Ich schau' mein Foto an von vor zwanzig Jahren
Und sehe Ha** und Angst und Widerspruch und Neid
Versteckte Augen unter viel zu langen Haaren
Im Hintergrund die Kriegsmüllhalde, leer und weit!
Gewiss, da standen keine Wälder
Und schwarz und schweigend war da bloß die Stadt -
Der Mond verkroch sich in Ruinenfelder
Und viele schliefen nicht, und manche waren satt!
Wir rissen Ziegel für die Spatzenfallen
Aus einem sinnlosen Friedhofsmauerstück -
Besonders abends hörte man Kanonen knallen
'S war Friede, nur das Echo schoss zurück!
Da gab's Patrouillengänge nachts ins Amilager
Wir stahlen Kupferdraht und Blei -
Die Frauen dort war'n bunt und nicht so mager
Die rauchten, lachten, machten viel Geschrei!
Ein Mann am Fenster spielte mit den Krücken
Was man in solchen Zeiten häufig sieht
Wir mussten»Vater«sagen, er musste nicken
Wir lernten neue Wörter, zum Beispiel 'invalid'!
Wir hatten keine Sehnsucht nach dem Winter
Der Füße frisst, die Augen und den Mut
Wir schauten neidisch auf die kurzbehaarten Kinder
Aus jenem Goldorangenland - dort wär's wohl gut!
Gewiss, da steh'n jetzt wieder Wälder
Ein Strahlengürtel liegt um jede Stadt
Wir wissen, fruchtbar sind Ruinenfelder
Wir schlafen sorglos, lachen satt!
Wir tragen Goldorangen in den Händen
Und frieren nicht, wenn's in Sibirien schneit -
Man zeigt uns Kinder vor verbrannten Wänden
Und wir verachten Ha** und Angst und Neid!
Ich schau' mein Foto an von vor zwanzig Jahren
Und sehe Ha** und Angst und Widerspruch und Neid -
War das Hanoi, Detroit oder Jordanien?
Im Hintergrund die Kriegsmüllhalde, leer und weit!