2016 war wieder einmal ein großartiges Jahr für die deutschsprachige Musik! Über das beste Album in diesem Jahr könnte man stundenlang diskutieren. Um sich bei dieser Diskussion besser orientieren zu können, ist hier die Liste unserer 10 besten Alben: 10. Genetikk - Fukk Genetikk Nach Exkursen in die Mythologie der Antike, die philosophischen Lehren Asiens und Karuzos Gefühls- und Gedankenwelt, in der er einen ständigen Kampf zwischen Gut und Böse/Licht und Schatten sowohl mit sich selbst, als auch mit der Außenwelt austrägt, nehmen uns die Jungs von Genetikk auf „Fukk Genetikk“ mit auf den amerikanischen Kontinent. Auf „Achter Tag“ ließen sie auf Songs wie „Mal es in die Wolken“ und „Wünsch dir was“ bereits durchblicken, wohin die Reise als nächstes gehen könnte.
Auf „Fukk Genetikk“ behandeln die Jungs verschiedene sozialpolitische und gesellschaftliche Konflikte, die den gesamten Kontinent und dessen Bevölkerung seit jeher prägen und formen. So werden die gravierenden Probleme der dort vorherrschenden, und in einigen Teilen des Kontinents zum Alltag gehörenden, Waffengewalt und Drogenhandel mit den Songs „Peng Peng“ und „Mata Cobra“ thematisiert. Wirklich rührend und nachhallend ist der Song Diamant. Ein Storytellertrack, auf dem dem Hörer von einem Diamanten mit auf seine große Reise in die Welt der Menschen genommen wird und dabei Zeuge menschlichen Fehlverhaltens und Abgründen wird.
Natürlich dürfen auf dem Album aber auch die typischen Goodlife- und Representertracks nicht fehlen. Also füttern Genetikk ihre Fans mit dem rockig anmutenden „TeenSpirit“, das ja schon bei Kurt Cobain für Erfolg sorgte, „C'est la fukkin' vie“, was bereits seit letztem Jahr als Lebensmotto für alle treuen HiKids1991-Anhänger gilt, auf „Jordan Belfort“ zündet Karuzo dann einfach mal eine Yacht an, denn ein bisschen über die Stränge zu schlagen gehört nunmal zu Genetikk und auch ihre Liebe zu Markenkleidung hat mit „Saint Laurent“ wieder einen eigenen Platz auf der Tracklist bekommen.
Was man auf einem Genetikkalbum mittlerweile sicher auch vermissen würde, würde es nicht thematisiert werden, ist der Kampf der Götter. Zusammen mit GNKK haben wir schon Himmel und Hölle gesehen, haben mit Göttern gefeiert, gehadert und waren selbst Götter. Hier bekommen wir es nun zum Abschluss des Albums mit „Luzifer“ zu tun, der sich Karuzo in der Profitgier der Menschen zeigt und deren Versuch ihn und den Erfolg von Genetikk für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Zusammen mit Joy Denalane, die eine berührende Hook singt, erzählt er von seinem Kampf gegen sie, für seine Freiheit und entlässt den Hörer nach einem Album voll Höhen und Tiefen mit einem gewissen Gefühl von Harmonie. - Nika08 9. Ufo361 - Ich bin 2 Berliner Mit „Ich bin 2 Berliner“ setzte Ufo361 Ende September seinen Trapfilm konsequent weiter fort. Der Vorwurf, Ufuk würde genau Da**elbe einfach nochmal rappen und hätte nur den Albumtitel geändert, lässt sich leider nie ganz aus der Welt schaffen. Dafür kommen alle, die „Ich bin 1 Berliner“ gefeiert haben, eben auch wieder voll auf ihre Kosten. Die Botschaft des ersten Tracks „Ich hör nicht auf“ geht auch direkt auf dieses Spannungsfeld ein. Ufo361 zieht sein Ding durch und lässt die Hater weiter labern.
