Annette von Droste-Hülshoff - 1844- Kapitel 23 lyrics

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Annette von Droste-Hülshoff - 1844- Kapitel 23 lyrics

Das Hirtenfeuer Dunkel, Dunkel im Moor, Über der Heide Nacht, Nur das rieselnde Rohr Neben der Mühle wacht, Und an des Rades Speichen Schwellende Tropfen schleichen. Unke kauert im Sumpf, Igel im Grase duckt, In dem modernden Stumpf Schlafend die Kröte zuckt, Und am sandigen Hange Rollt sich fester die Schlange. Was glimmt dort hinterm Ginster Und bildet lichte Scheiben? Nun wirft es Funkenflinster, Die löschend niederstäuben; Nun wieder alles dunkel Ich hör' des Stahles Picken, Ein Knistern, ein Gefunkel, Und auf die Flammen zücken. Und Hirtenbuben hocken Im Kreis' umher, sie strecken Die Hände, Torfes Brocken Seh' ich die Lohe lecken; Da bricht ein starker Knabe Aus des Gestrüppes Windel Und schleifet nach im Trabe Ein wüst Wacholderbündel. Er läßt's am Feuer kippen Hei, wie die Buben johlen, Und mit den Fingern schnippen Die Funken-Girandolen! Wie ihre Zipfelmützen Am Ohre lustig flattern, Und wie die Nadeln spritzen, Und wie die Äste knattern! Die Flamme sinkt, sie hocken Aufs neu' umher im Kreise, Und wieder fliegen Brocken, Und wieder schwelt es leise: Glührote Lichter streichen An Haarbusch und Gesichte, Und schier Dämonen gleichen Die kleinen Heidewichte. Der da, der Unbeschuhte, Was streckt er in das Dunkel Den Arm wie eine Rute? Im Kreise welch Gemunkel? Sie spähn wie junge Geier Von ihrer Ginsterschütte: Ha, noch ein Hirtenfeuer, Recht an des Dammes Mitte! Man sieht es eben steigen Und seine Schimmer breiten, Den wirren Funkenreigen Übern Wacholder gleiten; Die Buben flüstern leise, Sie räuspern ihre Kehlen, Und alte Heideweisen Verzittern durch die Schmehlen. »Helo, heloe! Heloe, loe! Komm du auf unsre Heide, Wo ich meine Schäflein weide, Komm, o komm in unser Bruch, Da gibt's der Blümelein genug! Helo, heloe!« Die Knaben schweigen, lauschen nach dem Tann, Und leise durch den Ginster zieht's heran: Gegenstrophe: »Helo, heloe! Ich sitze auf dem Walle, Meine Schäflein schlafen alle, Komm, o komm in unsern Kamp, Da wächst das Gras wie Brahm so lang! Helo, heloe! Heloe, loe!«