Seit mittlerweile 17 Staffeln, von denen die erste von August 1997 bis Februar 1998 (vgl. Parker & Stone 1997a sowie Parker & Stone 1998) ausgestrahlt wurde, handelt South Park von den Abenteuern der vier Freunde Stan Marsh, Kyle Broflovski, Eric Cartman und Kenny McCormick, die in allen Episoden zehn Jahre alt sind und die vierte Kla**e der Elementary School besuchen. Um Kenny McCormicks Rolle innerhalb dieser Clique zu verstehen, werde ich im nächsten Abschnitt alle vier Freunde und ihre Beziehung kurz charakterisieren und im zweiten Teil auf Kennys Sonderrolle innerhalb der Serie eingehen – nämlich seine zahllosen Tode. 3.1 Kennys Rolle innerhalb der Clique Jede der vier Hauptfiguren verkörpert als stereotyper Vertreter eine US-amerikanische Gesellschaftsschicht, oder wie es Chidester ausdrückt: „[…] four central characters, each a personification of a distinct facet of contemporary American whiteness.“ (Chidester 2012: 409) Kenny McCormick repräsentiert dabei die weiße Unterschicht der USA, die abwertend als „poor white trash“ bezeichnet wird. Da Kenny mit der Kapuze seines Pullovers beinahe sein komplettes Gesicht versteckt, sind seine Wortbeiträge für den Zuschauer unverständlich. Für Chidester handelt es sich bei dieser Unverständlichkeit um eine „symbolische Stille“ (vgl. ebd.: 411), welche die fehlende öffentliche Stimme der Unterschicht verdeutlicht. Dieser sozialkritische Aspekt spielt auch in Bezug auf Kennys Tod und die Reaktionen seiner Mitmenschen eine entscheidende Rolle (siehe Kapitel 4.2). Im Gegensatz zu Kenny entstammen die übrigen Freunde eher privilegierten Gesellschaftsschichten. Laut der Homepage der Serie southparkstudios.com verkörpert Stan Marsh den durchschnittlichen, amerikanischen Viertklässler und ist damit „South Park's Everyman; his family rituals and personal mores are embraced as representing those of his rural western town as a whole“ (Chidester 2012: 409). Sein bester Freund Kyle Brovlofski ist Sohn eines wohlhabenden Anwalts und außerdem Jude, weshalb er sich häufig mit antisemitischen Vorurteilen oder Beleidigungen konfrontiert sieht. Meist stammen diese von seinem Intimfeind Eric Cartman, einem übergewichtigen und verwöhnten Sohn einer alleinerziehenden Mutter, dessen Ha** sich gegen zahllose Ra**en, Religionen und s**uelle Orientierungen richtet, der allerdings selbst ebenfalls häufig von seinen drei Freunden aufgrund seiner Fettleibigkeit verspottet wird. 3.2 Die Tode des Kenny McCormick Bis zum Ende der fünften Staffel stirbt Kenny McCormick in beinahe jeder Episode von South Park. Für den Zuschauer stellt sich also weniger die Frage, ob Kenny stirbt, sondern vielmehr, auf welche absurde Weise er dieses Mal ums Leben kommt: We know it's coming – it's just a matter of how, and in what new and inventive way, he will meet his demise. Ozzy Osbourne bites his head off, Sadam Hussein shoots him, he internally combusts, he is frozen in carbonite, decapitated, stabbed, electrocuted, micro-waved, drowned… (Fry 2011: 77) Während also diese Szene dank der ungewöhnlichen Todesarten für den Zuschauer durchaus ein Überraschungsmoment birgt, verläuft die Handlung um den Tod Kennys ansonsten sehr formelhaft. In der Regel bleibt der berühmte Ausruf „Oh my God! They k**ed Kenny. You ba*tards!“ von Stan und Kyle die einzige Reaktion auf das Unglück (vgl. Chidester 2012: 411). Stan and Kyle immediately get over the injustice of Kenny's d**h, of course, and move on as if nothing happened, and Cartman rarely notices at all. But, for a brief second, we laugh at the absurdity of Kenny's dire situation. (Fry 2011: 77) Kenny bleibt bis zum Ende der Episode verschwunden, taucht aber in der darauffolgenden Episode ohne Erklärung für seine Rückkehr wieder auf. Eine Erklärung ist auch gar nicht nötig, da sich seine Mitmenschen offensichtlich nicht an seinen Tod erinnern können und deshalb keine Erklärung verlangen. Kenny selbst dagegen scheint sich seiner Lage in einigen Episoden bewusst zu sein. So versucht er beispielsweise in „Mr. Hankey, der Weihnachtskot“ (Parker & Stone 1997e), gefährliche Situationen zu vermeiden, und freut sich am Ende der Folge, da** er erstmals eine komplette Episode überlebt hat.