Die Bibel ist ja heut' noch ein gern gelesenes Buch, steht ja sicher auch viel Schönes drin, aber manches Halte ich doch für ausgemachten Unfug. Zum Beispiel die Sache mit dem Nächsten. Liebe deinen Nächsten! Wer soll das denn sein? Mein Nachbar etwa? Na, schönen Dank! Oder auch – Du sollst nicht Begehren deines Nächsten Haus? Will ich doch gar nicht haben, die Bruchbude. Der räumt ja auch nie auf. Ich finde ja sowieso: Nachbarn sind ungesund. Entweder sie machen einen Heidenlärm oder sie Beschweren sich, daß man selbst welchen macht. Jedenfalls haben sie immer was zu meckern. Ich halte Überhaupt nichts von Nachbarn. Ich will ja wirklich mit jedermann gut auskommen, aber von Nachbarn Halte ich überhaupt nichts. Sie sind neugierig, aufdringlich, wissen alles besser und fahren ein größeres Auto. Also, ich sag das jetzt mal völlig ohne Vorurteil: Nachbarn sind einfach ekelhaft! Streit und Ärger wird es immer geben In dieser schönen, friedlichen Welt Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben Wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt Dabei bin ich gar nicht fromm. Also, alles kann man mir nachsagen, aber das nun wirklich nicht. Aber jetzt Mal ein Beispiel: Neulich abend komme ich nach Hause, und was sehe ich? Kein Bier im Eisschrank! Na ja, Denk' ich, klingelst du mal beim Nachbarn und fragst, ob der dir ein paar Flaschen borgt. Wär' ja das Einfachste. Aber der kann mich sicher nicht leiden. Neulich hat er mich nicht mal gegrüßt. Das heißt: Er hat Schon gegrüßt, aber ich nicht! Ich kenn' den ja kaum. Kann ja nicht jeden kennen. Vielleicht war er's auch Gar nicht. Ich weiß eigentlich gar nicht richtig, wie der aussieht. Wahrscheinlich unheimlich gemein. Vielleicht ist er sogar ein Ausländer. Nee, also der borgt mir bestimmt kein Bier. Widerlicher Kerl! Vielleicht
Schläft er auch schon, und wenn ich ihn dann wecke, zeigt er mich an. Wegen Ruhestörung oder so. Man Kennt ja solche Leute. Oder er hat gerade seine Freundin da und wird furchtbar wütend, daß ich ihn störe. Oder er ist sowieso schon wütend, weil ihn sein Chef heute zusammengestaucht hat. Und ich soll das dann Ausbaden. Der ist imstande und wird tätlich. Der greift mich an, der schlägt mich, dieser Lump. Streit und Ärger wird es immer geben In dieser schönen, friedlichen Welt Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben Wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt Aber das kann er mit mir nicht machen, mit mir nicht! Ich ging rüber zu ihm und klingelte Sturm. Er machte Auch gleich auf. Er war kein Ausländer. Seine Freundin war auch nicht da. Typisch! "Guten Abend, Herr Nachbar, was verschafft mir die Ehre?", fragte er voller Haß. "Wissen Sie", keuchte ich, "wohin Sie sich Ihr Dämliches Bier gießen können?" "Welches Bier?" fragte er gespreizt. "Na das Bier, das ich mir von Ihnen Borgen wollte!" rief ich. "Aber davon weiß ich ja gar nichts!" log er. "Ach, davon wissen Sie nichts! Davon Wissen Sie gar nichts? Na, das wird ja immer schöner!" Er geiferte: "Ich trinke nämlich überhaupt kein Bier. Ich bin Abstinenzler!" "Aha!" entlarvte ich ihn. "Abstinenzler! Das heißt, Sie trinken nur harte Sachen, was? Das hätten Sie ja auch wirklich gleich sagen können!" Aber das ist wieder mal typisch Nachbar: Anstatt mit Der Wahrheit herauszurücken, bricht er lieber einen Streit vom Zaun. Aber das habe ich ja von vornherein gewußt. Streit und Ärger wird es immer geben In dieser schönen, friedlichen Welt Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben Wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt