Ich wohnte mal in einem Haus, in dem ich keinen kannte
So wenig wie die Stadt, in der ich lebte, ich kannte
Die Tanke, den Supermarkt und den Weg zur Bahnhaltestelle
Denn so oft es mir möglich war, wollte ich dort weg
Ich wusste nicht mal, wo die Müllcontainer stehen
Deshalb habe ich einfach alles auf einen Haufen gelegt
Und jedes halbe Jahr nachts in die Büsche geworfen
An diesem Ort hab ich einen Teil meiner Menschlichkeit verloren
Wenn mein Nachbar in der Küche stand, hab ich gewartet
Bis er weg war und so lange möglichst leise geatmet
Wir haben kaum geredet und nie zusammen gegessen
Eines Tages hatte ich dann auch seinen Namen vergessen
Ich war irgendwo eingeschrieben, anfangs ging ich hin
Doch wenig später dann schon gar nicht mehr, denn alle waren behindert
Oder zu dumm oder zu schlau oder einfach nur zu nett
Ich hatte keinen Bock auf niemand und lag stundenlang im Bett
Ich hab diesen Ort geha**t, ich hab jeden Tag verflucht
Mit jedem Wort, das ich schrieb, mit jedem Atemzug
Konnte oft nicht schlafen dank dieser unbestimmten Angst
Und dem Gefühl, da** jeder irgendwas von mir verlangt
Das war mir alles zu viel, das war mir alles zuwider
Hab nur mit Kolle gechattet und so ein Album geschrieben
Ich war nicht im AStA, nein, ich kam nicht auf Parties mit
Ich hab mich von morgens bis abends in den Schlaf gekifft
Alles, was ich sah, war eine finstere Zukunft
Und ich kannte kein Essen außer Tiefkühlpizza und Nudeln
Saß betäubt vor dem Bildschirm mit ner Müllermilch
Wollte nicht daran denken, wie mein Vater zu Hause im Müll versinkt
Ich hatte keine Freunde dort, ich wollte keine haben
Ich hab so gut wie nie jemand zu mir eingeladen
Ich saß nur vorm Computer, den ganzen Tag vorm Computer
Und machte im Grunde gar nichts – no future
Ich hab nur Rap gehört, den ganzen Tag Rap gehört
Wenn das Telefon geklingelt hat, habe ich weggehört
Erst ging das TV nicht mehr, später dann das Internet
Doch ich hab mich nie beschwert, ich hatte ja Kiff und Rap
In meinem kleinen Zimmer, versteckt vor der Außenwelt
Ganz alleine, so als wär ich auserwählt
Nein, ich wusste nicht, wie mir geschah, aber sah eines Tages
In den Spiegel und hatte lange Haare und einen Bart, tja
Die Anderen machten Scheine
Ich blieb alleine zu Hause und bewegte mich in etwa so viel wie ne Leiche
Und mit dem Vermieter habe ich mich eigentlich verstanden
Doch als er dann mein Zimmer sah, wurd er weiß wie eine Wand
Von einem Tag auf den anderen bin ich verschwunden
Paar Details hab ich vergessen, das liegt alles jetzt im Dunkeln
Wahrscheinlich hab ich schon verdrängt, wie es wirklich war
Doch manchmal wach ich nachts auf und denke, ich war grad da – Siegen