Andreas Gryphius
Grabschrifft eines hochberümbten Mannes
XXXVII.
HIr lig ich / nicht mehr ich / ein abgelebte Leichen
Ruht unter disem Stein / der Geist /der Erd' und See
Vnd Sternen durchgesucht / sucht nunmehr in der Höh'
Die ewig' Ewikeit / die hir nicht zuerreichen,
Die Welt hat nichts als Dunst / was lebt muß stracks erbleichen:
Die Wissenschafft ist Wahn; dieSchönheit / leichter Schnee'/
Der Adel frembde Pracht. Zeigt etwas das itzt steh'
Vnd nicht dem rauen Grimm der Zeiten müsse weichen.
Mein Gutt / mein Stand ist hin / kein Freund weiß mehr von mir /
Mein Ruhm hat auch sein Grab / man läst doch alles hir /
Vmb daß ihr Menschen pflegt / was Ewig / zu verliren.
Diß was ihr Leben nennt' ihr Sterblichen / ist tod
Was ihr für tod anschaut ist Leben sonder Noth.
Die Welt muß in die Grufft / die Grufft zum Himmel führen.