Hausarbeit: Die Welt verändern durch die Poesie des Hip Hop INHALTSVERZEICHNIS: 1. Kapitel: Einleitung
2. Kapitel: Die Poesie in Rap-Texten
3. Kapitel: Textinterpretation von drei Beispielen nach Rainer Warning: Casper: „Unzerbrechlich“, Muso: „Eine eigene Geschichte“
Sido: „Maske“
A) Werte
B) Realität
C) Selbstreflektion
4. Kapitel: Wandel durch Hip Hop :
Chancen und Möglichkeiten der Kulturpolitik
5. Literaturverzeichnis
6. Material: Beispieltexte 1. KAPITEL: EINLEITUNG: Die Welt verändern – guten Wandel in Bewegung bringen. Da** die Welt einen Wandel braucht, muss man inzwischen nicht mehr lange erörtern- in Zeiten, in denen Baden-Württemberg von den Grünen regiert wird, die Atomkatastrophen sich häufen und auch langjährige Meteorologen angesichts der neuen Heftigkeit der Stürme erschrocken sind. Doch oft habe ich noch das Gefühl, da** das Bewusstsein darüber lange nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Politik, Ökologie, Ernährung, Welthunger und Weltfrieden sind Themen, über die doch insgesamt eher selten im Alltag nachgedacht und gesprochen wird. Dabei sieht es nicht nur auf globaler und nationaler Ebene, sondern auch insbesondere im persönlichen Bereich unserer Leben oft sehr traurig aus. Scheidungen sind normal geworden, traditionelle familiäre Beziehungen gelten als altmodisch. Wir sind zu großen Individualisten geworden, die sich gleichzeitig fragen, wo sie hingehören, wer sie hört und wer sie versteht. Wir wechseln unsere Partner alle vier Jahre- dauerhafte, stabile Beziehungen scheinen ein Traum aus einer fernen Utopie zu sein. Freundschaften zerbrechen ebenso alle Dekaden lang- im besten Fall halten sie so lange. Im Streit und ärgerlich verla**en wir regelmäßig unsere Arbeitsplätze, verdienen zu wenig und arbeiten zu viel dafür. Wir akzeptieren diese Umstände für uns. Wir sind tagelang nur im Stress, um einen Tag auszuruhen und danach den Stress weitergehen zu la**en. Ist es so schwer, unser Verhalten zu ändern, um unser Leben zu einem besseren zu machen? Zu einem, das wir alle viel lieber leben möchten? Wir haben unsere Nachbarn vergessen und sind so oft einsam. Am Tag verwenden wir bei Obst, Schokolade, Gemüse, Nüssen, Wa**er, dem Haarshampoo, Joghurt-Bechern, dem Einkauf zehn Plastiktüten und hinterla**en einen Müllberg, von dem keiner wirklich genau wissen will, wo er ist, wie groß er ist und was mit ihm pa**ieren muss, damit er wieder von der Erde verschwindet. Hauptschulen sind Orte, an denen oft alles stattfindet, nur kein Unterricht oder das Wegbereiten eines guten Lebens. Neulich habe ich fa**ungslos zwei Nachhilfeschülern aus der 8. Kla**e einer Stuttgarter Werkrealschule zugehört. Sie konnten gar nicht aufhören, von ihrem täglichen Dilemma aus Beleidigungen, körperlicher Gewalt, Verletzungen, Ablehnung, überforderten Lehrern, einer Machtlosigkeit und Kraftlosigkeit gegen all die Umstände, von denen sie täglich umgeben sind, zu erzählen. Von unfreundlichen Lehrergesichtern, die morgens den Raum betreten, die Strafen aussprechen, obwohl keine Regelbrüche bestehen. Von Misstrauen, Missgunst in der Lehrer-Schüler-Beziehung und unter den Schülern. Sie erzählten von Juden- und Ra**enfeindlichkeit, Kla**enzimmern, in denen mit Scheren geworfen wird und niemals an ein schönes Leben mit einer goldenen Zukunft gedacht wird, vermutlich auch nicht davon gesprochen. Ein Leben, in dem alle Wünsche erfüllt sind, die ein junges Herz haben kann. Dabei gibt es dieses Leben, ganz real führen es einige Menschen in der Welt. Ganz real wissen einige Menschen den Weg zu einem erfolgreichen und glücklichen Leben, weil sie es sich selbst aufgebaut haben. Deshalb muss es möglich sein. Das bedeutet, da** die Wege zu einem glücklichen, friedvollen und gewaltlosen Leben offen sind. Wenn sie nur jemand zeigen würde. Sicher müssen Eltern, Lehrer und die Politik hierfür eine große Verantwortung übernehmen
Meiner Meinung nach könnte aber auch die Kulturpolitik durch Literaturen einen bedeutenden und entscheidenden Beitrag dazu leisten. Einen wichtigen Beitrag, um diese verheerenden Lebensumstände, die viele Menschen jeden Tag in Deutschland und der Welt erleben, zu verändern
Die Literaturen waren schon immer geistige Räume, in denen Erfahrungen geschildert, von Weisheiten erzählt, Trost gespendet und zu hohen Zielen und Werten motiviert wurde
In diesem Essay konzentriere ich mich dabei speziell auf die Lyrik in der Musik der Populärkultur, insbesondere des Hip Hop. Er ist eine Kunstform, die, besonders aktuell, in Deutschland von sehr vielen jungen Menschen rezipiert wird. Dafür skizziere ich im ersten Teil kurz die relevanten Ereignisse in der Geschichte des Hip Hop vom Beginn bis heute, sowohl in den USA als auch besonders in Deutschland. Ich blicke speziell auf den Bereich der Jugendkultur, weil ich es sinnvoll finde, viel Gutes in die junge, neue Generation zu investieren. Diese wird die Welt in Zukunft praktisch gestalten, durch die Politik und jeder in seinem eigenen Lebensbereich. Und hat viel Potential, durch ihre Kreativität, Tatkraft und Begeisterung einen Unterschied zu machen. Außerdem sind Kinder und Jugendliche es gewohnt, ihr Verhalten auszubilden und zu lernen. Was hingegen im Erwachsenenalter oft nicht mehr so stark gegeben ist nach der Schulzeit und Ausbildung
Im zweiten Teil untersuche ich beispielhaft einige gegenwärtige Phänomene im Hip Hop. Zur Hilfe nehme ich hier Adam Bradleys Ausführungen in „Book of Rhymes. The poetics of hip hop“, zudem Rainer Warnings Methode zur Gedichtan*lyse . Im dritten Teil betrachte ich dann Möglichkeiten, die ich sehe, um durch die Poesie in der Musik Entwicklungen unserer Gesellschaft positiv zu beeinflussen 2. KAPITEL: DIE POESIE IN RAP TEXTEN: Geschichtlich entsteht Hip Hop in der Mitte der 1970er-Jahre in den USA, im New Yorker Stadtteil South Bronx. Die neue Jugendkultur wuchs aus dem urbanen Umfeld der armen schwarzen Bevölkerung New Yorks. Der Begriff umfa**t dabei die gesamte Bewegung, zu der zunächst die Elemente des Tanzes (Breakdance), der Bildenden Kunst (Graffiti) und die Musik des DJings gehörten. Erst nach und nach entwickelte sich Rap als Sprechgesang und wurde der Musik der DJs hinzugefügt . Adam Bradley, Assistant Professor für Literatur am Claremont McKenna College, USA, beschreibt Hip Hop als eine reiche Kultur aus Worten und Liedern, Kunst und Bewegung. Laut ihm ist Rap die Poesie der Kultur und wurde zu ihrer Stimme. Sprachlich liegen die Wurzeln des Rap in der afrikanischen Diaspora, sowie in der Erbschaft der westlichen Dichtung . In einem Umfeld, in dem man soziologischen Studien gemäß eher wenig Wissen über abendländische Dichtung erwartet, entstand diese reiche Form der Poesie. Die Inhalte erstrecken sich in der Anfangszeit von Rap-Texten über Persönlichkeiten wie John Wayne bis zu nationalen Basketball-Teams. Sie tragen Titel wie den Namen von Video-Spielen oder Cartoon-Charakteren wie „Casper The Friendly Ghost“. Viele der Texte handeln von Parties, Tanzen und davon, eine gute Zeit zu verbringen. Es gibt auch frühe politische Texte, die zunächst aber nur einen „glimpse“ aus dem harten Leben in der South Bronx erzählen . Dies änderte sich u.a. mit Grandmaster Flash and the Furios Five. Ihr Text „The Message“ wird von Adam Bradley folgendermaßen beschrieben: „A warning, a description, a meditation- the art was growing in nuance and implication as it's poetic power grew and as its formal, rhetorical, and thematical possibilities became more strongly manifested.” In der Zeit von 1978-1984 entstanden aber auch parallel die Facetten des Gangster Rap und des Battle Rap. In diesen Formen finden sich Milieuschilderungen von kriminellen Umgebungen bzw. auch negative Ausdrücke, die sich gezielt gegen andere soziale Gruppen oder Personen richten. Die Kultur des Hip Hop und der Rap-Lyrik verbreitete sich bald in die gesamte Welt, es kamen weiße Künstler dazu und der Kulturtransfer in viele Länder der Welt
Rap Musik wurde in ihrer Geburtsstunde von der amerikanischen Gesellschaft noch als anstößig empfunden, als Krach, und sie ließ historische Vergeltungen schwarzer Minderheiten befürchten. Glücklicherweise bewahrheiteten sich diese Vorurteile nicht, stattdessen entwickelte sich eine der reichsten, aktivsten und kreativsten Arten von Dichtung unserer gegenwärtigen Epoche. Adam Bradley findet dafür folgende Worte:
“Rap rhymes so much and with such variety that it is now the largest and richest contemporary archive of rhymed words. It has done more than any other art form in recent history to expand rhyme's formal range and expressive possibilities.”