Für die Videoauskopplungen hat sich der Berliner auch die besten Tracks rausgesucht, denn „Scheiß auf eure Party“, „Flieg“ und „Ich hör nicht auf“ offenbaren mit ihrem melodischeren Sound eine neue musikalische Facette des ehemaligen Hoodrichrappers. Auch der Remix zu „Bombay Gin“ mit Yung Hurn wurde vorab veröffentlicht, wenn auch ohne Video. Eingängige Hooks sind die große Stärke von Ufo361.
Textlich gibt es keine großen Überraschungen, es geht wieder um Weed, b**hes und Bombay Gin. Mit Nimo und Soufian aus dem Azzlackz-/385i-Camp, Maxwell von der 187 Straßenbande, Capital Bra, Yung Hurn und Greeny Tortellini sind zwar keine gestandene Rapgrößen, aber dafür ein paar der erfolgreichsten aufstrebenden Rapper am Start, die ebenfalls alle Trap feiern. Das sorgt für Authentizität.
Da** der Musikstil weiter ankommt, zeigen beständige Klickzahlen im Millionenbereich bei den Videoauskopplungen und außerdem ein anständiger Platz 13 in den Charts. Dabei muss man beachten, da** er das Mixtape ohne teure Premium-Box, ohne Label und sogar ohne physische CD veröffentlicht hat.
Alles in allem ist das Mixtape ein würdiger zweiter Teil der „Ich bin x Berliner“-Serie! Wie es die Juice in ihrer Review richtig zusammenfa**t: „Crackküchenmelodien für Millionen“. - Floschi 8. Prezident - Limbus „Naja, dafür da** ihm Wollen und Können eins ist!“
Mit der siebenmaligen Wiederholung dieses Understatements beginnt Prezident die Reise in sein viertes Soloalbum, den Limbus. Schon im Intro, „der ewige IKEA“, wird das Sinnbild vom Außenkreis der Hölle – „dem Ort der Seelen, die keine waren“ – in typisch Prezident'schem Storytelling zur Beschreibung des Feindbilds genutzt: Eine angepa**te, seelenlose Generation, die bereits zu Lebzeiten ihr Grab auf Raten finanziert. Das 14 Tracks starke Album wird musikalisch durch schroffe, meist minimalistische Beats mit zahlreichen Samples bestimmt, produziert von den Whiskeyrap-Jüngern Kamikazes und Hausproduzent Jay Baez.
Der Fokus der Produktion liegt dabei weniger auf eingängigen Ohrwürmern, sondern vielmehr auf der Untermalung der inhaltlich transportierten Emotionen von Prezidents düster-subversiven Themenspektrums. So wird der Hörer in „Melancholia“ (in Anlehnung an Lars von Triers Endzeitfilm) auf eine Afterhour entführt, in deren Verlauf das lyrische Ich zwischen hedonistischem Eskapismus, gefühltem Ekel und grundlegenden Erkenntnissen über die Endlichkeit des Daseins vegetiert; ein höchst detailreicher Bericht aus erster Hand.
Im Track „Halb so wild“ thematisiert Prezident das Konfliktfeld zwischen Erwartungen und Realität und enttarnt dabei die Ban*lität der bürgerlich-konservativen Gesellschaft („Und übers Essen reden ist das neue übers Wetter reden“). In „Was glaubt die Welt denn, wer sie ist?“ wird diese Gesellschaftskritik auf eine Metaebene gebracht. Dort wird undifferenzierten Weltanschauungen und Halbwahrheiten („Falsche[n] Überzeugungen, bequem, aber daneben liegen“) eine simple wie nüchterne Antwort entgegen gebracht, namentlich: „Wer sagt, da** es ‘ne Lösung geben muss?“. Neben diesen wiederkehrenden Motiven des misanthropischen Beobachters bleibt Raum für Battlerap. Ebenfalls auf hohem Sprachniveau („Rate, wer mit Nagellackfahne und Wagenradpupillen samt Kater vom Vortag auf deine Gartenparty platzt!“) und mit Wortwitz („Kein Borderliner, aber boah, die Lines knall'n!“). Dabei spart Prezident auch nicht an Szenekritik („Der Premiumedition von deinem Album liegt 'n Primarkgutschein bei.“).
