Andreas Gryphius
Vber die unterirrdischen Grüffte der Heiligen
Martyrer zu Rom
XLII.
Hlr beuge Knie und Haupt! die unterirrd'schen Gänge
Die Grüffte sonder Licht / die du bestürtzter Christ /
Nicht ohn Entsetzen sihst / die waren als die List
Vnd Macht Gott Krig anbott / nicht Tausenden zu enge.
Die Leichen sonder Zahl / der Heilgen Cörper Menge
Sind die / auff die sich Höll und Welt umbsonst gerüßt
Die Pein und Tod gepocht / die Pfal und Schwerdt geküsst /
Die nach der Quaal gerennt mit frölichem Gedränge.
Hir ists wo Christus Kirch / mit feurigen Gebeten
Von Blutt und Thränen naß / Gott vor Gesicht getreten
Die stets der Welt abstarb / must unter Leichen seyn.
Die ewig wachsen solt; must allhir Wurtzel finden /
In diser finstern Nacht must ihr Licht sich entzünden
Die auff den Fels gegründt / wohnt' unter lauter Stein.