Rap spielt also nicht nur eine besondere Rolle bei der Übermittlung von kulturellen, politischen und sozialen Inhalten. Er spielt dazu auch sehr vielfältig mit Sprache und erschafft eine besondere Schönheit mit ihr. Beides ist für das Hauptthema relevant. Die eine Ebene transportiert wertvolle Botschaften in die Gesellschaft und die andere Ebene, die der Poesie, sorgt dafür, da** es Freude macht, diese zu hören. Viele Facetten von Reimen sind dabei die zentralen Stilmittel. Daneben befindet sich eine Vielzahl weiterer rhetorischer Figuren, die ich hier kurz auflisten möchte. Sie sollen die poetische Dimension des Raps verdeutlichen
Reim:
Die Variationen reichen von regulären Reimen bis zu ganz fehlenden Reimschemata. Dazwischen gibt es eine große Reihe an Möglichkeiten, Reime zu verwenden, die die Hörer als solche akzeptieren
Die häufigste Form ist der Endreim. Das gängigste Reimschema im Old School Rap (Texte entstanden von 1978-1984) ist ein Paar von zwei Versen mit Endreimen. Daneben finden sich Binnenreime und Kettenreime (Reim über eine Reihe von Versen hinweg mit z.B. Endreimen als auch Binnenreimen), Alliterationen, Assonanzen, Konsonanzen, einsilbige, zweisilbige und mehrsilbige Reime, Reimverbindungen zwischen zwei Phrasen: z.B. „stayed with us – played with us“, gespaltene Reime: basketball – took a fall, Reimworte mit großer semantischer Nähe als auch ferner semantischer Relation. Es werden, wie häufig in der abendländschen dichterischen Tradition, reine Reime oder Unreine verwendet. Sie können auch die Formen wechseln innerhalb einer Phrase, z.B. vom Endreim zum Binnenreim oder zu verschiedenen anderen Arten
Wortspiele:
Rapper verwenden unzählige Variationen für Wortspiele, jedes dabei mit einer expliziten Funktion in der Sprache und den Gedanken. Die Texte bestehen häufig aus einer sehr figurativen Sprache. Das häufigste Wortspiel ist der Vergleich/Simile, daneben treten Metaphern auf, Personifikationen, Conzetto, Metonymien, h*monyme, h*mophone, Anaphern, Repetitionen, Epistrope, die auch in der Ilias, der Odysee und der Bibel gefunden werden
Erzählungen (Story Telling):
Auch Erzählformen treten in den Lyics auf. Meist haben die Erzählungen eine einfache Chronologie vom Anfang, über die Mitte hin zum Ende und sind kombiniert mit Reimschemata, rhetorischen Tropen und anderen narrativen Mitteln. Es werden auch dramatische Monologe integriert
Abschließend folgt diesem nur knappen Überblick ein sehr kraftvolles Zitat Adam Bradleys zur weiterführenden Betrachtung der Bedeutung der Rap-Poesie für das Essay-Thema: „Similes and metaphors have the capacity to reshape our vision of the world”
Neue Sichtweisen und Gefühle für die Dinge in unserer Welt sind notwendig, um neue Verhaltensweisen zu entwickeln. Jeder Entscheidung, auf neue Art zu handeln, geht eine Reihe geistiger Überlegungen voraus. Die bestehenden Umstände werden genau beobachtet mit den dazugehörigen, wichtigen Aspekten. Missstände werden erkannt und in Bezug zum eigenen Leben gesetzt. Als Resultat eines inneren Prozesses der Selbstreflektion folgt ein anderes, z.B. gesünderes Verhalten, wie das Aufgeben von Drogenkonsum. Als Folge des Umgangs mit den eigenen Blickweisen auf die Welt entwickeln wir neue Arten, miteinander zu sprechen und zu handeln. Ob die Blickweisen neu sind, bleibt für mich dabei allerdings offen, da es evtl. alte Werte sind, die nur in großem Maße vergessen wurden. Die poetische Sprache der Rapmusik, gefüllt mit wertvollen Botschaften, hat also die Kraft, einen Prozess der Selbstreflektion in Gang zu setzen, und positive Inhalte in der Welt zu verbreiten. Abschließend ein weiteres Zitat von Bradley über die Erzählformen der Raps, das diese Beobachtung unterstützt:
„Advocates often cite rap's stories as proof of the music's truth-telling capacity, its prophetic voice for everyday people.”
Befürworter der Haltung, da** Rap die Kapazität hat, etwas zu bewegen im Alltag der Welt, sehen also besonders die Geschichten im Rap als geeignet dafür an 3. KAPITEL: TEXTINTERPRETATIONEN: In der Literaturwissenschaft wird in einer Textan*lyse oft die Stimmung untersucht, die eine Textstelle erzeugt. Durch bildhafte Worte, Naturbilder, Beschreibungen von Orten, Menschen, Verhaltensweisen und Charaktereigenschaften werden Leser in eine inszenierte Welt versetzt. Mit sprachlichen Mitteln können dabei sehr deutlich Milieus beschrieben werden. Wir können dabei mitfühlen, wie es sich in diesem Milieu anfühlt. Wir haben eigene Gedanken dazu, beschäftigen uns mit dem Gehörten. Eine sehr gutes literarisches Beispiel hierfür ist Christian Krachts Buch „Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten“ ist der Unterschied verschiedener Stimmungen sehr extrem spürbar. Es beginnt mit der langen Schilderung einer lebensfeindlichen Welt im 100-jährigem Krieg. Mit sehr vielen Details von Schmutz, unhygienischen Umständen, Hundefellen, die als Alltagsgegenstände benutzt werden, fehlenden Jahreszeiten, einer ewigen Zeit in Eis und Schnee, mit Kriegsverbrechen, dem Wahnsinn verfallenen, hinterlistigen Figuren, u.a. Ohne jegliche positiven Lichtblicke schildert Christian Kracht über Seiten den Schauplatz seiner Erzählung. Das Lesen hinterlässt ein bedrücktes und beklemmendes Gefühl. Bis endlich eine Wendung eintritt mit der Schilderung einer paradiesischen Natur in Afrika, mit zauberhaften Erlebnissen in einer zum Teil sehr friedvollen, heilen und gesunden Welt. Durch die Sprache werden Bilder gezeichnet, wie: „Ich folgte ihm am Lauf des Shire-Flusses, durch einen Effektschwarm weisser Schmetterlinge hindurch. Ein Falter hatte sich auf mein Augenlid gesetzt, er hatte sich in die Bewegung der Wimpern verliebt, zeitgleich mit dem Öffnen und Schliessen des Auges schlug er seine Flügel.“ Diese schaffen einen großen Kontrast zur vorigen Szenerie, eine Stimmung von Lebensbejahung, des Wohlbefindens und tiefer Zufriedenheit beim Lesen von solchen Umständen. Die Erzählung von Kracht ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie man mit Worten an einer Welt teilhaben la**en kann. Die Worte lösen Gefühle aus und diese können unsere momentane Befindlichkeit bestimmen. Sie geben eine Orientierung für das eigene Handeln und zeigen Möglichkeiten für den Umgang mit Situationen. Sie beinhalten Werte, mit denen wir das Leben sehr angenehm gestalten können, wie bei Kracht ein eindeutiges hoffnungsvolles Moment. Die Textstellen wirken wie ein Lichtblick, ein „glimpse“, der an die Schönheit und Wunder der Welt erinnert und sie la**en auf eine bessere Zukunft hoffen. Ebenso führen die lyrischen Texte des Hip Hop die Hörer in verschiedene Welten
Ich untersuche bipolare Beispiele- Beispiele, die den Hörer in eine hoffnungsvolle Welt führen. Zudem ein Beispiel, das in eine Welt führt, die wenig lebenswert ist. In der an*lyse konzentriere ich mich außerdem auf die Werte, die kommuniziert werden, auf die Aspekte der Selbstreflektion und der Realitätsbeschreibung
