Ich kriege von den täglichen Dingen
Sehr wenig mit, muss ich gestehen
Wenn überhaupt, muss ich mich zwingen
Mal in den Stern oder Spiegel zu sehen
Ist deprimierend was man so liest
Bestenfalls sei der Mensch ein Idiot
Meist sei er abwechselnd Bestie und Biest
Und quält sich sehr erfinderisch tot
Doch sah ich ne Werbung, sogar für mich
Unübersehbar und wirksam: Man warb
Nicht mit dem üblichen „Wir brauchen dich!“
Man warb den Sterbenden, bevor er starb
An alle diejenigen, die nicht mehr können
Nicht lieben und sich nicht lieben la**en
Die nur noch glühen, die nicht mehr brennen
Ihr solltet den Bus nicht verpa**en
Steigt in den Bus nach Nirgendwo
Mit Ledersitzen und mit Klo
Vergesst dort alles, werdet froh
Steigt in den Bus nach Nirgendwo
Steigt in den Bus nach Kommnichtan
Hier sitzen friedlich Frau und Mann
Sie fühlen nichts, sehen sie sich an
Steigt in den Bus nach Kommnichtan
Steigt in den Bus nach Sinnlossein
Das Herz liegt ab und nehmt den Stein
Es tut nicht weh, ist man allein
Steigt in den Bus nach Sinnlossein
Steigt in den Bus nach Kreisverkehr
Vertrauen ist ein Meer
Ihr habt geblutet und seid leer
Steigt in den Bus nach Kreisverkehr
Wie kann man nur so werben, dachte ich bla**
Mit Endhaltestellen und Resignation
Nichtmal Verzweiflung, nicht einmal Ha**
Nur Stillstand und Müdigkeit, wer will das schon?
Ich lief in Gedanken durch meine Stadt Kiel
Sie füllt sich stetig, Einkaufszeit
Doch merkte ich plötzlich: Es waren viel zu viel
Menschen – Und alle reisebereit
Sie standen Schlange, geduldig wie Vieh
An den Bushaltestellen, standen und schwiegen
Ein Mann nickte müde: „Wollen auch sie?
Ist nicht einfach, noch Plätze zu kriegen!“
Wo kommen die alle her und warum?
Schmeckt euch das Leben nicht, mischt es neu
Sie sahen mich mitleidig an und stumm
Zeigt der Mann auf den Plan: Der Bus kommt um drei
Seit Tagen das gleiche Bild auf den Straßen
Allmählich leeren sich die Viertel der Stadt
Verla**ene Kinder bevölkern den Rasen
Des Schrevenparks und der Mond ist schachmatt
Auch du hast versagt, lieber Mond, sie haben
Nicht mitgeträumt im Glanz deines Lichts
Die Sehnsucht, die Lieder, sie liegen begraben
In den müden Falten ihres Gesichts
So viele Freunde sind eingestiegen
Halt mir, Geliebte, die Augen zu
Als ich geflucht hab, hast du geschwiegen
Nun hab ich Angst: Zweifelst auch du?
Was tat euch das Leben? Es hat nichts versprochen
Es ist niemals leicht, aber immer ist's bunt
Ihr seid nur geschwächt, ihr seid nicht gebrochen
Steigt nicht in die Busse, ihr habt keinen Grund