ausbeutung Im Namen der gesamten Industrie Danken wir Dir, Herr Bonn, für dies Gesetz Und verbleiben - natürlich nur, soweit wir überleben werden Bis zur nächsten Katastrophe Deine Dir stets treu ergebenen, allzeit arglosen deutschen Untertanen La**et uns singen: Lobet den Herrn und die neuen Gesetze zum Notstand Friede der Asche der Freiheit, die hiermit den Tod fand Demokratie, hihihihihihihi Opfern wir fröhlich dem Brotrand Aber jetzt mal im Ernst: Zwanzig Jahre danach. Wenn der Geruch von Asche und schwelenden Balken noch immer nicht ganz aus unseren Städten gewichen ist. Wenn die jungen Bäume in der Gegend von Auschwitz und auf den Schlachtfeldern so schnell nicht erwachsen werden konnten. Da soll dieses Deutschland - jahrhundertelang frustriert, niedergefahren zur Hölle, nach Tausend Jahren wieder auferstanden, aufgeblasen bis an die Grenzen von 37, ein solches Gesetz machen und damit nicht den ersten Schritt tun, den alten, unsagbaren Schaden von neuem anzurichten? Ich glaub's nicht Amen Man sollte die Herrn der zwei großen Parteien Aus ihrer Koalition rausholen Man sollte denen die Hosen ausziehn Und ihnen die Notstandsgesäße versohlen