Die unsichtbaren Werte, die hinter unserem Handeln stehen, haben einen geistigen Charakter. Wir können sie nicht auf materieller Ebene wahrnehmen, aber dennoch bestimmen sie unser tägliches Handeln. Großzügigkeit, Gewaltlosigkeit, Respekt, Toleranz anderen gegenüber, Friedfertigkeit, Entschlossenheit, um Ziele zu erreichen, Rechtschaffenheit, die Erhaltung von Natur, Gesundheit und Beziehungen, können wir an sich nicht sehen. Aber ihre Auswirkungen sind deutlich sichtbar durch die Lebensumstände, in denen wir uns befinden. Literarische Texte transportieren immer eine Reihe positiver oder negativer Werte und Weltanschauungen. Ich denke, die positiven Werte sind sehr essentiell für eine Welt, in der alle gut, ohne Sorgen und ich wage den utopischen Gedanken, auch vollständig glücklich leben können. Ebenso sind Literaturen bedeutsam, da sie Werte in der Gesellschaft verbreiten und ins Bewusstsein der Menschen bringen
Die Situation der Rap Musik hat sich in den letzten Jahren wiederholt gewandelt. Von einem Pol mit sehr negativen Texten von Künstlern wie Sido, Bushido und anderen wieder hin zu Texten, die mehr in die Richtung des „Conscious Rap“ eingeordnet werden können. Leider konnte ich keine wissenschaftliche Definition des Phänomens „Concious Rap“ finden. Daher verwende ich zur Verdeutlichung die kurze, aber klare Definition auf Wikipedia:
Conscious Rap (conscious: engl. bewusst) bezeichnet eine Form des Rap, dessen Inhalt politisch oder sozialkritisch motiviert ist. Es ist in dem Sinne kein eigenständiges Subgenre, sondern viel mehr eine Art, wie sich die betreffenden Musiker selbst verstehen. In begrenztem Maß bildet der Conscious Rap einen Gegenpol zum aggressiven Gangsta Rap oder Battle Rap […]. Die Wurzeln des Conscious Rap reichen zurück bis zur amerikanischen Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre. Die amerikanischen Vertreter des Genres sind eher im Underground angesiedelt. Zum Conscious Rap im weitesten Sinne werden unter anderem Public Enemy, Boogie Down Productions/KRS-One, Atmosphere, A Tribe Called Quest, Arrested Development, Brand Nubian, De La Soul, Gang Starr, Jungle Brothers, Common, Mos Def, The Roots oder Talib Kweli gezählt. Zwei der ersten Lieder dieser Richtung sind The Message und New York, New York von Grandmaster Flash & the Furious Five aus den Jahren 1982 und 1983
In Deutschland können unter anderem Advanced Chemistry, die als erste deutsche Vertreter des Genre gelten, Curse, Prinz Pi, Spax, […], Albino und Freundeskreis zu dem Genre gezählt werden. […]
Noch 2007 schrieb Sebastian Handke in der Taz über die Hip Hopper Freundeskreis aus Stuttgart, die er ebenso zum Conscious Rap zählt:
„Hiphop ohne Ha** – man hatte fast vergessen, da** sowas überhaupt möglich ist. Großmäuligkeit und Hinterhof-Machismo, Stolz, Gewalt, Frauen- und Schwulenverachtung sind heute die Kernzutaten deutschsprachigen Hiphops. […]Hiphop aber war immer mehr als nur Prahlerei. Und waren da nicht auch hierzulande mal ganz andere Stimmen jenseits der Gangster-Posen von Sido, Fler oder Bushido zu hören, aber doch ernsthafter als der Spaß-Rap von Fettes Brot und den Fantastischen Vier? Es gab sie durchaus; Stuttgart war ihre Stadt, Kolchose ihr Cliquen-Name: Ma**ive Töne, Sékou und Afrob, die lose angeschlossenen Gentleman und Joy Denalane, aber vor allem: Max Herre und sein Freundeskreis. […] Was sich allerdings schmerzlich zeigt: Einen Nachfolger hat die musikalisch bewanderte, ernsthaft-verspielte Weltläufigkeit von Freundeskreis nicht gefunden. Der deutsche Hiphop ist in einem jämmerlichen Zustand.“
Inzwischen, im Jahr 2013, trat eine ganze Reihe Rap-Künstler auf die deutsche Bühne, die das kulturelle Erbe der Stuttgarter Rapper der Anfangszeit fortführen:
Gerade in Stuttgart tauchten wieder Künstler auf, die sich weg bewegt haben von den Themen Sidos und Bushidos und „Conscious Rap“-Texte schreiben bzw. Texte, sie sich um ein positives Lebensgefühl drehen. Ich erwähne diese ebenfalls, weil sie sehr viele gute Werte beinhalten. „Die Orsons“, „Cro“ und „Muso“ des Stuttgarter Labels „Chimperator“ bewegen sich zwischen politischem und sozialkritischem Conscious Rap, neben Raps über ein gutes Lebensgefühl wie bei Cro. Dieser ist weniger politisch und betrachtet weniger gesellschaftliche Belange, rappt aber über positive Themen wie Sorgenfreiheit, Hoffnung in schwierigen Situationen und ein wertschätzendes Frauenbild. Es ist teilweise umstritten, ob seine Musik im Genre Hip Hop einzuordnen ist- und er selbst nennt seine Musik „Raop“, eine Mischung aus Rap und Pop. Da es sich beim Gesang aber überwiegend um Sprechgesang, Rap, handelt, zähle ich ihn dazu. Auch in anderen Teilen Deutschlands gibt es wieder Rap-Künstler wie Marteria, der sich mit tiefen Lebensthemen beschäftigt, z.B. dem Trost in käuflicher Liebe zu suchen (in „Amy's Weinhaus“) oder der Liebe zu seinem Sohn („Louis“). Allen voran steht Casper, dessen Musik sehr weite Rezeption findet, auch außerhalb der Rap-Szene. Sein Album stieg auf dem 1. Platz der deutschen Albumcharts ein und er erhielt 2012 die Auszechnung des Echo in der Kategorie Hip Hop/Urban. Öffentlich-rechtliche Medien wie das ZDF interessierten sich für ihn , und auch sein nächstes Album wird vermutlich eine sehr sehr weite Rezeption finden. Die angekündigte Tour dazu in 11 Städten war innerhalb 2 Stunden vollständig ausverkauft. Caspers Texte erzählen von Geschichten aus den Tiefen der Realität heutiger Jugendlicher- von Außenseitertum, über s**uellen Missbrauch von Mädchen, dem Selbstmord eines Freundes, aber sind auch voll von Lebensweisheiten und positiven Werten. Seine Genre-Zugehörigkeit zum Hip Hop wird teilweise ebenfalls kontrovers diskutiert, die Stimmen reichen von „Casper, der Retter des Hiphop“ in einem Artikel der Deutschen Welle bis zur Gegenmeinung in der „Welt“: „Casper ist nicht die Rettung, Casper markiert mit seiner moralisierenden Mischmasch-Musik vielmehr das Ende des Genres.“ Die Hip Hop-Szene ist sich im Allgemeinen allerdings einig, da** Casper Rapmusik macht, was seine Präsenz in anerkannten Zeitschriften und bei Festivals der Szene zeigt, sowie die Einordnung der Deutschen Phono-Akademie im Rahmen der Echo-Verleihung (Titelgeschichten in „Juice“, Auftritte beim Hip Hop-Festival „Splash“). Auch ist sein Sprechgesang eindeutig als Rap zu identifizieren, wenn er ihm auch mehr Musikalität hinzufügt. Dies war allerdings bei Rappern früherer Zeiten auch schon der Fall. Z.B. Thomas D.‘s „Millionen Legionen“ von ist neben dem Sprechgesang sehr melodisch von vielschichtigen Instrumenten und Klängen begleitet. Der Text „Unzerbrechlich“ ist Gegenstand meiner an*lyse. Auf dem aktuell veröffentlichten Album „Straciatella Now“ des Hip Hop-Künstlers „Muso“ sind auch sehr komplexe Texte zu finden, die soziale Realitäten in unserem Land aufzeigen. Es ist der zweite Text, den ich untersuche. Außerdem gehe ich auf den Text von Sido „Maske“ (2004) ein
Im Zentrum der an*lyse stehen dabei wie gesagt die Kriterien „Werte“ „Selbstreflektion“ und „Realität“ untersuche ich, um zu sehen, inwiefern die Texte Missstände unserer Welt aufzeigen. Und somit zu einem klaren Weltbild beitragen und zu einem besseren Verständnis unserer Welt
