Der Tod kommt abends mal ums Eck
Und fragt: "Wann bist denn du so weit?"
Ich sauf' mich voll, dann geht er weg
Und kürzt mir meine Zeit!
Hau doch ab, du Sack, ich sterb' noch dran
An dir verfluchtem Sensenmann!
Eben warst du noch 'ne Puppe
Aus'm Märchen und mir schnuppe
Und jetzt rückst du mir so eiskalt
Auf'n Pelz!
Der Tod fragt mich und grinst dabei
Ob ich hier was verloren hab' –
Verloren ist so mancherlei
Ins Leben und ins Grab!
Grad' die Liebe, die mir blödem Mann
So schwer fällt, da** ich sie nur kann
Mal verraten, mal verletzen
Dann mit langer Zunge hetzen
Hinterher – und dann ist wieder mal
Zu spät!
Ich hab' so manchen Freund verlor'n
Und auch die Kinder, die ich gern
Gemacht hab', sind zu früh gebor'n
Ich seh' sie nur von fern!
Ja, zur Arbeit hab' ich manchmal Lust
Und ich nehm' sie voller Gier zur Brust
Wie 'ne Literflasche Wein –
Und ich schütt' sie in mich rein
Und so wird sie immer schneller
Wieder leer!
Ich hab' auch in der Politik
Geschrien vor Unzufriedenheit –
Davon wird mancher reich und dick
Wenn er kühl ist und gescheit!
Aber meine dumme Leidenschaft
Hat mich und meinen Leib geschafft
Und jetzt bin ich wie mein Beutel
Ziemlich mager, und doch eitel
Und die Kampfeslust wird manchmal
Etwas lahm!
Ich wohn' in einem Land aus Stein
Da wächst Asphalt, Beton und Stahl
Da renn' ich mir die Seele ein
So täglich hundertmal!
Ist nicht schlecht, die Stadt, bloß unverschämt
So selbstverständlich hart und fremd –
Ja, den Frühling gibt's hier auch
Aber nicht in meinem Bauch
Und der Süden wird zur kitschigen
Vision!
Der Tod kommt morgens an mein Bett
Im kalten Rauch der Christenhöll' –
Wenn der nur etwas Wärme hätt'
Ich folgt' ihm auf der Stell'!
Hau doch ab, verfluchter Sensenmann!
Du, solang' ich noch was spüren kann –
Bisschen Wa**er, bisschen Sonne
Bisschen Liebe, bisschen Wut –
Ist mir auch das graue Leben
Noch zu gut!