Andreas Gryphius
An die umbstehenden Freunde
XLVII.
IHr Libsten / die ihr mich das Wohn-Hauß grimmer Noth /
Den abgezehrten Leib / und die verdorrten Hände /
Diß sterbende Gesicht / und mein betrübtes Ende /
Mit na**en Augen schaut; traurt nicht umb meinen Tod:
Da / als der Welt ade der wehrte Bruder bott /
Nach dem ich jden Tag viel tausend Seuffzer sende /
Mit dem die Schwester schid' als meiner Libsten Wände
In Flammen gingen ein / und wurden Grauß und Kot /
Da fil mein Leben hin. Mein Fleisch der Eltern Gabe /
Ligt nunmehr schon und fault in nicht nur einem Grabe /
Diß was ihr für euch seht / ist ein Gespenst und Dunst.
Diß Feber kompt zu spät. Der Tod wird hir nicht finden /
Was acht ich seinen Pfeil / ich muß ohn diß verschwinden /
Itzt nun mein Tag anbricht. Habt danck für eure Gunst.