Sicher sind bei allen Rappern auch Textstellen zu finden, die nicht einer ethisch wertvollen Moral entsprechen, Beleidigungen, negative Worte, u.a. Da ein Großteil der Reime von Casper und Muso aber Positives transportiert, finde ich sie trotzdem geeignet, um junge Menschen zu inspirieren. Zur Reflektion über sich selbst und das Geschehen in der Welt, sich ein gutes Leben aufzubauen und selbst eine gute Ethik zu leben. Denn immerhin sind sie trotz etwaiger Doppelmoral überhaupt ein Einfluss, der etwas Positives in die junge Generation bringt
Als Werkzeug für die Untersuchung dienen mir Rainer Warnings Kategorien aus „Lektüren romanischer Lyrik“ : Deiktische Elemente (Ort, Zeit, Lyrisches Ich und Du), Simultangestalt mit Isotopien und semantischen Knoten, sowie der Verlaufsgestalt. Dabei konzentriere ich mich j**eils auf einzelne relevante Textteile und führe keine vollständige Textan*lyse für alle 4 Texte durch
A) WERTE:
Die positiven und negativen Tugenden sind hervorgehoben im Text
Im Zentrum von Sidos Text steht das lyrische Ich mit einem Lebensstil voller Gewalt, schwerer Körperverletzung, Drogensucht, Alkoholkonsum und Beleidigungen. Es spricht von seinen Leben, das aus „Geld, Sex, Gewalt und Drogen“ (Z. 15) besteht, was in Zeile 27 nochmals wiederholt wird: „Mein Herz gehört den Drogen, dem Geld und der Sekte.“ Beleidigungen zählen zu seinem Sprachduktus: „Ich hab dir schon auf dem ersten Tape gesagt, da** du zu hässlich bist / Du bist‘n Freak, dein Style belästigt mich.“ (Z. 2-3). In Zeile 36/37 erfährt man etwas über seine Einstellung zum Leben und wiederholt wird der Drogenkonsum erwähnt: „Ich will meinen Spaß, ich ex mein Glas / Ich rauch mein Gras, das Leben ist beschissen“
In einer kurzen narrativen Sequenz erzählt das lyrische Ich von seiner körperlichen Gewalt gegen das lyr. Du, was zu bleibenden Behinderungen seines Gewaltopfers führt. Ob diese körperlicher oder geistiger Art sind, bleibt unklar. Die Wortwahl „Krüppel“ lässt jedoch eindeutig darauf schließen, da** die Gegenüber behindert zurück bleiben: „Yeh, uh, ich bin auf Aggro und komm in den Raum rein / Deine härtesten Kumpels hauen rein / Dich allein weg zu klatschen war locker / Ein Schlag auf den Kopf mit dem Barhocker / Deine Bodyguards kommen mit großen Knüppeln / Auf einmal ist die Sekte da und hinterlässt nur Krüppel.“ Ein weiterer Charakterzug des lyr. Ichs ist seine Einstellung zu Kommunikation: „Was soll ich sagen, reden ist nicht mein Ding / Mein Ding ist lieber tief in dir drin“. Insgesamt inszeniert Sido eine Figur, die sehr gewalttätig ist, körperlich als auch verbal, dessen Leben aus Drogen und Alkohol besteht. Sich selbst sieht es allerdings nur positiv: „Erschreck dich nicht, Sido ist schrecklich frisch“ (Z.1), „Ich bin geboren für das Leben ganz oben“ (Z. 17), „Gestern bin ich bloß über den Wolken rumgeflogen / Und da hab ich gemerkt, ich gehöre ganz nach oben.“ (Z. 27). Die einzigen positiven Werte, die im Text vorkommen, sind Hoffnung und das Streben nach einem sehr erfolgreichen Leben. Wobei das Wort „Hoffnung“ trotzdem sehr negativ im Zuge einer Abwertung und Beleidigung des lyr. Dus verwendet wird in: „Ich hab was für dich, so'n Ding zum einführen / Ich weiß, du wartest drauf, du hast den Arschficksong gekauft / Und dir beim Hören die Rosette ma**iert / In der Hoffnung, da** der Tag kommt an dem es pa**iert / Da** Sido kommt, Arsch bongt, deutschen Rap eincheckt / Rumbetteln hat kein Zweck, du bleibst whack.“. Das hohe Lebensziel („Ich bin geboren für das Leben ganz oben“, „Gestern bin ich bloß über den Wolken rumgeflogen / Und da hab ich gemerkt, ich gehöre ganz nach oben.“) stellt einen positiven Aspekt des Charakters das, welcher allerdings nur für ihn gilt. Allen anderen im Text wertet es ab, was eine große Überheblichkeit bei eigener Aufwertung und Abwertung des Gegenübers zeigt
In Caspers „Unzerbrechlich“ sehe ich eine Haupt-Isotopie im Kontrast der Vergangenheit zur Gegenwart. Das lyrische Ich spricht von seiner Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Es kommt ohne Beleidigungen anderer und Überheblichkeit aus und zeigt im Gegenteil einen eher besorgten Blick der Fürsorge auf andere: „Sieh die vergessenen Kids, eine betrogene Jugend / Interesse für nichts / Wieder 6 in Physik. (Scheiß drauf!) / Lässiger Blick / Messer gezückt / Legende der Clique, Rebelle für nichts / Es ist alles wider dem Leben hier / mach's gut schöne Welt, ich vergebe dir.“ Es verkörpert eine ganz Reihe weiterer edler Charakterzüge, wie der Fähigkeit, vergeben zu können: mach's gut schöne Welt, ich vergebe dir.“ und „Zeit zum Vergeben“ in Z. 35 bzw. 41. Außerdem das Durchhaltevermögen, im Leben nie aufzugeben, Selbstrespekt zu haben und zu sich selbst zu stehen (Zeile 2): „Ich gebe nicht auf, bin was ich bin, nie wieder beuge ich mich.“ Der Wert, mit Zeit wertvoll umzugehen gehört zu seinem Charakter, als auch sich aus schlimmen Umständen selbst herauszuhelfen, also Selbsthilfe („Vergeude nicht eine Sekunde, hole mich raus.“). Das lyrische Ich zeigt eine große Kraft zur Selbsttransformation, in der Vergangenheit beschreibt es sich selbst als das „alte, gläserne Ich“ und verabschiedet sich gleichzeitig davon in Zeile 13: „vergiss das alte, gläserne Ich.“ Auch hier wird sein Wandel deutlich: „Gezeichnet vom Leben / doch heute bin ich stark / Stampf auf /Ein Elefant ab dem heutigen Tag.“ In dieser Phrase wird auch die Fähigkeit zu Stärke und Selbstbehauptung angesprochen: „Stampf auf / Ein Elefant ab dem heutigen Tag“. Die Figur schein in der Gegenwart große positive Veränderungen erreicht zu haben: „Ich schwebe nun, lebe nun über den Dingen und keiner kann was dagegen tun.“ Leichtigkeit und Unerschütterlichkeit sprechen aus diesen Zeilen. Seine Lebenseinstellung ist sehr hoffnungsvoll und voller Positivität und es hat die Eigenschaft, selbst in schwierigsten Umständen glücklich zu bleiben. Dies drückt sich aus in: „scheiß auf den Rollstuhl: Heute wird getanzt!“. Auf die Zukunft blickt er mit noch mehr positiven Veränderungen: „Mach mich unvergesslich“ und „Weit über den Dächern der Stadt […] wird alles wie meine Briefe des Glücks“
B) REALITÄT:
Beispiele für eine konstruktive Auseinandersetzung mit der Realität sind Caspers und Musos Raptexte. Sie zeigen j**eils eine Sicht auf die heutige Welt und ihre Beschaffenheit. Muso wählt dabei sehr traditionsreiche, aber auch dunkle Metaphern: „Gedanken aus Stein / aus Licht eine Mauer / Eine Sonne aus Eisen / und eine Sprache aus Trauer“ (Z. 16-18, 58-59, 89-92). Die Dinge, die darin für das Leben stehen, Licht und Sonne, erhalten einen leblosen, harten und lebensfeindlichen Charakter, Mauer und Eisen. Sie scheinen einen völligen Untergang des Lebens zu symbolisieren, indem alles zu Stein und Eisen erstarrt ist. Auch in der Phrase „An meinem Kissen schlag ich mir den Kopf auf“ wird ein sehr weicher Gegenstand, der auch für Schutz und Geborgenheit steht, zu einem harten Gegenstand, an dem das lyrische Ich sich verletzt. An diese Bedeutungsübertragung reiht er ein drittes Glied, indem er den Staat mit dem Kissen vergleicht: „Und der Staat ist kein Traum / sondern bleibt wie mein Kissen“ (Z.10). Der Teil „Und der Staat ist kein Traum“ beinhaltet eine doppelte Bedeutung; der Staat ist kein Traum-Staat und ebenso kann man den Vers lesen als Realisation, da** der Staat Wirklichkeit ist und nicht nur ein (böser) Traum. Muso schildert eine sehr dunkle Welt ohne Liebe, Arbeit und ohne Leben (Z. 8.), aus der das Leben verschwunden ist. Er beschreibt den Staat weiter als in den Straßen liegend in Z. 23 und wiederholt, da** er „kein Traum“ ist, er die Fäden gerissen hat und sein Verschwinden organisiert (Z. 83-86). Das lyrische Ich beschreibt sich selbst mit Metaphern aus der Mathematik, Architektur und dem Bauwesen und beleidigt sich anschließend selbst in „Wie mein Körper /ein Gesellschaftsbau von vielen / Der große Nenner unter ihnen / Ich heiße Einheitsarchitekt / Du kannst auch Blödman zu mir sagen.