spoken introduction:
Ja, vielleicht gleich noch eins von diesen kleinen,
Jüdischen Liedelchen. Die sind ja alle so –, öh . . .
Ein Lied mehr für zurückhaltende Menschen unter uns.
Leute, die in solch einer Situation – oder auch
In einer ganz anderen Situation, öh, viel eher gesagt hätten:
Nein, nein, nein, ich red nix!
Ich möchte schweigen
Ich will nix sagn –
Und schon garnix bezeigen
Auch nix Alltägliches
Nu – weil mir das nicht liegt
Ich rede mit niemand. Ich klär –
Das geniegt. Sie fragen warum?
Nu, das hat seinen Grund
Die Sache ist die –
Nein, ich halte den Mund!
Man redet ganz harmlos, doch was hat man davon?
Schaun Sie, es gibt keine harmlose Konversation –
Ich sage: "Der Herr Kisch isst heute mittag Fisch!"
Man glaubt, das sollte harmlos sein
Doch plötzlich kommt der Cohn herein und sagt:
"Ih, was – der Kisch isst heute mittag Fisch?
Der schuldet mir doch das und das
Was frisst er Fisch, das kost doch was!
Bei so was seh ich rot –
Was frißt er nicht a Brot!"
Drauf sagt zu ihm der Stern:
"Sie, Herr Cohn, des hab ich gern!
Denn Sie, Herr Cohn, sie schulden mir
Dreitausend Zloty – oder vier –
Und gestern hab ich Sie gesehn
Beim Mittagessen, das war scheen!
Der Tisch hat sich gebogen –
Sie stopften sich den Mogen!"
Drauf sagt der Cohn: "An starkes Stück
Sie kriegen schon Ihr Geld zurück!
Doch erstens hab ich Kinder
Mei Vater is a Blinder
Mei Tochter hat an Busenfreind
Den winsch ich nicht meim ärgsten Feind
Und außerdem der Kisch –
Hier schaun's auf den Wisch!
Was der mir schuldet ganz genau –
Und mittags frisst er Kabeljau!!"
Drauf sagt zu ihm der Stein:
"Jetzt la**t das Streiten sein!
Der Kisch ist schließlich auch a Jud
Der seine Zores haben tut!"
Drauf sagt zu ihm der Stern:
"Sie, Herr Stein, des hab ich gern!
Sie kümmern sich um Ihre Sach
Und nicht um das, was ich hier mach!
Der Cohn ist mir was schuldig
Und ich bin nix geduldig!"
Jetzt mischt sich noch der Fein
In diesen Streit hinein
Und gibt dem Stern zwei Watschen jetzt
So stark, da** der sich niedersetzt
Da schreit ihn an der Perl:
"Herr Fein, Sie bleder Kerl!
Der Stern ist doch mein Schwiegersohn
Und außerdem mein Kompagnon!"
Da brüllt ihn an der Süß:
"Was schrein Sie wie am Spieß!
Sie sind doch selbst a mieser Hund!"
Der Blau sagt: "Halten Sie den Mund!"
Der Goldbaum schreit: "Ich klag Sie!"
Der Schwarz ruft rasch a Taxi
Der Rosenblatt ist längst nicht da
Der Grün ist einer Ohnmacht nah
Der Pollak sagt zum Mandelschmidt:
"Ich kindig den Vertrag hiermit!"
Der Brauner schlägt den Opfermann
Der Levi spuckt de Meyer an
Nu, ist das nicht zu bled?
Jetzt wissen's, warum ich nix red!