Christof Stählin - Der von der Weißheit gefundene und belohnte Fleiß lyrics

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Christof Stählin - Der von der Weißheit gefundene und belohnte Fleiß lyrics

Die Weisheit ging jüngsthin spazieren Und ließ sich von der Frühlingszeit Des Abends durch die Ga**e führen Gleich wenn der Wächter zehen schreit Ihr Absehn war, um zu erfahren, Wie es um ihre Söhne steh' Und wie es in Studentenjahren Mit ihrer lieben Jugend geh' Sechs Schritte fehlten noch zum Markte So hörte sie ein blind Geschrei Das sie den Burschen gleich verargte Drei lärmten neben ihr vorbei – Sie wich und schlich sich an den Wänden Hier trieb sie auch das "Kopf weg!" ab Das ihren vorgeschlagnen Händen Nicht eine Rosensalbe gab! Dort schwärmten sechzehn wüste Köpfe Von Kuckuck voll, von Sinnen leer – Hier kam ein weibliches Geschöpfe Der muntren Jugend in die Quer'! Dort klang die Laut' und hier ein Degen – Das Pflaster schrie erbärmiglich Weil man auf den und jenen Wegen Das Feuer aus den Kieseln strich! Indes verkehrte sich das Wetter (Denn der April behält sein Recht!) Die Luft ward naß, die Sterne glätter Die Weisheit durch den Sturm geschwächt! Ihr Fuß verließ die freien Straßen Und machte sich ins nächste Haus Worinne gute Brüder saßen Kurz: sie geriet in einen Schmaus! Hier merkte sie mit weiten Augen Was ihrer Kinder Arbeit tu Wie brünstig sie aus Pfeifen saugen Sie hielt davor die Nase zu – Das Zimmer dampfte wie die Hölle Man soff sie mit zwölf Gläsern an Und jagte sie bald von der Stelle Indem sie nicht Bescheid getan! Nicht weit davon stund etwas offen Das man die Antichambre nennt "Hier", sprach sie, "hab ich's recht getroffen Ach schade, daß kein Licht mehr brennt!" Allein ein Mannsvolk rief gar leise: "Bist du's Kathrinchen? Komm, mein Kind!" "Ei", dachte sie, "hier setzt es Mäuse – Wer weiß, was das für Vögel sind?" Es zog die Weisheit immer weiter Und kam vor eine Stubentür Hier setzt es nichts als Bärenhäuter (Dergleichen Titel zeugt das Bier!) Die Flüche flohen um die Wette Man schwur so dreiste Blut und Tod Als wenn man nicht zu fürchten hätte Dies, was man seinem Nächsten droht! "Ach, ach, wie leben doch die Leute So liederlich in Tag hinein! Sie liegen auf der faulen Seite Und gehn mit mir kein Bündnis ein – Wie wird's mit ihnen endlich werden Wenn sie das Vaterland begehrt! Ich halte sie fürwahr auf Erden Kaum eines Elementes wert!" Die Weisheit ging mit diesen Worten Und traf nun beßre Wohnung an Zur Lehre, daß man aller Orten So Gut' als Böse finden kann – Denn sie ersah mit heiterm Blicke Zwei Augen auf ein Buch geheft' Und sprach: "Dies ist ein seltnes Glücke Wo mich nur nicht ein Schatten äfft!" "Nein, nein!", verfolgte sie die Sprache "Dies ist ein wahrer Musengeist Der weniger in die Gelage Als auf den Berg der Musen reist! Dem schenk ich meine Veilchenkrone Zum Zeichen der gewognen Treu' Daß ich bei meinem Pitsche wohne Und ewig seine Gästin sei!" "Wohledler Freund, wir unterschreiben Was dir die Weisheit zugedacht Und haben, wird der Wunsch bekleiben Was uns vergnügt und freudig macht! Der Segen folge deinen Schritten Das Glück sei dir mehr Wirt als Gast Bis du den Himmel was zu bitten Auf Erden nicht mehr nötig hast!"