“ Dies wirkt sehr unpersönlich und ebenso betongrau, leblos und leer wie in den vorigen Beispielen. Von einem Vakuum in sich und gähnender innerer Leere erzählt es ebenso wie von dem Traum, „mit allem eins zu sein“ (Z. 53) . An einem folgenden Tag macht es wieder die negative Erfahrung mit dem eigenen Kissen (Z. 62) und spricht zu sich selbst „Wärst du doch bloß im Bett geblieben“ (Z. 26). Insgesamt skizziert er eine sehr dekadente Welt und spricht mit seinen Übertreibungen wie einem Kissen, das steinhart ist, auf poetische Weise Lebensthemen an, die viele Menschen in der Welt kennen: Ein Staat, der so viele Probleme hat und lebensfeindliche Umstände schafft, der in vielen Bereichen die Fäden nicht in der Hand hält und Probleme scheinbar nie in den Griff bekommt. Der alles andere als gut funktioniert, mit Mrd. von Schulden, Bildungsproblemen, u.a. Im persönlichen Bereich pendelt das Leben bei Muso zwischen tiefen, fast spirituellen Fragen, sowie utopischen Sehnsüchten hin und her zu oberflächlichen Handlungen wie Reisen in Städte der Welt, Drogen, Bars, einem lyrischen Du, das lieblos in drei Zeilen erinnert wird als Körperteile und Haut (Und mir fallen deine und meine Körperteile / Wieder ein / Und deine Haut.“, Z. 64-66)
Caspers Blick auf die Welt zeigt eine triste Realität von Jugendlichen in seinen Worten: „Eine Welt ohne Farben und ich will da nie mehr zurück / Sieh wie verrückt /Alle beten im Kriege, Prediger lieben / immer die Flasche neben der Bibel, er trägt die Kredite / Die Giebel am Dach, Treppe vorm Haus fehlt /Hauptsache der Zaun steht / Sieh die vergessenen Kids, eine betrogene Jugend /Interesse für nichts /Wieder 6 in Physik. (Scheiß drauf!) / Lässiger Blick, Messer gezückt / Legende der Clique, Rebelle für nichts
Es ist alles wider dem Leben hier“. „Eine Welt ohne Farben“ zeigt wie bei Muso eine Welt, bei der der lebhafte Inhalt fehlt, die Farben des Lebens. Die Welt ist voll Krieg, Alkoholismus, sogar in kirchlichen Kreisen, von Jugendlichen, die das Interesse am Leben verloren haben, der ihre Farben von Begeisterung, Kreativität und Lebensfreude fehlen. Die Jugendlichen haben große Misserfolge in der Schule und bleiben darüber völlig gleichgültig. Eine weitere lange Pa**age zeigt auf, mit welchen Problemen schon sehr junge Menschen unter 20 zu tun haben: Mit Schüchternheit, Befangenheit, Gewalt in der Schule und Ausgegrenzt-Werden, mit Übergewicht und allein danach beurteilt zu werden, Magersucht und Einsamkeit, mit fehlender Liebe, u.a. (Z. 43-49)
Andererseits zeigt er auch die Möglichkeit zu einem besseren Leben in dieser Welt. Sein lyrisches Ich macht, wie schon besprochen, einen Wandel durch, hin zu einer starken und erfolgreichen Persönlichkeit: „Sie sollen sehen, wie gerade eben
Die Sonne mich küsst und keiner kann auf die Parade regen / Es ist als würde ein Drei-Meter-Mann marschieren / Parkett unter mir jubeln und mich danach verlieren.“ Die Wortwahl Parade, Drei-Meter-Mann und Parkett in diesem Teil spricht eine Sprache des Nicht-Alltäglichen, Außergewöhnlichen, des Gefeiert-Werdens und der besonderen Größe. Wo früher ein „gläsernes Ich“ war, schüchtern und befangen, wenn man die Beschreibungen aus Z. 43-49 auf das lyr. Ich bezieht
Sido beschreibt im Text zu „Maske“ auch ein Stück der realen heutigen Welt, da es die Milieus von Gewalt, Drogen, Beleidigungen, schwerer Körperverletzung und Überheblichkeit zeigt. Allerdings nicht in einem kritischen Licht, das zur Vorsicht aufruft und im besten Fall vor solchen Einflüssen auf das eigene Leben warnt. Sondern im Gegenteil spricht er von diesen Umständen sehr verharmlosend und als seien sie nicht unendlich schädlich langfristig und illegal, sondern ein erstrebenswerter Lebensinhalt
C) SELBSTREFLEKTION:
Während bei Casper und Muso eine realitätsnahe Selbstreflektion zu finden ist, die bei Casper auch eine positive Charakter-Entwicklung zur Folge hat, ist bei Sido wenig ernsthafte Selbstreflektion zu finden. Bei der an*lyse seines lyrisches Ichs ist bereits zu sehen, da** es sich selbst als sehr erhöht wahrnimmt, während er andere durch Beleidigungen abwertet. Dadurch erschafft er eher ein ideales Selbstbild von sich, sowie ein minderwertiges Bild von anderen. Dies hat im Gegenteil wenig mit ehrlicher Selbstreflektion zu tun angesichts des ungesunden, kriminellen Lebensstils und zeigt eine Figur, die an der Realität ihres Lebens vorbei lebt. D.h., da** sie nicht realisiert, welche Charakterzüge sie hat und wie diese ethisch zu bewerten sind
Casper beginnt in „Unzerbrechlich“ im ersten Vers mit einem starken Hinweis auf Selbstreflektionen durch die Anrede „Liebes Tagebuch“. Dadurch leitet er seine Worte ein und es wird deutlich, da** es sich dabei um einen Tagebucheintrag handelt, dem Prototyp der Beschäftigung mit sich selbst und den Themen im eigenen Leben. In Zeile 19 findet sich ein Ort „Weit über den Dächern der Stadt“, der auch an eine Zeit der Ruhe abseits des Alltags erinnert. In den Worten danach spricht er von „Porzellan-Symphonien gescheiterter Liebe“ und es entsteht der Eindruck, da** er die Zeit an diesem Ort auch mit nachdenklichen Gedanken verbringt. In seiner Selbstreflektion steht das lyrische Ich, das über seine Vergangenheit, Gegenwart und ein wenig den Ausblick auf die Zukunft betrachtet. In seiner Vergangenheit hat es einige schmerzhafte Erfahrungen gemacht, was es ebenso in der Vergangenheit zu verändern geschafft hat. Soda** heute das Ergebnis seiner Transformation sichtbar wird: und zwar großer Erfolg und große andauernde Freude: „Sie sollen sehen, wie gerade eben / die Sonne mich küsst und keiner kann auf die Parade regnen.“, sowie Leichtigkeit: „Ich schwebe nun“. Auch reflektiert das Ich, wie das Ergebnis seiner inneren Arbeit nun einer großen Menge Menschen offenbar wird, was sich im Chorus ausdrückt durch die 4x-ige Wiederholung von „und der Vorhang fällt“
