Dein Maul ist schwarz, weil die Kirschen sind reif
An der Straße nach Königschaffhausen -
Dem Bruno seine Kirschen und dem Herrgott sein Tag
Gibt's heut' umsonst und draußen!
Es liegt in der Luft ein gesunder
Blütenduft vom Burgunder -
Ach ja, die ganze Welt reimt sich!
Eine Erdkröte hier, eine Eidechse dort -
Wir kommen ins Singen und Träumen
Und fahren zum Rhein raus und machen erst Halt
Hinter Lores Apfelbäumen!
Da liegt unter Pusteblum' Flocken
Ein übrig gebliebener Brocken -
Eine Erbschaft von vor vierzig Jahr'n!
Das war mal ein Bunker
Der Klotz aus Beton -
Der ging Fünfundvierzig zu Bruch!
Von denen, die drin war'n
Blieb keine Erinnerung -
Bloß so'n Modergeruch!
Du sagst: "Mensch, la** das, das Philosophier'n -
La** die Toten die Toten begraben!
Ich hab' heut' Lust auf ein Fa** voll Leben
Und wenn ich's krieg, will ich's auch haben!"
Und wie die gesengten Säu' brechen
Wir durch die Hecken, die stechen
Und wir klauen am Weg Orchideen -
Ein paar Schwäne hier, ein Graureiher dort
Und der Eisvogel schießt durch den Altrhein!
Oben am Himmel, ein Bussard im Kreis -
Na, bei dem wird's windig und kalt sein!
Und noch drüber sehen wir leider
Den Streifen von einem Starfighter -
Und plötzlich kommt einer im Tiefflug!
Ich denk' an den Bunker
Den Klotz aus Beton -
Der ging Fünfundvierzig zu Bruch!
Von denen, die drin war'n
Blieb keine Erinnerung -
Bloß so'n Modergeruch!
Ich krieg' sie nicht los, diese alten Geschichten -
Geschichte von vierzig Jahren -
Das kommt wohl, weil's rieselt im Schädelgebälk
Unter den grauen Haaren!
Wir fahren nach Kappel zur Fähre
Und stoßen auf eine Barriere -
Dahinter steh'n weiße Soldaten!
Die weißen Soldaten im Rheinauewald
Versteckt hinter einer Biegung
Sind lustig und schwitzen und saufen und machen
Eine Katastrophen-Übung -
Sie schützen sich vor Todesstrahlen
Als wär eine Wolke gefallen
Und wir beide wär'n in der Falle!
Ich denk' an den Bunker
Den Klotz aus Beton -
Der ging Fünfundvierzig zu Bruch!
Von denen, die drin war'n
Blieb keine Erinnerung -
Bloß so'n Modergeruch!
'S wird Abend, wir fahren nach Hause zurück
Ins Hochhaus im Freiburger Westen
Wo wir uns mit Ratatouille und mit Käse
Und Tagesschau-Bildern mästen!
Wir seh'n die Raketen, die dicken
Und weiße Atomstrom-Fabriken
Und wir hören vom Frieden - vom Frieden!
Dann Schmusemusik und ein Fa**wein dazu
Und der Mond ist grad' aufgegangen
Schwarz ist dein Maul, die Kirschen sind reif
Die Neonlaternen prangen!
Und später dann im Morgengrau'n
Wach ich auf und lieg' noch im Traum
Und krieg keine Luft mehr vor Platzangst!
Und ich seh' uns im Hochhaus
Dem Klotz aus Beton -
Mensch, der geht diesmal gar nicht zu Bruch!
Doch von denen, die drin sind
Bleibt keine Erinnerung -
Nicht mal ein Modergeruch!