War Zimmermädchen, hat in den vereisten
Aristokratenköpfen Augen schmelzen seh'n
Als die Kaisers nach Holland 'reisten'
Und sie war auch dabei, beim Umwälzen!
Stand dabei an eisigen Novembermorgen
Zwar nicht mit Pelz, doch meist mit Mann
Doch wollt' sie erst für 'nen festen Mann sorgen
Wenn jeder für sich selber sorgen kann!
Ihre Herrschaften mussten Ebert ha**en
Wenngleich er ward geha**t meist ohne Grund
Als Präsident stand er doch 'über allen Kla**en' -
Sie ward entla**en und hing an Eberts Mund!
Da hat sie einiges gelernt in diesen Tagen
Und davon hatte sie uns noch viel mehr zu sagen -
Jetzt liegt Erde drauf - der Deckel ist zu
Nach so 'nem Treiben braucht man seine Ruh!
Sie glaubte nie an ein ewiges Leben
Drum hat sia alles, was sie wusste uns gegeben
Und das nicht bloß
Zum Beruhigen und zum Trost!
Oma Krug, Oma Krug
War niemals krank genug
Um nicht dabei zu sein -
Zumindest im Ortsverein!
Spoken:
Ortsverein - das ist die kleinste Einheit jener großen Regierungspartei mit dem kurzen Weg von oben nah unten und dem langen Weg von unten nach oben; das ist die Partei mit der Diagonalkarriere von links unten nach rechts oben - oder anders gesagt: man kann, wie der frühere Juso-Vorsitzende Klaus Uwe Benneter, die Ausssage, die CDU/CSU sei die Partei des Kla**enfeindes, sooft wiederholen, bis die Parteiführung Maßnahmen einleitet, die es irgendwann einmal vielleicht notwendig machen, zu sagen, die CDU/CSU ist nur eine Partei des Kla**enfeindes ...
Sie hat nur Zeit und Bett gehabt und keine Kohlen
Sie stand nach Arbet an - und fand dabei 'nen Mann
Der zeigte ihr, wo es Kohlen schwarz zu holen
Gibt und wie man sich auch sonst warm halten kann!
Sie lernte bald, da** er in Wärme sehr gelehrt ist
Und warum der Kohlepreis seit Achtzehn ständig steigt
Und was ein Mann in puncto Wärme wert ist -
Da** er dabei zum Allerniedrigsten neigt!
So wusste er einiges vom Schwarzen Markt zu holen
Fuhr oft per Rad mit ihr zu dem verbot'nen See
Doch hätt' er nie in größ'rem Maß gestohlen
Denn er war Mitglied in der EsPeDe!
Da hat sie einiges gelernt in diesen Tagen
Und davon hatte sie uns noch viel mehr zu sagen -
Jetzt liegt Erde drauf - der Deckel ist zu
Nach so 'nem Treiben braucht man seine Ruh!
Sie glaubte nie an ein ewiges Leben
Drum hat sia alles, was sie wusste uns gegeben
Und das nicht bloß
Zum Beruhigen und zum Trost!
Oma Krug, Oma Krug
War niemals krank genug
Um nicht dabei zu sein -
Zumindest im Ortsverein!
Spoken:
Neunzehnhundertzwanzig putschten die kaisertreuen Generale Kapp und Lüttwitz gegen die Republik, aber die Demokraten halten zusammen. Es gibt - initiiert zunächst nur von der linken Sozialdemokratie - einen Generalstreik.
Sie kam auch in die Partei - da gab's nicht viel zu fragen -
Sie zahlte Beitrag, aber sonst trug sie nichts bei
Sie hatte nach dem Treffen immer viel zu sagen
Doch währenddessen saß sie treu und scheu dabei!
Als der Kapp-Putsch alle einig auf die Straße trieb
Sie packte Brot mit Blutwurst ein für ihren Fritz -
Doch der folgte der Partei und der ging nicht zum Betrieb
Und machte noch ein Brot für sie und nahm sie mit!
Den Tag lang stand sie»ihren Mann«mit allen
Und mit den meisten kam sie dabei gut zu Rand'
Da** sie Not-wendig war, das hat ihr sehr gefallen -
So sehr, da** sie dabei den Mut zum Reden fand!
Da hat sie einiges gelernt in diesen Tagen
Und davon hatte sie uns noch viel mehr zu sagen -
Jetzt liegt Erde drauf - der Deckel ist zu
Nach so 'nem Treiben braucht man seine Ruh!
Sie glaubte nie an ein ewiges Leben
Drum hat sia alles, was sie wusste uns gegeben
Und das nicht bloß
Zum Beruhigen und zum Trost!
Oma Krug, Oma Krug
War niemals krank genug
Um nicht dabei zu sein -
Zumindest im Ortsverein!
Spoken:
Dann ist der Kapp-Putsch zurückgeschlagen, die Einheit der Demokraten bricht auch wieder auseinander; von der KPD wird die Sozialfaschismus-Theorie verbreitet, die Sozialdemokraten mit den Nazis auf eine Stufe gestellt - in der SPD wird Antikommunismus wieder Trumpf, das heißt die Eintrittskarte in die höheren Regionen dieser Partei. Letzteres hat sich bis heute gehalten - soll noch einer sagen, die SPD lege keinen Wert auf Tradition!