Auch der Künstler Muso beginnt „Eine eigene Geschichte“ mit einem sehr tiefen Gedanken, damit, da** wir scheinbar nie gefragt wurden, ob wir leben wollen oder nicht. Im weiteren Verlauf des Textes gibt er immer wieder Hinweise auf Fragen, in denen das lyrische Ich sich selbst reflektiert. Bei „zwischen verstehen wollen und handeln müssen“ spricht es den Kontrast an zwischen Reflektionen über die Welt und dem alltäglichen Handeln, die bei ihm immer in Kontrast zueinander stehen. Der Titel lautet „Eine eigene Geschichte“ und wird j**eils im wiederkehrenden Chorus erweitert: „Und eine eigene Geschichte / Aus reiner Gegenwart / Sammelt und stapelt sich um mich / Während ich durch die Gegend fahr.“ Hier wird der selbstreflektive Charakter des Textes sehr deutlich, da es schon im Titel um die eigene Lebensgeschichte geht, die nach und nach entsteht und das lyrische Ich dabei zusehen kann. Dies lässt auf ein waches und beobachtendes Auge des lyrischen Ichs schließen. Beobachtungen über den Staat sind genauso Inhalt wie jene über das eigene Leben des Ichs. An einigen Stellen denkt es sehr genau über sein Wesen nach: „Oh nee, weil ich so oberflächlich bin / kehrt sich mein Inneres nach außen / Steht mir bis hierhin und ins Gesicht geschrieben“ (Z. 27/28), „[…] in mir drin ein Vakuum […] und frage mich, wo ich gern wäre. Wo fang ich an, fang ich an? / Gähnende Leere / Wenn ich schon immer nichts mit was drumrum gewesen war […]“ Die wichtigen Fragen des Lebens, die Menschen schon seit Jahrhunderten stellen, sind hier zu finden: Wer bin ich? Wo will ich sein? Wo fange ich an mit meiner Selbst-Verwandlung? Seine Reflektionen umfa**en also den Staat, das eigene Selbst und sein Umfeld. Es hat eine große philosophische Dimension mit den schlagenden Metaphern, die seine Welt beschreiben (Gedanken/Stein, Licht/Mauer, Sonne/Eisen, Sprache/Trauer), als auch eine Spirituelle: „Und träum davon, mit allem eins zu sein“. Dies erinnert an spirituelle Ideen, die in diese Richtung gehen. Weiter reflektiert das lyrische Ich weiter seine Morgende und Aktivitäten, Beziehungen und sich selbst. Auch die Beobachtung von Aktivisten ist zu finden, im Vers „Macht verrückt, was euch verrückt macht!“, der an den Aufruf bei einer Demonstration erinnert. Insgesamt lässt Muso das lyrische Ich sehr breit, in vielen Bereichen, und auch sehr tief in der psychologischen und philosophischen Dimension seine Lebens-Realität reflektieren
Zusammenfa**end lässt sich bei Casper und Muso ein hoher Grad an Selbstreflektivität in den Texten finden. Beide beschäftigen sich tief mit dem eigenen Leben und dem Zustand der Welt. Auch beschreiben beide den Zustand der Erde und der eigenen Person in dieser facettenreich. Viele inspirierende Werte und Charaktereigenschaften finden sich in Caspers Raptext wieder, wobei Sido eher ein Beispiel für ein Leben zeigt, das nicht sehr erstrebens- und lebenswert ist
Mit “ Like all poetry rap is necessarily communication” spricht Adam Bradley eine entscheidende Funktion der Lyrik, und eben auch der Raplyrik an: Die Funktion der Kommunikation, die auch Jakobson ausführlich in „Linguistik und Poetik“ mit seinen 6 Funktionen der Sprache formuliert hat und über die auch vorher schon Karl Bühler in einfacherer Form geschrieben hat. Durch Literatur wird es möglich, da** ein Mensch seine Ansichten und Erfahrungen vielen anderen mitteilen kann 4. KAPITEL: WANDEL DURCH HIP HOP: Die Künstler sind ein wichtiger und wertvoller Teil in der Gesellschaft, der über solche Themen spricht. Ich kenne Lehrer, die sich einfach auf ihrem sicheren Beamtenstatus ausruhen und nicht viel Zeit investieren für die Lebenswege ihrer Schüler. Und ebenso von Eltern, die sich nicht die Mühe machen, über hohe Werte und Ziele, über tägliche Lebensproblematiken zu reden. Weil ich täglich sehe, in welchem Zustand unsere Welt ist, lässt sich auch vermuten, da** dies in weit weniger Schulen und Elternhäusern pa**iert als gut wäre für uns
Daher ist zwar die Lösung nicht, diese Verantwortung auf andere Teile in der Gesellschaft umzuverteilen. Vielmehr ist es unabdingbar, Eltern und Schulen wieder darin zu bestärken. Doch dabenen können Vorbilder aus der Populärkultur auch einen wertvollen Beitrag dazu leisten
Zusammenfa**end arbeite ich in diesem Teil positive Möglichkeiten heraus, die ich Rahmen der Literaturwissenschaft und Kulturpolitik sehe für den Umgang mit Literatur in der Welt. Bewusst gehe ich dafür mit evtl. momentan noch utopischen Gedankenspielen um, weil ich denke, da** nur sie eine Welt schaffen, wie wir sie wollen. Die ständig kleinen Kompromisse, die wir machen, reichen sichtbar nicht aus. Es benötigt wirklich tiefgreifende ethische Veränderungen, um zu schaffen, da** wir kollektiv unsere Verhaltensweisen ändern und die Welt für alle verbessern. Außerdem haben alle bisherigen Maßnahmen, die staatliche und andere Institutionen getroffen haben, nicht zu einem zufrieden stellenden Ergebnis geführt. Darin sehe ich die Notwendigkeit, nach neuen Maßnahmen zu suchen, die noch nicht gedacht wurden, um daraus Konzepte zu entwickeln und umzusetzen
Die an*lyse der Rap-Texte von Casper und Muso hat ergeben, da** sie beide die Stärke haben, ein Beispiel für tiefe Reflektionen zu sein. Zudem sind sie ein Medium, in dem Inhalte über die aktuelle Weltlage kommuniziert werden können. Die Dringlichkeit einer Veränderung unseres Verhaltens kann darin gut sichtbar werden. Als drittes Ergebnis wurde deutlich, da** sie Werte beinhalten, die für ein glückliches und verantwortungsvolles Leben unabdingbar sind. Sie sind damit Beispiele für positive Verhaltensweisen, mit denen wir unser Leben zu unserem Besten gestalten können. Die Werte waren in diesen Beispielen: Hoffnung, das Streben nach einem sehr erfolgreichen Leben, hohe Lebensziele, Fürsorge für andere, Vergebung nach schwierigen Zeiten, Durchhaltevermögen, Selbstrespekt, mit Zeit wertvoll umzugehen, Selbsthilfe, Selbstentwicklung, Stärke, Selbstbehauptung, Leichtigkeit, Unerschütterlichkeit, Positivität und Glück/glücklich zu bleiben. Durch diese Inhalte bringen die Texte Stimmungen in die Gesellschaft, die zu einem derartigen Verhalten inspirieren. Da** es in der jungen Generation ein großes Bedürfnis nach Orientierung für das eigene Leben und dieser Art von Poesie im Hip Hop gibt, zeigt die große Rezeption, die momentan in diesem Bereich in Deutschland zu sehen ist. Hierin liegt auch gleichzeitig die Chance, die ich sehe, um das Bedürfnis zu stillen und noch mehr junge Menschen zu erreichen
Für sehr relevant halte ich den Gedanken an einen ethischen „Code of conduct“
Heiner Meulemann erklärt in seinem Buch „Soziologie von Anfang an. Eine Einführung in Thema, Ergebnisse und Literatur“ das Prinzip der sozialen Kontrolle in einem Staat. Er schreibt: „Die Normalität abweichenden Verhaltens verlangt eine soziale Reaktion, nämlich soziale Kontrolle. Soziale Kontrolle kann man als den Prozess definieren, in dem Mitglieder einer Gruppe versuchen, einander von der Abweichung von sozialen Normen abzuhalten und zur Konformität mit ihnen zu bewegen.“ Unter anderem durch Gesetze soll reguliert werden, da** große Verstöße gegen das deutsche Wertesystem, z.B. gegen das Prinzip der Gewaltlosigkeit, nicht geschehen. Durch ein explizites Verbot von körperlicher Gewalt mit Folgen von Gefängnisstrafen o.a. In meinem Gedankenspiel zähle ich verbale und emotionale Gewalt dazu, d.h. Beleidigungen, die die Würde eines Menschen herabsetzen. Diese ist das höchste, was dem deutschen Grundgesetz nach geschützt werden muss. In Rap-Textstellen wie auch jüngst bei Shindy und Bushido in „Stress ohne Grund“ (2013) zu sehen war, sind häufig Gewaltandrohungen, das Abwerten des Gegenüber und ein Vermitteln von Minderwertigkeit des Anderen zu finden. Diese zählen für mich eindeutig zu Verhaltensweisen, die anderen auf subtilerer Ebene ebenso Schaden zufügen, wie Formen grober Gewalt. Deshalb ist meine These, da** die Kulturpolitik hier entscheidend zum sozialen Frieden und zur Unversehtheit seiner Bürger beitragen kann. Utopisch betrachtet ist das Ziel einer solchen Maßnahme ein Staat, indem Kritik auf konstruktive Weise geäußert wird. Und indem die Würde eines jeden Menschen auf praktische Art geachtet wird. In dem eine respektvolle Sprache zwischen allen Mitgliedern des Staates der Umgangston ist, der in das Wertesystem der Kultur übergeht. Sicher ist dies eine Haltung, die auf kontroverse Meinungen stoßen wird. Dennoch formuliere ich sie so, da ich denke, da** sie einen positiven Wandel in unserer Welt begünstigen kann. Wenn Negativbeispiele, verletzende, zu destruktivem Verhalten aufrufende Worte in der Öffentlichkeit nicht akzeptiert werden
