(spoken prose)
Ich komme nun zu meinem Zyklus "Die sieben Todsünden". Er ist bisher noch unvollendet, weil ich sie
Nicht mehr alle beisammen habe, die Todsünden meine ich. Es sind mir ein paar entfallen, ich
Erinnere mich nur noch an Wollust, Neugier und Tobsucht. Aber heute soll uns hier eine andere
Beschäftigen, nämlich: der Neid.
Der Neid ist wirklich eine sehr hässliche Eigenschaft. Wer von uns aber wäre frei von dieser Sünde.
Seien wir einmal ehrlich. Einmal! Haben wir uns nicht schon alle zuweilen gewünscht, endlich auch
Mal in eine Spendenaffäre verwickelt zu werden, mal so richtig satt Kohle einzusacken, auch wenn sie
Von so einem industriellen Widerling stammt oder von einem übel riechenden Chemiekonzern. Geld
Stinkt nicht, was man von den eventuellen Spendern nicht so ohne weiteres behaupten sollte. Wir
Kennen die ja auch gar nicht persönlich, darum bietet uns auch keiner eine müde Mark an. So entsteht
Dann der Neid. Man hetzt und wettert gegen Geber und Nehmer, und die müssen dann am Ende
Sogar vor Gericht erscheinen, obwohl sie da unter Umständen gar nicht hin wollten. Aber keine Angst:
Denen pa**iert nichts. Und was hat uns das neidische Getue also eingebracht? Ebenfalls nichts!
Neid ist also absolut nutzlos. Außerdem gleicht sich am Ende in den meisten Fällen ja alles wieder
Aus, spätestens im Himmel.
Aber auch hier auf der Erde kriegen wir einige eindrucksvolle Beispiele aus der Natur. Nehmen wir mal die
Bäume. So ein Baum hat ja auch eine Seele, hat seine Gefühle. Und da gab es bisher in jedem Herbst ein neidvolles Rauschen im Wald. Da musste nämlich so eine knorrige deutsche Eiche tatenlos miterleben, wie ihr nach und nach die Blätter ausfielen und sie am Ende nackt und kahl dastand, während so eine popelige Fichte oder Tanne den ganzen Winter grün blieb. Aber da hat ja nun doch die Gerechtigkeit gesiegt. Jetzt werden eben auch die Tannen und Fichten kahl. Allerdings bleiben sie es dann im Frühling auch, aber die haben ja auch viel
Nachzuholen nach den jahrhundertelangen Privilegien.
Manche wollen das nun wieder rückgängig machen, bloß weil sie grüne Bäume offenbar als Werbung
Für ihre Partei auffa**en. Und da machen die dann die absurdesten Vorschläge: Geschwindigkeitsbegrenzung!
Wenn ich das schon höre! Ist doch der pure Schwachsinn. Wenn ich langsamer fahre, bleibe ich automatisch viel länger im Wald. Also wird der Wald auch viel stärker belastet. Das sagt ja auch schon der Volksmund: "Je schneller man in den Wald hinein fährt, desto schneller kommt man wieder heraus".
Überhaupt, was sind das denn für Leute, die solche Vorschläge machen. Diese Latzhosenschlaffies in ihren selbst gestrickten Pudelmützen. Bei denen ist das mit der Geschwindigkeitsbegrenzung doch wieder nur der blanke Neid. Weil die sowieso nicht schneller fahren können als hundert mit ihren verlotterten Müslienten.
Und da wollen die dann einem Porschefahrer, der sich sein Auto vielleicht mühsam vom Munde abgespart hat, wenn auch nicht von seinem eigenen, den Spaß verderben. Da wird das Autofahren doch stinklangweilig. Bei Tempo hundert fehlt ja jegliche Freude am Risiko. Tja, und letztendlich ist das auch noch gesundheitsgefährdend.
Konstruieren wir mal ein Beispiel: Ein seriöser Herr, Immobilienmakler im besten Mannesalter, graue
Schläfen, Maßanzug, man weiß ja: Kleider machen Leute, oder anders ausgedrückt: Je schlichter das
Hirn, desto teurer der Zwirn. Also dieser Mann setzt sich ans Steuer seines Sportwagens und soll nun
Mit hundert dahinzuckeln. Der wird doch depressiv! Der muss doch sowieso schon einen psychischen
Schaden haben. Warum kauft er sich sonst einen Porsche.? Er will ihn mal ordentlich dröhnen la**en.
Ja und wenn er nun so dahinschleicht und dann überholt ihn noch einer, dann kriegt er ein
Magengeschwür. Tja, muss er ins Krankenhaus, und da tauchen dann schon wieder die ersten Neider
Unter den Patienten auf, denn der Immobilienmakler liegt auf der Privatstation mit Fernseher,
Klimaanlage und Wa**erbett, während die anderen auf Luftmatratzen im Gang lümmeln.
Nun glauben manche, man könnte den Neid abschaffen, indem man jedem ein Wa**erbett und einen
Porsche gibt. Aber das geht nu auch wieder nicht, das wär ja wie im Osten. Da fahren ja auch alle die
Gleichen Autos, bis auf manche. Tja und 'ne erste Kla**e in der Eisenbahn haben die da auch. Also,
Das Gleichmachen führt auch zu nichts.
Fa**en wir mal zusammen: Der Neid, besonders der Neid der Besitzlosen ist überflüssig und gemein.
Nicht das Sein bestimmt das Bewusstsein, sondern das Haben bestimmt das Sein. Es steht
Geschrieben: "Wer da hat, dem wird gegeben". Oder volkstümlicher ausgedrückt: "Neid hin, Neid her,
Der Teufel scheißt immer auf einen großen Haufen".