Mit dem Frost hat sich der Kapp verzogen
Und mit dem Sommer war dann auch die Einheit hin
Und weiter oben wurde wieder viel gelogen
Und ihr Ebert blieb in der Regierung drin!
Fritz spuckte wütend aus, sie guckte bös' hinüber
Wo sich die Hakenkreuzler trafen, frank und frei -
Doch Ebert rief: "Der Spuk ist bald vorüber -
Ihr müsst nur ruhig sein, dann geht das schnell vorbei!"
Zu dem KP-Mann mit den russischen Plakaten
In der Wohnung unter ihnen, hielt man sich halt kalt -
Man hat sich nie ein Wort zuviel verraten
Und kämpft' getrennt, bis in den Buchenwald!
Da hat sie einiges gelernt in diesen Tagen
Und davon hatte sie uns noch viel mehr zu sagen -
Jetzt liegt Erde drauf - der Deckel ist zu
Nach so 'nem Treiben braucht man seine Ruh!
Sie glaubte nie an ein ewiges Leben
Drum hat sia alles, was sie wusste uns gegeben
Und das nicht bloß
Zum Beruhigen und zum Trost!
Oma Krug, Oma Krug
War niemals krank genug
Um nicht dabei zu sein -
Zumindest im Ortsverein!
Spoken:
Dann sind die Jahre des Nationalsozialismus vorbei; in Hessen und Sachsen gibt es j**eils eine Volksabstimmung - nämlich ob die Kriegsgewinnler, die Schlotbarone, die am Tod von Millionen verdient hatten, enteignet werden sollten. In beiden Deutschlands stimmten über siebzig Prozent der Bevölkerung für die Enteignung. Im einen Teil wird es Realität - im andern Teil: Verfa**ung
Es blieb ihr Fritz in Buchenwald mit dem KP-Mann -
Sie war sehr müd' geworden, als sie nach Hause kam
Und auf dem Schwarzen Markt tat es ihr immer weh, dann
Wenn sie nach Kohle stand und was der Fritz sonst noch so nahm!
Das war bei vielen so das Gleiche -
Wo gleicher Schmerz ist, muss gleicher Wille sein -
Doch die Kriegsgewinnler blieben die Reichen
Und ihre Kla**e blieb getrennt in zwei Partei'n!
Dann gab es Volksentscheid, sie musst' sich wieder rühren
"Enteignung" war die Losung der Partei -
Doch bis heut' ist davon leider nichts zu spüren
Weil, zur Abwahl war'n die Krupp|Krupps noch nie bereit!
Da hat sie einiges gelernt in diesen Tagen
Und davon hatte sie uns noch viel mehr zu sagen -
Jetzt liegt Erde drauf - der Deckel ist zu
Nach so 'nem Treiben braucht man seine Ruh!
Sie glaubte nie an ein ewiges Leben
Drum hat sia alles, was sie wusste uns gegeben
Und das nicht bloß
Zum Beruhigen und zum Trost!
Oma Krug, Oma Krug
War niemals krank genug
Um nicht dabei zu sein -
Zumindest im Ortsverein!
Spoken:
Neunzehnhunderteinundsiebzig stirbt Oma Krug; bei ihrer Beerdigung erscheint, entegen sonstigen Gepflogenheiten, nicht der ganze SPD-Vorstand, sondern nur der Ka**ierer, der ein Juso ist - das liegt daran, da** Oma Krug sechs Wochen vor ihrem Tod gemeinsam mit den Jusos gegen die Münchener Antikommunismus-Beschlüsse gestimmt hat.
Im Ortsverei sprach sie erst grimmig, wie die Alten:
"Die Herren Jusos soll'n erstmal was tun für die Partei!"
Und: "Die woll'n die Partei nur spalten
Mit ihrer ganzen Klugscheißerei!"
Dann war'n wir mal bei ihr zum Beitrag ka**ieren .
Sie rief uns rein: "Im Fernse'n hetzt grad' Strauß!"
Und sie meint, die Gewerkschaft hätt' sich jetzt zu rühren
Und fragt: "Wann wachen Uns're endlich auf?"
Dann war'n wir oft bei ihr, mehr um mitzuhören
Und ein paar Ältere lud sie auch noch dazu ein
Und da gab's Bier, gab's Vorurteile zu zerstören
Und im Ortsverein war'n wir bald nicht mehr allein!
Da haben wir einiges gelernt in diesen Tagen
Und wir sind viele und können's vielen sagen -
Jetzt wohl liegt Erde drauf - der Deckel ist zu
Nach so 'nem Treiben braucht man seine Ruh!
Sie glaubte nie an ein ewiges Leben
Drum hat sia alles, was sie wusste uns gegeben
Und das nicht bloß
Zum Beruhigen und zum Trost!
Oma Krug, Oma Krug
War niemals tot genug
Um nicht dabei zu sein -
Zumindest im Ortsverein!