Insgesamt spielt Prezident auf diesem Album seine Kernkompetenzen voll aus: Bildhaftes Storytelling, rotzige Battlelines und tiefgehende Gedankenketten aus der Perspektive des Außenseiters. Einziger Wermutstropfen bleibt die konsistent finstere Stimmung des Albums, die wenig Raum für Optimismus lässt und den durchschnittlichen Hörer wohl eher verschrecken als anziehen dürfte. Insofern kann man das Album als das Gegenteil von leichter Kost bezeichnen - ein Machwerk gelebter Antihaltung. - der_raucher 7. LGoony - Intergalactica Mit der Art der Musik, die LGoony seit einigen Jahren hobbymäßig kostenfrei raushaut (don't call it Cloudrap), kann vielleicht nicht jeder auf Anhieb etwas anfangen. Manche fühlen es einfach vom ersten Track an, ohne es zu hinterfragen.
Aber auch jene, die ihn vor einem Jahr noch kopfschüttelnd in den „rap-veralbernden“ Dunstkreis um Money Boy und Hustensaft Jüngling einsortiert hätten, haben mittlerweile doch begriffen, da** dieser Künstler ernst zu nehmen ist, sich selbst so versteht und es definitiv Wert ist, gehört zu werden.
So gab es zu seinem dritten Solomixtape auch von unserer Seite aus drei Reviews, die im Kern alle positiv ausfallen. Dabei ist ein Hörer erst ganz neu auf ihn gestoßen, einer verfolgt ihn seit Mitte 2015 (ab „Lambo Gallardo”) und einer schon seit zwei Jahren. Auch ob und wie viel von den alten Sachen man dann nach-hört wird hier unterschiedlich gehandhabt.
Beachtlich ist, da** dieses Mixtape schon vor Release so sehr gehyped wurde, da** niemand Mitte Dezember seine „Jahresfavoriten“ abgeben wollte. „Da steht ja noch was von LGoony aus“, hieß es. Und als es dann da war (und klar wurde, da** DCVDNS 2016 doch nichts mehr rausbringen würde) sortierte es sich in 7 von 26 Jahrestoplisten ein – und das, obwohl es nur rund 1 Woche Zeit hatte, sich in Ohren & Herzen zu spielen.
Die Liste der Produzenten hat sich mittlerweile auch von zufälligen „Wer? Soundcloud? Kenn ich nich…“-Leuten hin zu bekannteren Namen entwickelt, wobei immer noch die Leute aus dem engsten Kreis dabei sind, die gemeinsam mit den Releases von LGoony an Größe gewonnen haben.
Da** bei ihm mittlerweile Featureanfragen in hoher Dichte eintreffen müssten, scheint offensichtlich. Auf das Mixtape lässt er allerdings nur Leute, die er auch selbst feiert – so wie eben Haiyti und „Hellraiser“ aka Yaesyaoh.
Als Mixtape verfolgen die Tracks keine klare Themenstruktur, wenn sich auch einige Aussagen wiederholen und geradezu charakteristisch für LGoony geworden sind. Er feiert die Deutschrap-Kultur selber nicht (personell, medial, musikalisch) Er macht Musik für sich und seine Leute demnach so, wie er das für richtig hält Er ist reich bis ins All und zurück. Inhaltlich und vom Wortspielfaktor können die Annotations auf Genius oder ein Exkurs zum Urban Dictionary natürlich helfen, wenn man auf dem Schlauch steht. Aber die Tracks und Aussagen wirken auch für sich alleinstehend, selbst wenn man seine Liste an Inspirationen nicht komplett abarbeitet. - SinaTheQueen 6. Karate Andi - Turbo „Ich bin halb postmodern und halb präpubertär.“, beschreibt sich jener Neuköllner Rapper, der 2012 noch auf der Bühne von Rap am Mittwoch sämtliche Publika, offline sowie online, mit gefreestylten Lines begeistern konnte. Ein von Punchlines nur so triefendes Debütalbum später, stellte uns der mittlerweile bei Selfmade Records gesignte Karate Andi sein nächstes Album „Turbo“ in den Iden des Mais 2016 vor. Doch schon bei der Split-Video-Veröffentlichung von “Gott sieht alles” und „Eisen“ im April konnte man erahnen, da** er die bekannte Herausforderung der zweiten Platte gemeistert haben müsste. Auch der Ende desselben Monats veröffentlichte Thementrack „Mofa“ kam mit einer schier einfallsreichen Gewitztheit um die Ecke, wie man sie von dem „Eckkneipenhustler“ Andi gar nicht anders erwartet hätte. In Sachen Flows, Rhymes und Technik konnte sich der Berliner im Vergleich zum letzten Werk tatsächlich weiterentwickeln.