Gleichzeitig halte ich es für sinnvoll, Künstler, die wertvolle Inhalte kommunizieren, gezielt zu fördern. Ich stelle die These auf, da** es ein Umdenken in der Gesellschaft begünstigen kann, wenn mehr positive Beispiele in der Öffentlichkeit sichtbar werden. Die Deutsche Welle endet Ihren Artikel über Casper, als den Retter des Hip Hop, mit dem Slogan: „Politisch korrekt und doch so cool“ Er scheint insgesamt eine gelungene Mischung aus einer ethischen Haltung zu leben und gleichzeitig „trotzdem“ von sehr sehr vielen jungen Menschen in Deutschland gehört zu werden. Es schlug zudem damit quasi auch eine große Schneise in die Jugendkultur für nachfolgende Rapper, die eine ähnliche Haltung vertreten und so zahlreich nachfolgten. Es gibt inzwischen wieder eine ganze Reihe deutscher Rapper, die einen verantwortungsvollen Lebensstil mit viel Coolness und Lebensfreude kombinieren. Dies halte ich für einen sehr wichtigen Faktor. Ich bin überzeugt, da** es noch viel mehr geben könnte, die ein ethisch verantwortungsvolles Bewusstsein für die einzig mögliche Wahl halten und die dies auf leichte Art in der Welt verbreiten könnten. Kulturpolitisch könnte es Förderprogramme geben, die finanzielle, sowie künstlerische u.a. Unterstützung geben. Um sich als Künstler zu entwickeln und sichtbar zu werden
Das Internet kann eine bedeutende Rolle spielen, weil es die neue Möglichkeit beinhaltet, Inhalte mit sehr vielen Menschen gleichzeitig zu teilen. Zu Zeiten des Briefes war es noch möglich, seine Worte an nur eine Person zu richten. Andernfalls wären Unmengen von Stunden und Material notwendig gewesen, um da**elbe zu erreichen. Da wir nun die E-Mail haben, soziale Netzwerke und Youtube, sind große Plattformen dazugekommen. Auf diesen können viele junge Menschen erreicht werden mit Inhalten, die unsere Natur, unsere körperliche und psychische Gesundheit dringend brauchen. Meine dritte These ist daher, da** es einen Wandel begünstigt, wenn zusätzlich diese Wege genutzt werden, um mit der jungen Generation zu kommunizieren. Dies kann in Form von Projekten pa**ieren, die Hip Hop mit weltveränderndem Potential vermehrt in den Diskurs bringen. Dies bleibt aufgrund des begrenzten Raumes in dieser Arbeit weiterführend zu untersuchen
Besonders wertvoll ist für mich dabei der deutschsprachige Rap, weil er auf Deutsch gut verstanden werden kann und er durch seinen poetischen Charakter dabei gleichzeitig Freude macht. Eine sehr entscheidende Kombination, die es sicher begünstigt, da** Menschen zuhören. Hält ein Politiker eine weitere trockene Rede und verkörpert seine Inhalte selbst nicht, ist die Wahrscheinlichkeit um einiges geringer, da** junge Leute zuhören und darüber reflektieren
Im realen Leben stelle ich mir auch Konzertreihen sehr wirkungsvoll vor. die auf ganz reale Weise erfahrbar machen, wie unterschiedlich eine Stimmung ist, wenn weltverändernde Themen, Texte über Lebensfreude und andere positive Lebensstile kommuniziert werden. Ebenfalls könnte die Kulturpolitik hier praktisch etwas tun, um diese Künstler präsenter zu machen, indem sie z.B. wiederholt Festivals organisiert, an denen mehrere Künstler zusammenkommen. Dies hätte bei sehr populären Künstlern eine große Öffentlichkeitswirkung und würde die wichtigen Themen mehr in den gesellschaftlichen Diskurs rücken. Begleitende Kunstausstellungen, Lesungen, Tanzaufführungen, u.a. könnten begleitend ein weiteres Medium sein. Die Bewegung des Hip Hop hat sich von Beginn an lebendig mit mehreren Künsten beschäftigt. Dabei war sie so überaus breit in der Welt erfolgreich, da** dies keinen belehrenden Charakter hat, sondern sogar die eigensten Wünsche der Jugend kulturübergreifend treffen kann
Um mit einer Stimme direkt aus dem Kreis des Hip Hop zu schließen, zitiere ich den
Rapper Common: “Hip Hop has so much power. The government can't stop it. The devil can't stop it. It's music, it's art, it's the voice of the people. And it's being spoken all around the world and the world is appreciating it. And it is helping to change things… It's definitely uplifting the ghetto and giving a chance for its voice to be heared.”
Dieses wundervolle Phänomen aus verschiedenen Künsten und ernst gemeinten ethischen Inhalten sollte daher nicht unbeachtet bleiben, wenn man über Verbesserung unserer Lebensumstände und unserem Umgang in der Welt nachdenkt 5. LITERATURVERZEICHNIS: Bradley, Adam: „The Anthology Of Rap“, New Haven, Conn.. u.a, 2010
Bradley, Adam: “Book Of Rhymes: The Poetics Of Hip Hop”, New York, 2009
Burchart, Kati: “Deutsche Rapmusik der neunziger Jahre”, Hildesheim, Zürich u.a. 2009
Kracht, Christian: Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten, Köln 2008
Meulemann, Heiner: Soziologie von Anfang an. Eine Einführung in Thema, Ergebnisse und Literatur, Wiesbaden 2006
Warning, Rainer: Lektüren romanischer Lyrik, Freiburg im Breisgau 1997
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Http://www.dw.de/casper-der-retter-des-hiphop/a-16135598 * zuletzt aufgerufen am 12.08.13 6. TEXTE: MUSO: EINE EIGENE GESCHICHTE:
Es hat uns niemand gefragt
Wir hatten noch kein Gesicht
Ob wir leben wollten oder lieber nicht
Hin und her
Und hin und her gerissen
Zwischen verstehen wollen und handeln müssen
Keine Liebe, keine Arbeit, kein Leben
An meinem Kissen schlag ich mir den Kopf auf
Und wenn der Tag kommt, bleibt es kleben
Und der Staat ist kein Traum
Sondern bleibt wie mein Kissen
Und ich gestalte da die Fäden, die rissen
Und weltverwaltender Zustand
Der sich durch mich und mich bewegt
Durch Gedanken aus Stein, aus Licht eine Mauer
Eine Sonne aus Eisen
Und eine Sprache aus Trauer
Und eine eigene Geschichte
Aus reiner Gegenwart
Sammelt und stapelt sich von selbst herum um mich
Während ich durch die Gegend fahr
In den Straßen liegt der Staat und sagt:
… Leute… ??
Was regst du dich um deinen Magen künstlich auf?
Wärst du doch bloß im Bett geblieben
Oh nee, weil ich so oberflächlich bin
Kehrt sich mein Inneres nach außen
Steht mir bis hierhin und ins Gesicht geschrieben
Mach verrückt, was euch verrückt macht
Mit Kissen vor dir stehen […] und in mir drin ein Vakuum
Geh ich durch Straßen voller Menschen dieser Stadt
Und frage mich, wo ich gern wäre
Wo fang ich an, fang ich an?
