Andreas Gryphius Menschliches Elende Was sind wir Menschen doch! ein Wonhauß grimmer Schmertzen? Ein Baal des falschen Glücks / ein Irrliecht dieser Zeit / Ein Schauplatz aller Angst / unnd Widerwertigkeit / Ein bald verschmelzter Schnee / und abgebrante Kertzen / Diß Leben fleucht darvon wie ein Geschwätz und Schertzen. Die vor uns abgelegt des schwachen Leibes kleid / Und in das Todten Buch der grossen Sterbligkeit Längst eingeschrieben sind; find uns auß Sinn' und Hertzen: Gleich wie ein eitel Traum leicht auß der acht hinfält / Und wie ein Strom verfleust / den keine Macht auffhelt; So muß auch unser Nahm / Lob / Ehr und Ruhm verschwinden. Was itzund Athem holt; fält unversehns dahin; Was nach uns kompt / wird auch der Todt ins Grab hinzihn / So werden wir verjagt gleich wie ein Rauch von Winden.