Ebenso wurde das Zusammenspiel von Asozialität und Intellekt hier wieder bis ins Unermessliche ausgereizt. Ideenreichtum und Wortschatz stehen gewollt im Kontrast zum Inhalt und gerade dadurch schafft er es, die Hörerschaft in seine Welt eintauchen zu la**en. Teilweise so gut, da** man sich wohl auch als Anhänger der Straight-Edge-Bewegung ohne Probleme mit dem hyperbolisch dargestellten Drogenkonsum identifizieren könnte und mitmachen will. Jeglicher gesellschaftliche Konsens erscheint nach dem Hören des Albums völlig sinnlos, eklig sein ist plötzlich cool und Alkohol macht dich zu einem besseren Menschen.
Songs die wegen ihrer Eigenart auf jeden Fall herausstechen, sind einerseits „La** mal bleiben“, eine fast schon poppige Hymne auf die Unfähigkeit eine Party zu verla**en, selbst wenn sie noch so beschissen sein mag, andererseits „Kleid deiner Mutter“, eine Liebesgeschichte für alle Masochisten unter uns, die von Mine in der Hook und Nico K.I.Z. durch einen Gastpart miterzählt wird.
Ferner wird die Tatsache, da** das Produzententeam Die Achse das perfekte Fundament für das gesamte Album liefert, besonders bei den musikalischen Meisterleistungen hinter „Flatrate“ oder „Schwarzer Krauser“ bewusst. Oder aber beim beeindruckenden Beat von „Spiegel“, der die Stimme des Hauptinterpreten mithilfe eines imposanten Orgelloops begleitet. Die Diversität der Drums, macht es dem Konsumenten unmöglich ein Muster zu erkennen und sich zu langweilen.
Selbst wenn „Turbo“ gerade durch, aber nicht nur aufgrund der Instrumentals durchaus dem Hip-Hop zugeordnet werden kann, weist dieses Album Eigenheiten auf, die man so noch nicht gehört hat. - Nano Miratus 5. Maeckes - Tilt „'N bisschen zu melancholisch? Zu viele weinende Emojis?“, fragt der beste Maeckesimitator aller Zeiten gleich zu Beginn selbstironisch. Und zugegebenermaßen, ist man als unbedarfter Hörer zuerst geneigt, ihm Recht zu geben. Auf „Tilt“ dominiert das Dunkelblau des Coversarges, inhaltlich im endlosen Konflikt mit sich selbst oder der Menschheit generell und wieder mehr gehaucht und vor sich hingesungen als mit der im Rap üblichen Selbstsicherheit vorgetragen. Wer sich hiervon auf Albumlänge nicht direkt abschrecken lässt, erkennt bald, da** das Nichterfüllen von Erwartungen ein wichtiger Teil dessen ist, was „Tilt“ besonders macht. Die Widersprüche, die Maeckes umtreiben, finden sich an fast jeder Ecke des Albums wieder: Der sehr poppige Gesamtsound mit seinen eingängigen Refrains und Hooks wirkt stellenweise wie das nötige Make-up, um die darunterliegenden, schweren Texte unterzuschieben. Wird es besonders bitter, sind sofort eingespielte Lacher zur Stelle, die die Aussage gleich wieder ins Lächerliche ziehen und so verdrehen. Ausgerechnet der harmloseste, jingeligste Song „Wie alle Kippenstummel…“ entpuppt sich plötzlich als Ausholen zum Schlag in die Magengrube, der dann auf „Irgendniemand“ noch einmal tragikomisch aufgegriffen wird. Doch auch innerhalb der Songs wimmelt es nur so vor Kontrasten und offenen Fragen: „Marie-Byrd-Land“ benutzt den Klimawandel mit all seinen fatalen Folgen als Sinnbild für die große Liebe, driftet in der obsessiven zweiten Hälfte ins Verstörende und kommt mit einem schlauen Bild