Gähnende Leere
Wenn ich schon immer nichts mit was drumrum gewesen war
Dann mach ich mir n'Schlitz ins Kleid
Und finde es wunderbar
Und eine eigene Geschichte aus reiner Gegenwart
Sammelt und stapelt sich
Von sich selbst herum um mich
Während ich durch die Gegend fahr
Also nichts wie raus aus Heidelberg
First we take Manhatten und dann ab nach Berlin
Da wo die Leude aus Heimweh hinziehn
Dazwischen Italien, isch will doch Genitalien
Berlin war (= engl. „Krieg“)
Gegen Holo-who und Holidays, dann geh ich?
Und zieh mir später noch was rein
Dann durch die Bars
Schlafen kann ich schließlich, wenn ich tot bin
Auf halber Strecke bleib ich liegen
Und träum davon, mit allem eins zu sein
Der Traum vom Staat
Der sich selbst reicht, der nichts beweist
Zusammen wächst, wie es sich gehört
Und verbreitet seinen Glauben
Gedanken aus Stein
Aus Licht eine Mauer
Eine eigene Geschichte aus reiner Gegenwart
Sammelt und stapelt sich von selbst herum um mich
Am nächsten Morgen bleibt das Kissen an mir kleben
Hab mir den Traum zur Wunde aus dem Kopf geschlagen
Und mir fallen deine und meine Körperteile
Wieder ein
Und deine Haut
Und ich denk dran, wo ich gern wäre
Hab aus der Wäsche raus geschaut
Entlang der Schichten, deren Dichte ich verwünsche
Wie mein Körper
Ein Gesellschaftsbau von vielen
Der große Nenner unter ihnen
Ich heiße Einheitsarchitekt
Du kannst auch Blödman zu mir sagen
Stimmt, und wenn alles ineinander pa**t
Hat es bald nix mehr zu bedeuten
Okay?!
Und eine eigene Geschichte aus reiner Gegenwart
Sammelt und stapelt sich von selbst herum um mich
Während ich durch die Gegend fahr
Und der Staat ist kein Traum
Er ist sogar in meinen Küssen
Und hat die Fäden gerissen
Und wenn von weitem der Zustand
Eher Raum als Position
Und so organisiert er sein verschwinden
Indem er sich durch mich bewegt
Durch Gedanken aus Stein
Aus Licht eine Mauer
Eine Sonne aus Eisen
Und eine Sprache aus Trauer
Eine Sprache aus Trauer
CASPER: UNZERBRECHLICH:
Liebes Tagebuch, heute kann keiner mir was. (Nein!)
Ich gebe nicht auf, bin was ich bin, nie wieder beuge ich mich
Augen über den Schultern, lache dem Neubeginn entgegen
Vergeude nicht eine Sekunde, hole mich raus
Dreh das Radio so was von laut auf
Sie sollen sehen, wie gerade eben
Die Sonne mich küsst und keiner kann auf die Parade regen
Es ist als würde ein Drei-Meter-Mann marschieren
Parkett unter mir jubeln und mich danach verlieren
Ich schwebe nun, lebe nun
über den Dingen und keiner kann was dagegen tun
Lebe gut, alte Welt schäme dich nicht
Vergiss das alte, gläserne Ich
Chorus:
Ich bin unzerbrechlich, unverletzlich
Mach mich unvergesslich
Bin unermesslich stark und der Vorhang fällt
Und der Vorhang fällt und der Vorhang fällt
Und der Vorhang fällt
Weit über den Dächern der Stadt
Und Porzellan-Symphonien gescheiterter Liebe
Wird alles wie meine Briefe des Glücks
Eine Welt ohne Farben und ich will da nie mehr zurück
Sieh wie verrückt
Alle beten im Kriege, Prediger lieben
Immer die Flasche neben der Bibel, er trägt die Kredite
Die Giebel am Dach, Treppe vorm Haus fehlt
Hauptsache der Zaun steht
Sieh die vergessenen Kids, eine betrogene Jugend
Interesse für nichts
Wieder 6 in Physik. (Scheiß drauf!)
Lässiger Blick, Messer gezückt
Legende der Clique, Rebelle für nichts
Es ist alles wider dem Leben hier
Mach's gut schöne Welt, ich vergebe dir
Chorus:
Ich bin unzerbrechlich, unverletzlich
Mach mich unvergesslich
Bin unermesslich stark und der Vorhang fällt
Und der Vorhang fällt und der Vorhang fällt
Und der Vorhang fällt
Zeit zum Vergeben, jeder von uns ist Kunst
Gezeichnet vom Leben, doch heute bin ich stark
Stampf auf. Ein Elefant ab dem heutigen Tag
Nie mehr der mit der Brille, der die Schläge ka**iert
Nie mehr der Schüchterne, mit dem keiner redet ab hier, der verlegen agiert
Nie mehr die Dicke der Kla**e
Nie mehr die magersüchtige, stumme Mitte der Ma**e. (Nein!)
Nie mehr der Freak im Club, wegen Musikgeschmack
Nie wieder ganz alleine, nie mehr wieder nicht lieb gehabt
Nie von anderen wie befangen, wird gebannt
Scheiß auf den Rollstuhl: Heute wird getanzt!
Die Sonne scheint für mich, denn ich bin, denn ich bin
Denn ich bin…
Chorus:
Ich bin unzerbrechlich, unverletzlich
Mach mich unvergesslich
Bin unermesslich stark und der Vorhang fällt
Und der Vorhang fällt und der Vorhang fällt
Und der Vorhang fällt
SIDO: MASKE:
Erschreck dich nicht, Sido ist schrecklich frisch
Ich hab dir schon auf dem ersten Tape gesagt, da** du zu hässlich bist
Du bist‘n Freak, dein Style belästigt mich
Ich würd euch allen gern gefallen, doch mein Label lässt mich nicht
Was bleibt mir übrig - 'n Fick geben natürlich
Ich setz die Maske auf, wer Angst hat macht die Tür dicht
Ich hab was für dich, so'n Ding zum einführen
Ich weiß, du wartest drauf, du hast den Arschficksong gekauft
Und dir beim Hören die Rosette ma**iert
In der Hoffnung, da** der Tag kommt an dem es pa**iert
Da** Sido kommt, Arsch bongt, deutschen Rap eincheckt
Rumbetteln hat kein Zweck, du bleibst whack
[Hook 2x]
Ich setz die Maske auf und schock die Welt
Ich geb'n Fick ob's euch gefällt
Geld, Sex, Gewalt und Drogen
Ich bin geboren für das Leben ganz oben
[Vers 2]
Yeh, uh, ich bin auf Aggro und komm in den Raum rein
Deine härtesten Kumpels hauen rein
Dich allein weg zu klatschen war locker
Ein Schlag auf den Kopf mit dem Barhocker
Deine Bodyguards kommen mit großen Knüppeln
Auf einmal ist die Sekte da und hinterlässt nur Krüppel
Was soll ich sagen, reden ist nicht mein Ding
Mein Ding ist lieber tief in dir drin
Ich bin was ich bin, komm klar oder verrecke
Mein Herz gehört den Drogen, dem Geld und der Sekte
Gestern bin ich bloß über den Wolken rumgeflogen
Und da hab ich gemerkt, ich gehöre ganz nach oben
[Hook 2x]
[Vers 3]
Ich hör sie laut schrei'n ["Da kommt Sido!" "Oh nein!"]
Die Männer geh'n, alle schönen Frauen bleiben
Wer mich nicht ran lässt und nicht mal kurz anbläst
Kann geh'n, weil noch genug ansteh'n
Zur Not würd ich für's Blasen auch‘n Mann nehmen
Mit schönen weichen Lippen, ich muss mir‘s ja nicht ansehn
Ich will meinen Spaß, ich ex mein Glas
Ich rauch mein Gras, das Leben ist beschissen
Muss ich was ändern, wenn dann sag's mir
["Nein man alles cool so, du wolltest'n Vertrag hier!"]
So kann das laufen A-doppel-G-R-O Berlin
Wenn du ganz nach oben willst brauchst du ein Team
[Hook 2x]
S-I-D zum ober kra**en O schreit Sido! [Sido!]
Ich bin S-I-D zum ober kra**en O schreit Sido! [Sido!]
[Refrain]
Yeah, ganz nach oben, und noch viel weiter
2000 und 4, Sido setzt die Maske auf
Direkt vom Block, ganz nach oben
Die Sekte
Aggro Berlin