Die Legende der Dirne Evelyn Roe. Als der Frühling kam und das Meer war blau Da fand sie nimmer Ruh' Da kam mit dem letzen Boot an Bord Die junge Evelyn Roe! Sie trug ein härenes Tuch auf dem Leib Der schöner als irdisch war – Sie trug kein and'res Gold und Geschmeid' Als ihr wunderreiches Haar! "Herr Kapitän, la** mich mit dir ins heil'ge Land fahr'n Ich muss zu Jesus Christ!" "Du sollst mitfahr'n, Weib, weil wir Narr'n Und du so herrlich bist!" "Er lohn's Euch! Ich bin nur ein arm' Weib Mein' Seel' gehört dem Herrn Jesu Christ!" "So gib uns deinen süßen Leib Denn der Herr, den du liebst, kann dies nimmermehr zahl'n Weil er gestorben ist!" Sie fuhren hin in Sonn' und Wind Und liebten Evelyn Roe – Sie aß ihr Brot und trank ihren Wein Und weinte immer dazu! Sie tanzten nachts, sie tanzten tags Sie ließen das Steuern sein – Evelyn Roe war so scheu und so weich Sie waren härter als Stein! Der Frühling ging – der Sommer schwand Sie lief wohl nachts mit zerfetztem Schuh Von Raa zu Raa und starrte ins Grau
Und suchte einen stillen Strand Die arme Evelyn Roe! Sie tanzte nachts, sie tanzte tags Da ward sie wie ein Leichnam matt Und vom Kapitän bis zum jüngsten Boy Hatten sie alle satt! "Nie seh ich dich, Herr Jesus Christ Mit meinem sündigen Leib – Du darfst nicht geh'n zu einer Hur' Und bin ein so arme' Weib!" Sie lief wohl lang von Raa zu Raa Und Herz und Fuß tat ihr weh Sie ging wohl nachts, wenn's keiner sah – Sie ging wohl nachts in die See! Sie ließ sich den dunklen Wellen Und die wuschen sie weiß und rein – Nun wird sie wohl vor dem Kapitän Im heiligen Lande sein! Als im Frühling sie in den Himmel kam Schlug Petrus die Tür ihr zu: “Gott hat mir gesagt: 'Ich will nit han Die Dirne Evelyn Roe!'" Doch als sie in die Hölle kam Sie riegeln die Türen zu Der Teufel schrie: "Ich will nit han Die fromme Evelyn Roe!" Da ging sie durch Wind und Sternenraum Und wanderte immerzu – Spätabends durchs Feld sah ich sie schon geh'n Sie wa*kte oft, nie blieb sie steh'n Die arme Evelyn Roe! Die arme Evelyn Roe!