zur Ruhe. „Gettin' Jiggy With It“ ist der kopfnickende Shoutout an all das Gute und Schlechte in jedem einzelnen. Der Mensch sieht sich auf „Atomkraftwerke am Strand“ zunächst als Sieger über die Welt, um sich dann in einem Nebensatz einzugestehen, da** er sich selbst besiegt hat, gefolgt von abrupter Stille, japanischem Flüstern und dem Knistern eines Geigerzählers. Die erste Vorveröffentlichung „Inneres / Aeusseres“ und das eröffnende „Der Misserfolg gib mir Unrecht“ erklären den Widerspruch gleich im Titel zur Maxime. Nach all der Denkarbeit fragt man sich beim abschließenden Kernstück „Loser“, welches das Scheitern tanzend feiert, fast automatisch, ob nicht eigentlich niemand der Verlierer ist, wenn niemand der Beste sein kann und ob somit nicht eigentlich jeder gewinnt. Sollte das nicht Motivation genug sein, therapiert „Kino“ den Komponisten und den Hörer gleich mit. Gut möglich, da** weitere Zeit vergehen muss, bis „Tilt!“ noch umfa**ender beurteilt werden kann, als es diese Liste wiedergibt. Schon jetzt ist klar: Mit seinen extremen Kontrasten und stimmigen Instrumentals verwischt es die berühmte, goldene Grenze zwischen Pop und Kunst. Und damit gibt mindestens die Theorie Maeckes verdammt Recht. - Light102 4. Fler - Vibe Ach, was war das wieder einmal für eine Promo von Flizzy. Anfang 2016 begann alles mit den epischen Blockbusterinterviews, bei denen insbesondere eine Ansage hängen blieb. Und zwar, da** er mit „Carlo Escobar“ direkt, nachdem seine Bewährung vorbei ist, das Leben aller Wannabe-Rapper beenden möchte. Jedoch kam am besagten Tag im Mai statt des Albums lediglich eine „Bewährung vorbei“-EP. Mit „Carlo Escobar“ ließ Fler seine Fans noch Kanyelike warten, bis er im September schließlich „Vibe“ releaste. Ein Album, das nichtsdestotrotz den Behauptungen in den Interviews gerecht wird und als „womöglich bestes Fler-Solorelease“ betitelt wird.
Mit dem Albumtitel wird Fler dem Album mehr als gerecht. Es repräsentiert seinen eigenen Vibe. Der Style: Trap; die Produktion: von einem geschlossenen Team; die Atmosphäre: düster. Sie gehen zum Fitness, doch merken, man kann diesen Swag nicht trainieren
Drei weitere Jahre, dann könnt ihr kopieren Das Album besteht aus Facetten, die ihm den Ruf eines „Album des Jahres“-Kandidaten bescheren. Am meisten stechen die Hymnen hervor. Gerade mit „Unterwegs“ konnte Fler Anfang des Jahres einen der ersten soliden deutschen Trap-Songs produzieren und einen Hit landen. Neben Party, gibt es auch ernsthafte Songs, an denen übrigens Laas Unlimited mitbeteiligt war. „Unsichtbar“ ist einer von Flers besten Realtalksongs. Allerdings wäre es kein Fler-Album, wenn er nicht noch mit ein paar umstrittenen Moves auf „Vibe“ polarisiert. Da ist wohl am auffälligsten das im Deutschrap noch ungewohnte Einsetzen von Acapellas. Aber auch die Sophia-Thomalla-Anbeterei und der Rapremix des Trashdancehits „Du hast den schönsten Arsch der Welt“ missfiel dem ein oder anderen. Letztlich überzeugt das Endprodukt mit starken traplastigen und eingängigen Beats, die ausgenommen von „Unterwegs“ aus dem Hause Nico Chiara und Iad Aslan stammen. Zudem werten die durchweg gut performten Featureparts von Jalil, Laas, Bushido und Shindy das Album auf.
