"Was ist nur mit der Anna los? Die hört mir gar nicht zu",
sprach eines Tags zu ihrem Mann die Mama Seidenschuh.
"Sie spricht im Schlaf so sonderbar, nur ich kann nichts verstehn.
Sie wird doch nicht verliebt sein? Hey, sie ist doch grad erst zehn."
Nach sieben Tagen warten hielt es Anna nicht mehr aus.
Und statt zur Schule fuhr sie früh gleich in den Wald hinaus.
Der Nebel stieg vom Waldsee auf und da, im Dämmerlicht,
saß eine magere Gestalt mit traurigem Gesicht.
Da ging das Mädchen Schritt für Schritt hin zu dem Menschentier.
Sprach ruhig immer wieder nur: "Hab keine Angst vor mir."
Sie reichte ihm ihr Pausenbrot, das er genüsslich fraß.
Zum Dank fing er ihr eine Maus, die sie jedoch nicht aß.
Seither fuhr Anna täglich hin, hat ihm das Haar gestutzt.
Sie brachte ihm die Sprache bei und wie man Zähne putzt.
Er lernte von ihr wie man küsst, nur eins hat ihn gekränkt:
Da** sie noch immer schrie, wenn er ihr strahlend Mäuse schenkt.
Und wie die Großmama erzählt, schau ich zum Fenster raus,
und seh, da jagt der Opa doch tatsächlich eine Maus!
Der Mund steht mir vor Staunen auf, ich denk: "Das ist nich wahr!"
"Und später", sagt sie, "wurden wir sogar ein Ehepaar."