Fler hat mit diesem Album wieder mal eine Musikrichtung gefunden, die super zu ihm pa**t. Insbesondere die Tracks mit Jalil machen Bock auf das Kollaboprojekt „Südberlin Maskulin 2“, nein warte, „Epic“. - VwieVeteran 3. SSIO - 0,9 Abgesehen von ein paar Gastbeiträgen war es ziemlich still geworden um den gebürtigen Afghanen, der in Bonn-Tannenbusch aufwuchs. Fast drei Jahre ließ SSIO seine Fans warten, bis er sich nach dem Release von „BB.U.M.SS.N' mit seinem zweiten Soloalbum zurück meldete. Jemand, der sein Gesicht in jede Kamera halten musste, oder in 20 Interviews die gleichen Kommentare zum neuen Skandal zwischen Rapper X und Y der Welt mitteilen wollte, ist er nie gewesen. Im Dezember 2015 bzw. Januar 2016 war es dann endlich wieder soweit, es gab wieder Rap mit Inhalt und Message: Nutte, ich bin der erste Rapper mit Inhalt und Message
Es geht um Drogen, Huren und immer um Mecces Als gestandener Rapper und Mann mit ordentlich „Lockige[m] Brusthaar“, darf natürlich auch ein Track über sein gewaltiges bestes Stück nicht fehlen.
Mit rund 160.000 Aufrufen auf Genius ist „Nuttööö“ aus dem Vorgängeralbum wohl einer seiner beliebtesten Tracks – weswegen dieser Ausruf als Adlib seinen Weg auf das neue Release geschafft hat und im Intro „Nullkommaneun“ auch gleich zum Sinn des Lebens deklariert wurde. Insgesamt taucht dieser Aufruf 17 Mal in Reinform auf den 48:26 Spielminuten von „0,9“ auf. Wer allerdings annimmt, bei SSIO ginge es nur um Spaß und Blödelei, der täuscht sich. Hier erhält man alle lebenswichtigen Informationen, die man als Frischling im Drogendealerbusiness wissen muss. Aber natürlich geht es nicht nur um das horizontale Gewerbe oder das schnelle Geld auf der Straße. Auch Autos und das Liebesleben werden hier thematisiert. („Jeff“ aus der Treffpunkt18-Werbung taucht gleich zweimal auf.)
Auf „Don & Fuß“ zeigt SSIO uns wie verloren wir sind, wenn wir bis heute die Bonner-Bi-Sprache nicht begriffen haben (sie ist wirklich einfach!).
Das Drogengeschäft und wechselnde Geschlechtspartnerinnen haben für SSIO eine logische Konsequenz: Ziemliche viele SIM-Karten, weil er von seinen Mädels, sowie von Unbekannten, vermeintlichen Freunden des Öfteren kontaktiert wird, was für den ahnungslosen SSIO sichtlich für Aufregung sorgt. Somit ist seine Liebe zu neuen, jungfräulichen SIM-Karten auch sehr verständlich: SIM-Karten sollten Parfüm tragen SIM-Karten sollten ein Recht auf Asyl haben SIM-Karten brauchen eigene Schlafzimmer Mit Bett, Tisch und Fensterscheiben mit Knastgitter Dies sind nicht die einzigen Sätze, die in die Geschichte eingehen dürften. Auch die „nigelnagelneue Nummer“ ist ein Dauerbrenner, wenn jemand in der WhatsApp-Gruppe von einer unbekannten Handynummer aus schreibt.
Wie es auch nicht anders sein kann, ist SSIO Retter des Raps, wie er es uns Im letzten Track, „Nullkommaeins“ erklärt. Denn was wäre dieser ohne ihn? Eins steht fest: Es würde uns fehlen! - SinaTheQueen / homesweethole 2. Audio88 & Ya**in - Halleluja Die Hoffnung, da** es diesmal zum Nachfolgealbum etwas weniger als 4 bis 5 Jahre dauert, nährt sich mit bereits rausgehauenen Songs, die wiederum fast die Brillanz des normalen Samts übertreffen. – Sinatra, 2015, bei den Topalben 2015
Die Hoffnung war berechtigt und der Nachfolger von „Normaler Samt“ stand schon im Frühjahr 2016 in den Startlöchern. Und wieder haben Audio88 & Ya**in überzeugt und entwickeln sich immer weiter zu einer werte- und normgebenden Instanz im Rapgame. Quasi alles, was die beiden auf Platte spitten, kann als Predigt für die Unwissenden und vor Allem die Unweisen verstanden werden. Dabei lässt sich tatsächlich kein Song besonders hervorheben, was für die Qualität des runden Albums spricht. (Oder EP, was auch immer dieses Werk mit insgesamt 9 Tracks darstellt.)
Dabei sollte man die vorab ausgeteilten „Schellen“ nochmal explizit erwähnen, da sie besonders den politisch Verirrten als Wegweiser dienen sollen und gerade in Zeiten von Bernd Höckes und allerlei anderen verwerflichen Ideologien immer aktuell sind.
Aber eben auch alle anderen Songs auf der Platte liefern noch echte Statements, ohne dafür eine Ankündigung der Ankündigung eines Statements auf Facebook zu benötigen. Falls ihr also noch unwissend, moralisch verwirrt oder einfach unsicher bezüglich der richtigen Lebensweise seid, hört euch jetzt den biblischen Audioleitfaden auf wohlklingenden Instrumentals an und kommet auf den richtigen Weg. – Halleluja! - Sinatra 1. Bonez MC & RAF Camora - Palmen aus Plastik Schon 2003 machte RAF mit Dreadlocks auf dem Kopf Dancehall-/Reggaemusik, auch seine darauffolgenden Soloprojekte - egal, ob Camora oder 3.0 - hatten immer wieder Einflüsse dieser Musikgenres („Pa**t nicht ins Bild“ ist wohl das beste Beispiel). Es war nur eine Frage der Zeit bis Herr Ragucci ein ganzes Album in diesem Stil machte, anscheinend war Bonez der einzige Baustein der dafür gefehlt hat.
Der Track „Geschichte“ aus RAFs viertem Soloalbum (beachtet man die Kollabos/Therapietapes nicht) „Ghost“ war der Startschuss. Das Video zu dem Track mit Bonez kam Ende März und wurde zu einem kleinen Hit.
Durch den Sommer hindurch teaserten sie uns mit Ansagen, Snippets und Singles, bis das Album dann am 9. September erschien. Für viele leider etwas zu spät, da „Palmen aus Plastik“ ein perfektes Sommeralbum ist, aber so konnte man wenigstens die letzten warmen Sonnenstrahlen mit guten Vibes im Ohr genießen.
Das Album hätte runder kaum sein können. RAF und Bonez ergänzen sich perfekt. Beide haben diese Rap- und Dancehallmischung im Blut. Zur Verstärkung haben sie sich Trettmann, Gzuz, Maxwell, Tommy Lee Sparta, Hanybal und D-Flame geholt, auf der Bonus-EP hat auch Bausa ein Feature. RAF hat die Hälfte des Albums selbst produziert, für die restlichen Tracks sind u. a. X-Plosive und Beataura verantwortlich.
Unglaublich, was für einen Hype dieses Album hervorgerufen hat. Bis dato fünf Goldauszeichnungen, über 100.000 verkaufte Einheiten und allein in Köln spielen sie auf der Tour VIER(!) Konzerte nacheinander, da sich die Karten wie warme Semmeln verkaufen.
Der Satz „Wir schreiben Geschichte“ wurde zur Prophezeiung!
La** das zweite Kapitel beginn‘n, AH. - PatrykFakker